Ordenskonferenz: Franziskus war Erneuerer, Brückenbauer und Hirte
21.04.202514:50
(zuletzt bearbeitet am 21.04.2025 um 14:58 Uhr)
Österreich/Papst/Tod/Orden
Vorsitzende der Ordenskonferenz, Erzabt Birnbacher und Sr. Madl, würdigen verstorbenen Papst aus den Reihen der Jesuiten
Wien, 21.04.2025 (KAP) Die Österreichische Ordenskonferenz hat Papst Franziskus als Erneuerer, Brückenbauer und Hirte gewürdigt. Als erster Ordensmann auf dem Stuhl Petri seit mehr als 150 Jahren habe der verstorbene Papst die Spiritualität des Jesuitenordens in Verbindung mit der Einfachheit und Radikalität des hl. Franz von Assisi gelebt, hieß es am Montag in einer Aussendung. Die beiden Vorsitzenden der Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Madl, sowie Generalsekretärin Sr. Christine Rod äußerten sich tief betroffen vom Ableben des Papstes.
"Papst Franziskus hat viele neue Wege in der Kirche und im Vatikan beschritten. Er war ein echter Erneuerer und hat oft auch kräftig umgerührt in der kirchlichen Selbstverständlichkeit", so Birnbacher: "In seinem unermüdlichen Einsatz für eine arme und menschennahe Kirche hat er Barrieren abgebaut, alte, eingefahrene Strukturen aufgebrochen und einem überzogenen Klerikalismus den Kampf angesagt."
Den Ordensleuten habe er stets die echte Freude am Leben zugetraut "und nichts hat ihn mehr aufgebracht, als wenn eine 'Inkohärenz', eine skandalöse Differenz zwischen Sein und Schein, offensichtlich wurde", so Birnbacher. Papst Franziskus seien "viele Schritte hin zu einer weltoffeneren, menschlicheren Kirche gelungen - nicht zuletzt mit dem weltweiten synodalen Prozess".
Darüber hinaus habe der Papst der Kirche "eine geradezu poetische Theologie der Zärtlichkeit geschenkt und vorgelebt". Besonders freue ihn, so Birnbacher, dass Franziskus in der Priesterausbildung neben den großen Texten der Theologie auch auf profane, klassische und zeitgenössische Literatur setzte. "Papst Franziskus hat immer über den Tellerrand der kirchlichen Selbstbezogenheit hinausgeschaut und damit auch in der Welt durch symbolträchtige Handlungen für Aufmerksamkeit und positives Staunen gesorgt."
Auch sei Franziskus ein "Papst der ersten Male" gewesen: Seine Begrüßung der Weltkirche am Tag seiner Wahl mit einem schlichten "Buona sera" vom Balkon des Petersdomes aus, das Beispiel der Fußwaschung an Frauen und Gefangenen am Gründonnerstag, oder auch sein Besuch auf Lampedusa als erster Papst - all das seien Zeichen eines neuen Stils gewesen. Freilich: "All dies fand aber nicht immer nur Bewunderer, sondern rief oft auch Widerstand hervor."
Fazit von Erzabt Birnbacher: "Papst Franziskus war ein großer Papst. Sein prophetisches Zeugnis wird der Kirche fehlen."
Papst Franziskus als Brückenbauer
Sr. Madl würdigte den Papst als "Brückenbauer, also ein 'Pontifex' im wahrsten Sinne des Wortes". Er habe es verstanden, Menschen unterschiedlichster Herkunft, Weltanschauung und religiöser Überzeugung zusammenzubringen, und sei ihnen stets auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet. Gleichzeitig habe der Papst innerkirchlich auch viele Kritiker gehabt. "Den einen ging es mit Reformen nicht schnell genug, den anderen war jeder kleine Schritt schon einer zu viel", so Madl.
Papst Franziskus sei jedenfalls trotz allem stets authentisch und seiner Berufung treu geblieben, "obwohl es sicherlich oft schwer für ihn war". Dass er das ausgerufene Heilige Jahr 2025 besonders unter das Motto der christlichen Hoffnung gestellt hat, sei wohl kein Zufall gewesen. Madl: "Unvergessen bleiben mir die Szenen während der Corona-Pandemie, als er fast ganz allein auf dem leeren, dunklen Petersplatz stand und für die Welt und alle Menschen betete."
"Ausgerechnet am Ostermontag, als die Jünger auf dem Weg nach Emmaus dem Auferstandenen begegnen, durfte er heimgehen und sein Leben zurücklegen in Gottes liebende Hand", schloss Madl.
"Ein ungewöhnlicher Mensch"
"Papst Franziskus war ein ungewöhnlicher und unruhiger Mensch. So unruhig, dass wir durch ihn begriffen haben, was in einer heutigen Kirche notwendig ist. Und wir haben durch ihn gelernt, was alles möglich ist oder möglich sein könnte": Das betonte Generalsekretärin Sr. Rod, und weiter: "Wir verdanken Papst Franziskus den großen synodalen Prozess, der zwar nicht fertig ist, aber der unumkehrbar ist. Vieles von dem, was er im Laufe seiner Papstjahre angestoßen hat, ist zum Segen geworden."
Papst Franziskus und die Orden
In der Aussendung der Ordenskonferenz wurde auch die besondere Prägung des Papstes durch verschiedene Orden festgehalten. 1958 trat er in den Jesuitenorden ein. Als Papstname wählt er Franziskus in Anlehnung an den heiligen Franz von Assisi, den Gründer des Franziskanerordens. Die Kindheit und Priesterberufung von Jorge Mario Bergoglio sei stark geprägt gewesen von den Salesianer Don Boscos, zudem rettete ihm die italienische Ordensfrau Sr. Cornelia Caraglio von den Dominikanerinnen 1957 nach seinen eigenen Angaben das Leben, als sie ihn nach einer schweren Lungenentzündung pflegte.
Auch einen lange gehegten Wunsch von Ordensgemeinschaften habe der Papst wahr werden lassen: Seit 2022 können auch Brüder ohne Priesterweihe höhere Obere werden.