Katholische Laien: Franziskus war "Segen für Kirche und Welt"
21.04.202513:05
(zuletzt bearbeitet am 21.04.2025 um 16:19 Uhr)
Österreich/Kirche/Papst/Religion
Laienrats-Präsident Mazal würdigt Einsatz "für jene, die am Rand der Gesellschaft stehen, ohne auf jene zu vergessen, die sich redlich im Weinberg des Herrn mühen" - Katholische Aktion und Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände trauern um "Brückenbauer"
Wien, 21.04.2025 (KAP) Der Präsident des Katholischen Laienrats Österreichs (KLRÖ), Wolfgang Mazal, hat das Pontifikat von Papst Franziskus als prägend und zukunftsweisend gewürdigt. Schon der letzte Ostersegen "Urbi et orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis") des Papstes auf dem Petersplatz ist laut Mazal "bezeichnend für sein Pontifikat" gewesen: "Als Segen für Kirche und Welt hat er die letzten Jahre geprägt: Der Einsatz für jene, die am Rand der Gesellschaft stehen, ohne auf jene zu vergessen, die sich redlich im Weinberg des Herrn mühen", erklärte Mazal in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress.
Papst Franziskus sei es "in vielfältiger Weise gelungen, Brücken zu bauen" - etwa zu anderen Religionen, politisch Verantwortlichen weltweit sowie Missbrauchsbetroffenen. Zugleich habe er den Dialog sowohl mit gläubigen Katholiken als auch mit Kirchenfernen gesucht.
Mazal verwies auch auf die inhaltlichen Impulse des Papstes: "Viele seiner Gedanken haben weithin Beifall aber auch Widerstände - in Kirche und Welt - ausgelöst." Dies betreffe zentrale Aussagen zu Umweltfragen ebenso wie zur Bedeutung der Familie in Kirche und Gesellschaft.
Besonders hob der Präsident des KLRÖ auch die Aufwertung von Laien und Frauen in der katholischen Kirche hervor: "Unvergessen wird die Aufwertung von Laien in der innerkirchlichen Willensbildung und die Öffnung von kirchlichen Ämtern auf allen Ebenen bis in die römische Kurie für Frauen in entscheidenden Funktionen bleiben", so der Professor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien wörtlich. Beide Entwicklungen seien "wohl unumkehrbar und Marksteine auf dem Weg einer geschwisterlichen Kirche".
Als "zentrale Weichenstellung" hob Mazal zudem die Einberufung der Weltsynode und die Einführung eines synodalen Prozesses hervor. "Nicht die Antwort aus der Perspektive der Hierarchie, sondern das gemeinsame Suchen auf Antworten stehen für die Wahrnehmung der Leitungsaufgabe durch Papst Franziskus", so der Präsident des Katholischen Laienrats. Dass ein Pastor - so eines der Bilder des Papstes - "den Geruch der Herde annimmt", habe Franziskus "gültig gezeigt, als er das letzte Dokument der Weltsynode ohne Änderung als seinen Willen in Kraft setzte".
Abschließend sprach Mazal Papst Franziskus selbst seinen österlichen Wunsch zu: "Der Wunsch 'buona pasqua', den wir gestern aus seinem Mund vernommen haben, möge auch den verstorbenen Papst begleiten: sein Glaube an die Auferstehung möge sich erfüllen. Lux perpetua luceat ei!"
AKV: Fürsprecher der Schwächsten
Auch die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) betonte die Rolle von Franziskus als Brückenbauer "in einer Zeit der Kriege und Krisen" zwischen den christlichen Kirchen, den Religionen der Welt und den Kulturen. "Papst Franziskus war der Bischof der Weltsynode. Sein Anliegen galt immer den Schwächsten in der Gesellschaft," stellte AKV-Präsident Matthias Tschirf gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress fest.
