Engagement für Frieden, Flüchtlinge und innere Umkehr der Kirche
Vatikanstadt, 21.04.2025 (KAP) Papst Franziskus war der erste lateinamerikanische Papst der Kirchengeschichte und der erste Jesuit im obersten Kirchenamt. Seine Wahl löste weltweit einen regelrechten Papst-Hype aus. Die Nachrichtenagentur Kathpress zeichnet die zentralen Stationen seines Lebens und seines rund zwölfjährigen Pontifikates nach:
2013
März: Jorge Mario Bergoglio reist als Kardinal und Erzbischof von Buenos Aires zur Wahl eines Nachfolgers von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nach Rom, steht aber wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr im Fokus der Medien. Für Aufsehen sorgt Bergoglios Rede vor dem Kardinalskollegium, in der er eine radikale Neuorientierung der Kirche anmahnt, "kirchliche Selbstbezogenheit" und einen "theologischen Narzissmus" kritisiert.
13. März: Im fünften Wahlgang wird Bergoglio zum Papst gewählt. Er wählt den Namen Franziskus - ein Novum in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte. Franziskus ist der erste Jesuit und der erste Lateinamerikaner im Papstamt, zudem der erste Ordensmann seit 167 Jahren. Schon in den ersten Tagen begeistert Franziskus die Öffentlichkeit durch Demutsgesten und Vorleben von Bescheidenheit und selbst gewählter Armut. Die Rede vom "Papst für die Armen" und vom "Bergoglio-Style" geht um. Er erhält unzählige Einladungen für Auslandsreisen, ökumenische und interreligiöse Begegnungen.
23. März: In Castel Gandolfo kommt es zu einer historischen Begegnung zweier Päpste.
April: Franziskus setzt eine Kommission von Kardinälen zur Ausarbeitung einer Kurienreform ein.
Juli: Viel beachtet und gelobt wird die Tagesreise von Franziskus zur italienischen Flüchtlingsinsel Lampedusa.
Juli: Erste Auslandsreise zum Weltjugendtag in Rio mit Millionen jugendlicher Lateinamerikaner.
September: Millionen Christen in aller Welt folgen dem Aufruf von Franziskus, für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts zu fasten und zu beten.
September: Franziskus kündigt die Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-1963) an.
Oktober: Reise in die Franziskus-Stadt Assisi
November: Mit seinem Schreiben "Evangelii gaudium" legt Franziskus eine Art Regierungs- und Reformprogramm vor. Er erntet dafür viel Lob, aber auch Kritik wegen seiner pauschalen Verdammung des kapitalistischen Wirtschaftssystems.
Dezember: Vom "Time Magazine" wird Franziskus als dritter Papst der Geschichte zur "Person des Jahres" gekürt - Krönung eines medialen "Papst-Hypes" 2013.
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2014
Anfang 2014: Immer wieder ruft Franziskus Russland und die Ukraine (vergeblich) zu einer friedlichen Lösung des Krim-Konflikts auf.
Mai: Bei seiner Heilig-Land-Reise nach Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete wirbt Franziskus für Versöhnung im Nahost-Konflikt. Er setzt spektakuläre Friedensgesten, etwa ein Gebet an der israelischen Sperrmauer sowie die symbolische Umarmung dreier Weltreligionen an der Jerusalemer Klagemauer.
Juni: Friedensgebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatspräsident Schimon Peres in den vatikanischen Gärten.
August: In Südkorea ruft Franziskus zur Aussöhnung mit dem verfeindeten Bruderstaat Nordkorea auf.
Oktober: Im Vatikan tagt eine Außerordentliche Weltbischofssynode zum Thema Ehe und Familie. Ein zentraler Punkt der Beratungen ist die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene.
November: Beim Besuch der Türkei trifft Franziskus in Ankara mit Präsident Recep Tayyip Erdogan zusammen. In Istanbul betritt er erstmals in seiner Amtszeit als Papst eine Moschee und betet dort.
