Papst-Appell für Frieden und gegen Antisemitismus und Krieg
20.04.202512:32
(zuletzt bearbeitet am 20.04.2025 um 17:39 Uhr)
Vatikan/Papst/Diplomatie/Krieg/Ostern/Kirche
Papst spendet mit brüchiger Stimme den Ostersegen "Urbi et orbi" - Erstmals seit seiner Erkrankung zeigt sich Papst im Papamobil und segnet die rund 50.000 Mitfeiernden
Vatikanstadt, 20.04.2025 (KAP) In seiner Osterbotschaft hat Papst Franziskus Antisemitismus sowie den Krieg in Gaza scharf kritisiert. "Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe", so das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag. Die Ansprache vom Balkon des Petersdoms ließ er von seinem Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli verlesen. Zuvor grüßte Franziskus die Menschen auf dem Petersplatz und wünschte ein frohes Osterfest. Anschließend spendete er den Ostersegen "Urbi et orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis).
Im Anschluss daran fuhr Franziskus rund 20 Minuten lang im offenen Wagen über den Platz, grüßte und segnete die jubelnden Gläubigen. Es war das erste Mal seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, dass der Papst so auf dem Petersplatz zu sehen war, wo sich rund 50.000 Mitfeiernde versammelt hatten
Der 88-jährige Franziskus erholt sich derzeit von schweren Atemwegsinfektionen, Sprechen fällt ihm schwer. Der Ostermesse am Vormittag war er ferngeblieben. Der Papst traf aber an seinem Wohnsitz kurz mit US-Präsident JD Vance zusammen.
Der Papst bezeichnete das "wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet" als besorgniserregend. "Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht", so Franziskus. "Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!"
Das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken rief zum Gebet auf für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Zudem denke er an die Menschen im Jemen, die aufgrund des Krieges eine der schlimmsten "verlängerten" humanitären Krisen der Welt durchlebten. Franziskus bat um Einsatz für Frieden in der Ukraine und im Südkaukasus, auf dem westlichen Balkan und für die Menschen in Afrika, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan.
Für Religionsfreiheit, gegen Aufrüstung
Zugleich gedachte Franziskus jenen Menschen, die ihren Glauben nicht frei leben können. "Es kann keinen Frieden geben, wenn es keine Religionsfreiheit oder keine Gedanken- und Redefreiheit und keinen Respekt vor der Meinung anderer gibt", mahnte der Papst.
Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, dürfe nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen. "Die 'Waffen' des Friedens sind diejenigen, die Zukunft schaffen, anstatt Tod zu säen!", so der Papst. Er appellierte an politisch Verantwortliche, verfügbare Ressourcen zu nutzen, um Bedürftigen zu helfen, Hunger zu bekämpfen und Initiativen zu fördern, die Entwicklung vorantrieben. "Der Grundsatz der Menschlichkeit darf als Angelpunkt unseres täglichen Handelns nie verloren gehen." Weiter rief er auf das Osterfest im aktuellen Heiligen Jahr als Anlass zu nehmen, Kriegsgefangene und politische Gefangene freizulassen.
Gemeinsames Osterdatum aller christlicher Kirchen
Der Papst erinnerte an das gemeinsame Osterdatum aller christlicher Kirchen und Traditionen in diesem Jahr. In der Regel feiern Ost- und Westkirche an unterschiedlichen Terminen Ostern. "Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt."
US-Vizepräsident Vance hält sich seit Freitag in Rom auf und besuchte auch den Vatikan. Lange wurde über ein Zusammentreffen mit dem Papst spekuliert. Ihre Begegnung bestätigte nun der Vatikan.