Der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, erklärte: "Papst Franziskus hat der Kirche ein unumkehrbares synodales Gesicht gegeben und insbesondere den Armen und Flüchtlingen Hoffnungsperspektiven aufgezeigt." Sein Engagement für Migranten sei für viele Mächtige ein Stachel im Fleisch gewesen, habe aber dazu beigetragen, "unsere Welt menschlicher und christlicher zu machen". Hohl sprach von einem "erfrischenden und unkonventionellen Pontifikat", dass der Kirche "überraschend ein neues, hoffentlich unumkehrbares synodales Gesicht" verpasst hatte.
KAÖ: Brückenbauer und Ermutiger
Der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder, würdigte Franziskus als einen "Mann der Überraschungen". Schon seine Namenswahl sei ein deutliches Zeichen für einen neuen Stil gewesen. Seine ersten Handlungen und Reisen hätten gezeigt, dass ihm der Dienst an und mit den Menschen ein zentrales Anliegen war. Sein Satz "Betet für mich" habe von Beginn an eine partnerschaftliche, synodale Tonalität ausgestrahlt, so Kaineder. "Immer und überall ist er als Ermutiger für einen Dienst an und mit den Menschen aufgetreten" und habe dabei "Hoffnung und Zuversicht selbst in schwierigsten Situationen geschaffen".
"Franziskus habe mit seinen klaren Worten und Gesten Hoffnung und Zuversicht gespendet - auch über kirchliche Kreise hinaus", so Kaineder. Besondere Aufmerksamkeit fanden seine Besuche bei Geflüchteten, etwa auf Lampedusa. Mit seiner Enzyklika Laudato si' habe er zudem 2015 einen weltweiten Impuls zur sozial-ökologischen und spirituellen Transformation gesetzt, betonte der KA-Präsident.
"Kirchenintern hat er auf verschiedenen Ebenen vor dem selbstreferentiellen Klerikalismus gewarnt", so Kaineder, der auch die interne Kritik an den Papst verwies: "Seine konsequente Art, mit dem Menschen zusammen Kirche zu sein, haben viele im hierarchischen Kirchenbild als echte Zumutung erlebt." Das Christsein sah er, so Kaineder, nicht in der Komfortzone, sondern "an den Rändern, in der Fremde, im Anderen und in der Gemeinschaft über die eigenen Zirkel hinaus". Besonders positiv strich der KA-Präsident auch die von Franziskus initiierte Weltsynode heraus, auch "wenn wesentliche Anliegen - etwa Geschlechtergerechtigkeit oder mehr Mitbestimmung - bisher nicht in kirchenrechtliche Strukturen überführt werden konnten". Wobei Kaineder dies auf innerkirchliche Widerstände zurückführte.
Wiener Katholische Aktion: "Papst der Herzen"
Als "Papst der Armen", "Verfechter des Umweltschutzes" und "Visionär" hat die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien Papst Franziskus gewürdigt. Sein Wirken sei geprägt gewesen von einer tiefen Spiritualität und einem klaren Bekenntnis zur Verantwortung gegenüber der Schöpfung Gottes, hieß es in einer Aussendung am Montag. Besonders seine Enzyklika "Laudato Si", die heuer im Mai ihren 10. Jahrestag feiert, habe nicht nur die katholische Kirche, sondern darüber hinaus Aktivisten und umweltbewusste Menschen unterschiedlicher Konfessionen weltweit inspiriert, sich mit den drängenden Fragen des Klimawandels auseinanderzusetzen.
KA-Wien-Präsident Reinhard Bödenauer zufolge habe Franziskus eindringlich an den Schutz der Schöpfung als "moralische Verpflichtung" erinnert. "Er appellierte an unser Gewissen, die Erde als unser 'gemeinsames Haus' zu betrachten und die Verletzlichkeit der Umwelt ernst zu nehmen." Der verstorbene Papst fordere dazu auf, die Stimme der Armen und der von Umweltzerstörung Betroffenen zu hören und sich für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Frieden einzusetzen. "Seine Worte waren ein Aufruf zum Handeln über religiöse Grenzen hinaus und sein Zugehen auf Menschen zeugte von seiner authentischen Menschlichkeit", so Bödenauer. Auch die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien habe mehrere vom Papst inspirierte lokale Initiativen gestartet.
