Österreichische Kirchenreformbewegungen trauern um Papst Franziskus
21.04.202515:35
Österreich/Papst/Tod/Kirche
"Wir sind Kirche", "Pfarrerinitiative", "Laieninitiative" und "Priester ohne Amt" lobten Papst als "Türöffner" - Kritik an Umgang mit Zölibat und "Frauenfrage"
Wien, 21.04.2025 (KAP) Die österreichischen Kirchenreformbewegungen "Wir sind Kirche", "Pfarrerinitiative", "Laieninitiative" und "Priester ohne Amt" haben in einer Aussendung ihre Trauer um Papst Franziskus bekundet. Man sei dankbar "für die zahlreichen Reformschritte, die er in seiner zwölfjährigen Amtszeit gesetzt hat". Mit unzähligen symbolischen Gesten, spontanen Wortmeldungen, Apostolischen Schreiben, Päpstlichen Enzykliken und anderen Statements habe Franziskus versucht, die Katholische Kirche weiter zu entwickeln. In mancherlei Hinsicht habe er sich dabei als "Türöffner" erwiesen, in anderen Belangen sei er hinter den in ihn gesetzten Erwartungen und Hoffnungen "leider auch deutlich zurückgeblieben".
Das schlichte "Buona sera", mit dem er am 13. März 2013 nach seiner Wahl die Menschen am Petersplatz und in aller Welt grüßte, sei der Auftakt zu einem Pontifikat gewesen, "das den Menschen zugewandt war und das die Kirche aus Erstarrung und Selbstbezogenheit herausführen wollte", hieß es. Sein Plädoyer für eine "verbeulte Kirche", die sich verletzt und beschmutzt, indem sie auf die Straßen hinausgeht, habe heftige Widerstände ausgelöst.
Laut den österreichischen Kirchenreformbewegungen habe kein anderer Papst "die Finger so sehr in die Wunden des kirchlichen Lehramtes gelegt wie es Papst Franziskus getan hat". Helmut Schüller, Gründer und Vorstandsmitglied der "Pfarrer-Initiative" erklärte sich "dankbar, dass er verkrustete Kirchenstrukturen aufgebrochen hat". Jetzt seien seine Nachfolger und Kirchenmitglieder gefordert, "da weiter zu tun, wo er aufgehört hat".
"Versammlung des Volkes Gottes"
Fortschritte habe es auch in der Frage des Kommunionempfangs für Geschiedene Wiederverheiratete oder im Umgang mit homosexuellen Menschen gegeben, hieß es seitens der Kirchenreformbewegungen. Die Ernennung von Frauen in höchste kirchliche - nicht sakramentale - Ämter wie etwa als Präfektin eines vatikanischen Dikasteriums (Jänner 2025) oder als Regierungschefin des Vatikanstaates (März 2025) - werde "die Kirche nachhaltig verändern und auch frauenfreundlicher machen".
Das "unbestritten größte Erbe" des Papstes sei seine "Neuaufsetzung des kirchlichen Synodalitätsverständnisses", mit dem er "nicht weniger als eine kirchengeschichtliche Wende eingeleitet" habe. Die Synode sei im Unterschied zu früher nun keine "Insiderveranstaltung von ausgewählten Bischöfen mehr", sondern eine "Versammlung des Volkes Gottes", bei dem auch nicht-geweihte Christinnen und Christen ihre Stimme erheben und auch abgeben können. "Der Prozess der letzten Synode unter Beteiligung von getauften Frauen und Männern aus der ganzen Welt hat deutlich gemacht, dass wir in der Kirche viele Probleme regional lösen könnten. Die Frage ist, warum wir das nicht endlich tun", erklärte Harald Niederhuber von der "Laien-Initiative".
Kritischere Töne schlug etwa die Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche", Martha Heizer, an. Franziskus sei in der Frauenfrage "weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben". "Das mag auch mit ihm als altem Mann einer südamerikanischen Kultur zu tun haben", so ihr Urteil. Viele Schritte seien noch notwendig, die auch von Frauen und Männer an der Basis selbst gegangen werden müssten. Herbert Bartl ("Priester ohne Amt") bemängelte, dass Franziskus das Zwangszölibat "leider nicht angetastet" habe. Die Empfehlung der Amazonas-Synode 2019, das Priestertum nicht mehr unbedingt an die Ehelosigkeit zu binden, habe Franziskus nicht aufgegriffen.