Reaktionen auf Tod des ersten katholischen Kirchenoberhaupts aus der Region: Große Trauer vor allem im linken politischen Lager
Buenos Aires, 22.04.2025 (KAP) Im Lateinamerika, Heimatkontinent von Papst Franziskus und auch der meisten Katholiken weltweit, stößt die Nachricht vom Tod des ersten Kirchenoberhaupts aus der Region auf große Betroffenheit. Kirchenführer wie der aktuelle Nachfolger von Jorge Mario Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Garcia Cuerva, stellten fest: "Der Papst der Armen ist von uns gegangen." Franziskus habe sich für die Armen, die Kranken, die Alten und die Migranten eingesetzt. Doch auch in den Stellungnahmen der Regierungsvertreter dominierte die Trauer.
Argentiniens libertärer Präsident Javier Milei hob "trotz der Differenzen, die heute geringfügig erscheinen" die "Güte und Weisheit" des Verstorbenen hervor. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Kirchenoberhaupt war von politischen Spannungen geprägt. Der Papst hatte die Spar- und Kürzungspolitik des Präsidenten kritisiert, dieser warf ihm wiederum vor, ein "Modell der Armut" zu bevorzugen. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten sei es eine Ehre gewesen, ihn kennengelernt zu haben, so Milei, der ihn zudem als "spirituellen Führer" bezeichnete.
Auch in anderen Ländern des Papst-Heimatkontinents sorgte die Todesnachricht für große Anteilnahme. Mexikos linksgerichtete Präsidentin Claudia Sheinbaum würdigte Franziskus als einen "Humanisten, der sich für die Armen, den Frieden und die Gleichheit entschieden hat". Sie fügte hinzu: "Er hinterlässt ein großes Vermächtnis der wahren Nächstenliebe. Für Katholiken und Nicht-Katholiken gleichermaßen ist es ein großer Verlust. Es war eine große Ehre und ein Privileg, ihn gekannt zu haben. Möge er in Frieden ruhen."
Respekt, Toleranz und Solidarität
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva betonte, dass "die Menschheit heute eine Stimme des Respekts und des Willkommens für unsere Nachbarn verliert". Franziskus habe die Liebe, die Toleranz und die Solidarität gelebt und propagiert, die Grundlage der christlichen Lehren sei. "Der Heilige Vater ist von uns gegangen, aber seine Botschaften werden in unseren Herzen bleiben", so Lula.
In Caracas meldete sich Venezuelas sozialistischer Machthaber Nicolas Maduro zu Wort. "Papst Franziskus war ein innovativer geistlicher Führer, dessen klare und mutige Stimme die Ungleichheiten des herrschenden Systems anprangerte", lobte der De-facto-Diktator. Aus seiner lateinamerikanischen Herkunft heraus habe er einer Kirche Impulse gegeben, die sich für die Belange der Armen, den Schutz der Mutter Erde und den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen einsetze. "Sein Pontifikat wird in Erinnerung bleiben - für seine tiefgehende Berufung für die Ausgeschlossenen, für seinen pastoralen Mut und für seine Fähigkeit, die Hoffnung der Menschen zu erneuern", so Maduro. Venezuela werde Franziskus immer als einen aufrichtigen Freund in Erinnerung behalten.
Kuba: "Bruder Papst Franziskus"
Die staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur "Prensa Latina" im kommunistischen Kuba betonte, der Papst habe "immer seinen Respekt und seine Freundschaft für Kuba gezeigt" und die Wirtschaftssanktionen der USA verurteilt. Auch Evo Morales, von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens, dem ein enges Verhältnis zum Papst nachgesagt wird, äußerte sich. "Bruder Papst Franziskus ist von uns gegangen und wird nun in der Gegenwart Gottes sein. Er war ein ständiger Diener des Evangeliums, aber auch ein Verteidiger der Menschenrechte, der geistigen Werte, des Humanismus und vor allem der Gerechtigkeit", lobte der Sozialist.
Von den rechtsgerichteten oder wirtschaftsliberalen Regierungen des Kontinents fielen die Beileidsbekundungen für Franziskus weit knapper aus. El Salvadors autoritär-konservative Präsident Nayib Bukele bezeichnete den verstorbenen Pontifex als "Mann, der mit Demut, Tapferkeit und Liebe das Herz von Millionen geprägt hat", nannte den Lebensweg von Franziskus eine "gute Schlacht" und "vollendete Aufgabe" und würdigte den Beitrag zum Weltfrieden und zu globaler Solidarität. Der paraguayische Präsident Santiago Peña bekundete seine Trauer und würdigte Franziskus als moralische Instanz in der Region.
Ortega-Vorwurf der "Manipulation"
Wer scharfe Kritik an Papst Franziskus und an der Kirche sucht, findet sie beim Diktatoren-Ehepaar Daniel Ortega und Rosario Murillo in Nicaragua. Ihr als "Beileidsbotschaft" betiteltes Schreiben enthält statt Bedauern Hinweise auf eine "schwierige, wechselhafte" Beziehung zum "ersten Papst unseres amerikanisch-karibischen Kontinents", geprägt von "Manipulationen, die alle kennen", und einer "gestörten Kommunikation". 2023 hatte Franziskus das Regime als "grobe Diktatur" bezeichnet und mit autoritären Systemen des 20. Jahrhunderts verglichen, worauf Ortega die diplomatischen Beziehungen abbrach. Seither eskalierte die Verfolgung der Kirche, mit Verhaftungen und Verbannungen ihrer Vertreter und Beschlagnahmungen ihres Besitzes.
Unter Nicaraguas Katholiken gab es indes inständige Gebete für den verstorbenen Papst. Kardinal Leopoldo Brenes ordnete landesweite Gedenkgottesdienste und Glockenläuten an.