Dezember: Kuba und die USA kündigen nach mehr als einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Angestoßen und vermittelt wurde die Annäherung durch die vatikanische Diplomatie.
Dezember: Kurz vor Weihnachten macht Franziskus mit einer Philippika vor den versammelten Kurienbehörde weltweit Schlagzeilen. Er zählt darin 15 "Krankheiten" auf, darunter spirituelle Vergessenheit, übertriebene Geschäftigkeit, Lästerei, Neid und Doppelmoral.
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2015
Jänner: Auf den Philippinen feiert Franziskus mit nach offiziellen Angaben sechs bis sieben Millionen Menschen eine Messe. Dies wäre der größte katholische Gottesdienst aller Zeiten. Zwei spontane Äußerungen bei Pressekonferenzen sorgen für Aufsehen: ein symbolischer Faustschlag für seinen Reisemarschall und eine Bemerkung über Katholiken, die sich nicht "wie Karnickel" vermehren sollten.
Februar: Eine Bemerkung des Papstes zum Schlagen von Kindern sorgt in westlichen Ländern für Empörung.
April: Franziskus bezeichnet die Verfolgung der Armenier im Ersten Weltkrieg in einer offiziellen Rede als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts". Die Türkei protestiert scharf.
Juni: Die Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si" macht Schlagzeilen. Darin mahnt Franziskus einen besseren Umgang mit der Umwelt und mit den Menschen an, die in ihr leben.
Juli: Franziskus besucht Bolivien, Ecuador und Paraguay und bittet um Entschuldigung für Vergehen der Kirche an der indigenen Bevölkerung Südamerikas.
September: Bei seiner Reise nach Kuba und in die USA vertieft der Papst seine Versöhnungsbotschaft an die einstigen Feindstaaten. In New York fordert er vor der UNO-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.
Dezember: Das Karlspreisdirektorium in Aachen spricht Franziskus den Internationalen Karlspreis 2016 zu, den er im Mai im Vatikan überreicht bekommt.
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2016
Februar: Franziskus trifft auf Kuba den Moskauer Patriarchen Kyrill I.: die historische erste Begegnung überhaupt zwischen den Oberhäuptern der römisch-katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie.
April: Von seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos nimmt Franziskus zwölf muslimische Flüchtlinge nach Rom mit.
April: Franziskus legt das mit Spannung erwartete Abschlusspapier zur Familiensynode vor. Der damalige Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn stellt das Dokument "Amoris laetitia" der Weltpresse vor. Das Papstschreiben löst eine lebhafte Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aus. Sie gipfelt im November in einem öffentlich gemachten Brief von vier Kardinälen, die Zweifel ("dubia") äußern und vom Papst eine Klarstellung verlangen.
Oktober: In Lund eröffnet der Papst gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund das Gedenkjahr zu 500 Jahre Reformation.
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2017
September: In Kolumbien wirbt Franziskus für Versöhnung nach dem Bürgerkrieg und eine Umsetzung der Friedensvereinbarungen mit der Guerilla.
September: Mit einer förmlichen "Zurechtweisung" wollen konservative Kritiker den Papst dazu bringen, sich von angeblichen Irrlehren zu distanzieren.
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2018
Jänner: Der Papstbesuch in Chile wird vom dortigen Missbrauchsskandal überschattet. Später räumt Franziskus "schwere Fehler" bei der Bewertung der Lage ein. Für Mai ruft er alle chilenischen Bischöfe zu einem Krisentreffen in den Vatikan und macht ihnen schwere Vorwürfe. Fast alle bieten ihren Amtsverzicht an; der Papst nimmt acht davon an.
