Schönborn: Papstamt ist für jeden eine Überforderung
21.04.202521:08
Österreich/Vatikan/Papst/Tod/Schönborn
Kardinal in ORF-Sondersendung über Anforderungen an nächsten Papst und wie er persönlich Papst Franziskus erlebte
Wien, 21.04.2025 (KAP) Kardinal Christoph Schönborn hat Montagabend im Interview in einer ORF-Sondersendung zum Tod von Papst Franziskus einmal mehr betont, dass er neben großer Trauer auch tiefe Dankbarkeit für das Wirken des Papstes empfinde; und auch Freude darüber, dass er zu Ostern heimgehen durfte. Darauf angesprochen, welche Eigenschaften der nächste Papst mitbringen müsse, meinte der Kardinal, dass grundsätzlich niemand für dieses Amt geeignet sei. Das Papstamt - der Papst ist Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit - sei für jeden eine Überforderung. Neben einem tiefen Glauben müsse der künftige Papst aber zweifellos die Gabe haben, angesichts der unglaublichen Vielfalt der weltweiten Katholischen Kirche zu verbinden. Und er müsse über die Grenzen der eigenen Kirche hinaus schauen.
Im Blick auf Papst Franziskus sagte Schönborn: "Dieser Mann hat so viel bewegt und jetzt mit 88 Jahren darf man abtreten. Er hat uns großartige Wege geöffnet", sagte Schönborn wörtlich: "Er durfte zu Ostern sterben. Bitte, was ist für einen Christen schöner? Wir glauben ja an die Auferstehung. Traurig bin ich, weil er uns fehlt, glücklich bin ich, weil er heimgekehrt ist." Er habe Papst Franziskus auch persönlich sehr gemocht, "und ich glaube, wir hatten eine sehr, sehr gute Beziehung."
Der Kardinal erzählt im Interview auch eine Anekdote, wie er den Papst persönlich erlebt hatte: "Ich treffe ihn am Gang im Gästehaus Santa Marta und er fragt mich: 'Wo gehen Sie hin?" - 'Zur Sitzung des Synodenrates.' - 'Ach, dann kommen Sie doch gleich mit mir mit dem Auto.' - Er nimmt mich mit hinunter in die Garage und wir steigen in den kleinen Fiat ein. Er sitzt vorne neben dem Fahrer, ich sitze hinten und los geht die Fahrt. Und zur Überraschung der Schweizergardisten fährt er aus dem Vatikan hinaus. Die Sitzung war außerhalb des Vatikan. Und ich habe mir gedacht, vielleicht geht er auch zu dieser Sitzung. Aber nein, er bringt mich dorthin und wie wir ankommen, sagt er, es hat ihm Spaß gemacht, ein bisschen auszubüxen aus dem Vatikan. Er hat mich verabschiedet und ist wieder zurückgefahren. Das war Franziskus, wie er leibt und lebt."