Im globalen Dialog habe Papst Franziskus dazu ermutigt, "konkrete Schritte zu setzen, um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und auf Augenhöhe und nicht von oben herab mit Menschen im globalen Süden zu handeln". Seine Vision einer integralen Ökologie, einer fairen Wirtschaft und eines guten Lebens für alle, für soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, sein Einsatz für die Jugend und den Frieden "werden unser Tun weiterhin begleiten", so der KA-Präsident. Zudem würdigte Bödenauer den unter Papst Franziskus eingeführten synodalen Umgang miteinander: "Wie wir reden, wie wir denken, wie wir aktiv einander zuhören, wie es uns Papst Franziskus in seinem Synodendokument hinterlassen hat, wird unsere weitere Arbeitsweise als KA prägen."
Die KA trauere um ihren "Papst der Herzen", der "mit Mut und Mitgefühl die Herausforderungen unserer Zeit angegangen ist". Sein Erbe werde in den Herzen der Gläubigen und in den Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung weiterleben. Und Bödenauer schloss mit den Worten: "Möge sein Aufruf zur Achtsamkeit und Verantwortung uns alle inspirieren, uns weiterhin für eine gerechtere, friedlichere und nachhaltigere Welt einzusetzen."
Kirchensportler betrauern "Sportsfreund"
Auch die Diözesansportgemeinschaft Österreichs (DSGÖ) bekundete große Trauer über den Tod von Papst Franziskus. "Wir werden einen lieben Sportsfreund im Himmel als unseren Fürsprecher haben", fand DSGÖ-Vorsitzender Sepp Eppensteiner auch Worte der Hoffnung. Papst Franziskus habe als "Freund des Sports" vielfach versucht, die Themen Sport und Frieden zu verknüpfen. Er habe auch einen zentralen, bleibenden Auftrag hinterlassen: "Geht hinaus an die Ränder der Gesellschaft und der Kirche." Diesen wolle auch die DSGÖ weiterhin erfüllen.
Vor großen Sportgroßereignissen habe Franziskus gefordert, die Waffen ruhen zu lassen. Seine vermittelten Werte wie Bescheidenheit, Liebe zu den Menschen und zum Evangelium, Hilfe für die Ärmsten, Frieden und eben an die Ränder der Kirche und Gesellschaft zu gehen, hätten Bestand. "Um es sportlich auszudrücken: Mit seinen christlichen Botschaften und gelebten Werten hat er der Kirche und der ganzen Welt viele Siege geschenkt", so Eppensteiner.
Sport sei nicht nur eine Form der Unterhaltung, sondern auch "ein Mittel zur Vermittlung von Werten, die das Gute im Menschen fördern und zum Aufbau einer friedlicheren und brüderlicheren Gesellschaft beitragen", erinnerte Eppensteiner an Aussagen von Papst Franziskus. Die Kirche stehe dem Sport nahe, weil sie an das Spiel und die sportliche Betätigung als einen Ort der Begegnung, der Wertebildung und der Brüderlichkeit glaube.
Cartellverband betont "unkonventionellen Stil"
Seitens des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV) äußerte sich Präsident Philipp Stadler-Simbürger tief betroffen von Ableben von Papst Franziskus. Dieser habe der Kirche wichtige Impulse mitgegeben. "Besonders beeindruckend war sein Augenmerk auf die Schwächsten der Gesellschaft, für die er immer offene Augen hatte. Das ist für uns Vorbild und Mahnmal." Im Stil sei Franziskus manchmal unkonventionell gewesen, er habe dadurch aber oft wichtige Debatten angestoßen, so der ÖCV-Präsident.