Juni: Der Missbrauchsskandal in den USA nimmt neu Fahrt auf. Dem früheren Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick wird Sex mit Schutzbefohlenen und Missbrauch von zwei Minderjährigen vorgeworfen. Er tritt aus dem Kardinalskollegium zurück - ein seit 90 Jahren einmaliger Vorgang. Im Bundesstaat Pennsylvania beschuldigt eine staatliche Jury rund 300 zumeist verstorbene Priester, in den vergangenen 70 Jahren mindestens 1.000 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben.
August: Franziskus schreibt einen vier Seiten langen Brief zum Missbrauchsskandal an die Bischöfe der Weltkirche. Im September beruft er für Februar 2019 einen Gipfel der nationalen Bischofskonferenzen weltweit sowie mit Ordensoberen zum Thema ein.
September: In einer historischen Einigung legen der Heilige Stuhl und China einen 70-jährigen Streit über Bischofsernennungen bei - trotz drastischer Warnungen des Hongkonger Kardinals Joseph Zen Ze-kiun und der Sorgen Taiwans, nun den Vatikan als Verbündeten zu verlieren.
Oktober: Bischofssynode im Vatikan über die Lebenssituation und die Begleitung junger Menschen.
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2019
Februar: Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten besucht Franziskus als erster Papst die Arabische Halbinsel. In Abu Dhabi nimmt er an einer internationalen interreligiösen Begegnung teil und feiert einen öffentlichen Gottesdienst. Mit dem Scheich der Kairoer Al-Azhar-Universität unterzeichnet er eine gemeinsame Erklärung.
Der frühere US-Kardinal McCarrick wird in den Laienstand versetzt. Der mit hohen Erwartungen befrachtete Anti-Missbrauchs-Gipfel bringt nach Meinung von Kritikern wenig Zählbares. Experten verweisen darauf, dass damit nun ein weltweites Bewusstsein unter den Bischöfen hergestellt sei.
Juni: Papst Franziskus schreibt den deutschen Katholiken und lobt ihr Engagement und ihre Reformanstrengungen. Zugleich mahnt er die Einheit mit der Weltkirche an. Der Brief stößt auf geteiltes Echo und sehr unterschiedliche Interpretationen.
Oktober: Die mit Spannung erwartete Amazonien-Synode bringt Warnungen vor der Zerstörung von Menschenrechten und Umwelt; eine Aufweichung des Pflichtzölibats für Priester bringt sie nicht.
November: In Nagasaki und Hiroshima, den Orten der US-Atombombenabwürfe von 1945 verurteilt der Papst jeden "Gebrauch von Atomenergie zu Kriegszwecken", der "heute mehr denn je ein Verbrechen" sei. "Unmoralisch" seien der Erwerb von spaltbarem Material, die Entwicklung, Konstruktion und die Drohung mit ihnen - mithin schon der Besitz von Atomwaffen.
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2020
März-Juni: Die weltweite Corona-Pandemie erfasst für viele Wochen die gesamte katholische Kirche und auch den Vatikan. Franziskus muss die Osterfeierlichkeiten auf dem menschenleeren Petersplatz und im menschenleeren Petersdom feiern; die Bilder gehen um die Welt. Alle geplanten Großveranstaltungen wie Papstreisen, Eucharistischer Weltkongress, Weltfamilientreffen und Weltjugendtag werden verschoben.
September: Wohl auf Drängen des Papstes tritt der italienische Kurienkardinal Angelo Becciu von all seinen Ämtern zurück und verzichtet auf seine Rechte als Kardinal. Vermutet wird eine Beteiligung an wiederholten Finanzskandalen im Vatikan.
Oktober: Papst Franziskus veröffentlicht seine Enzyklika "Fratelli tutti", die Visionen für eine Menschheit entwirft, die gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen könnte.
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2021
März: Weltweite Beachtung findet eine viertägige Friedensreise des Papstes in den Irak.
Juli: Eine geplante Darm-OP verläuft ernster als zunächst gedacht. "Ein Krankenpfleger hat mir das Leben gerettet", berichtet der Papst später in einem Interview.
Juli: Franziskus schränkt die Feier der sogenannten Alten Messe ein. Der von Benedikt XVI. 2007 in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Ritus darf nur noch unter engeren Auflagen gefeiert werden. Die Ankündigung sorgt für einen Aufschrei in konservativen Kirchenkreisen.
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2022
Februar: Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine fehlt es auch seitens des Papstes nicht an Friedensappellen. Doch zu Präsident Wladimir Putin gelingt letztlich auch dem "Friedenspapst" kein echter Zugang. Der Vatikan sucht intensiv Gesprächskanäle; doch ohne wirklich wahrnehmbare Erfolge. Im Gegenteil ist auch die ukrainische Führung zwischenzeitlich verstimmt, da der Vatikan nicht Russland klar die Kriegsschuld zuweist.
März: Franziskus veröffentlicht seine lange erwartete Reform der vatikanischen Kurie. Unter anderem sollen künftig auch männliche wie weibliche Laien zu Behördenleitern ernannt werden können. Der Papst selbst übernimmt die Leitung der Missionsbehörde.
Juni: Wegen anhaltender starker Kniebeschwerden zeigt sich der Papst immer häufiger im Rollstuhl. Eine bevorstehende Afrika-Reise wird abgesagt. Medial machen vorübergehend Rücktrittsgerüchte die Runde.
31. Dezember: Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. stirbt im Vatikan. Neuerliche Richtungsdiskussionen für die katholische Kirche bestimmen die folgenden Wochen.
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2023
März: Franziskus wird mit ernsten Atem- und Herzbeschwerden in die Gemelli-Klinik eingeliefert. Der Vatikan spricht zunächst von "geplanten Untersuchungen", räumt aber später eine akute Bronchitis ein.
Oktober: Nach beispiellosen Terrorangriffen der Hamas auf Israel überzieht Israel den Gazastreifen mit Bombardements. Bodentruppen zerstören Infrastruktur der Terroristen, aber auch der Zivilbevölkerung. Das Bemühen des Papstes um eine ausgewogene Beurteilung der Gewalt verärgert die zuerst angegriffenen Israelis massiv.
November: Erneute Lungenbeschwerden verhindern, dass Franziskus als erster Papst an einem Weltklimagipfel der UN teilnimmt. Im Vorfeld hatte er in einem Schreiben eindringlich an die Welt appelliert, die Konferenz in Dubai müsse ein Durchbruch zur Rettung des Planeten werden.
Dezember: Kurz vor Weihnachten gestattet Franziskus die Segnung homosexueller Paare durch katholische Priester; allerdings außerhalb von Gottesdiensten und ohne jeden sakramentalen Charakter.
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2024
September: Franziskus absolviert die längste Auslandsreise seiner Amtszeit und besucht Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur.
Oktober: Mit der 2021 eingeleiteten Weltsynode zum Thema synodale Kirche, an deren Umsetzung sich die gesamte Weltkirche beteiligen sollte, findet im Vatikan ein großes Reformprojekt von Franziskus einen vorläufigen Abschluss.
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2025
Jänner: Mit der Missionsschwester Simona Brambilla wird erstmals eine Frau zur Leiterin einer vatikanischen Kurienbehörde (Ordensbehörde) ernannt. Kurz darauf folgt Schwester Raffaella Petrini als Regierungschefin für den Vatikanstaat.
22. Februar bis 23. März - Wegen einer schweren Lungenentzündung wird der Papst mehr als fünf Wochen lang im römischen Gemelli-Spital behandelt.
20. April - Am Ostersonntag zeigt sich der Papst zum Segen "Urbi et orbi" auf dem Petersplatz. Im Anschluss fährt Franziskus rund 20 Minuten lang im offenen Wagen über den Platz, grüßt und segnet die jubelnden Gläubigen.
21. April: Papst Franziskus stirbt nach Monaten der Krankheit im Alter von 88 Jahren an den Folgen einer schweren Lungenentzündung im Vatikan.