Orthodoxe Christen begehen Feuerwunder in Jerusalem
19.04.202513:54
Israel/Feiertage/Kirche/Ostern/Orthodoxe
Nach Katholiken feiern auch Orthodoxe Auftakt zum Osterfest in Jerusalemer Grabeskirche - Polizei riegelt Altstadt ab
Jerusalem, 19.04.2025 (KAP/KNA) In der Jerusalemer Grabeskirche haben orthodoxe Christen am Samstag das traditionelle Feuerwunder zu Ostern gefeiert. Um 14.35 Uhr Jerusalemer Zeit verkündeten die Glocken der Grabeskirche das Herabkommen des Feuers. Unter lautem Jubel der Gläubigen wurde während der orthodoxen Zeremonie das "Heilige Feuer" aus dem Grab Jesu an die Wartenden weitergereicht. Während der Feier kam es wiederholt zu Handgemengen zwischen Gläubigen und den Sicherheitskräften.
Nach dem Volksglauben entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle, die als Ort des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu verehrt wird. In den ersten 33 Minuten nach seinem Entzünden soll das Feuer laut Volksglauben keine Verbrennungen verursachen. Die Feier wurde auf Großbildschirmen in und um die Altstadt sowie live im Internet übertragen.
Polizei riegelt Altstadt ab
Die Polizei hatte die Zugänge zur Jerusalemer Altstadt seit den frühen Morgenstunden abgeriegelt sowie Dutzende Absperrungen innerhalb der Altstadt errichtet. Wie im Vorjahr hatte sie die Höchstzahl für die Feier in der Grabeskirche unter Verweis auf beengte Verhältnisse in dem Bau und fehlende Notausgänge auf 2.750 Personen begrenzt. Weitere 4.200 waren auf den umliegenden Dächern und dem Kirchhof zugelassen. Die Kirchen hatten in den vergangenen Jahren scharfe Kritik an den Einschränkungen geübt. In den Jahren vor der Pandemie waren jeweils 10.000 Gläubige in der Kirche zugelassen.
Die 1.200 Jahre alte Tradition des Feuerwunders gilt als Höhepunkt der alljährlichen Osterfeiern in Jerusalem. Das Feuer wird anschließend in Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht. Die lateinischen Christen feierten bereits am frühen Morgen in der Grabeskirche die Ostervigil unter Vorsitz des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Er rief die versammelten Gläubigen dazu auf, sich nicht "in den kleinen Horizonten des 'Immer' gefangen" halten zu lassen, sondern darum zu bitten, "dass unsere Herzen wieder mit Leben, mit Vertrauen, mit Gabe und mit Liebe vibrieren". Katholische Pilger beklagten unterdessen Behinderungen der Polizei bei den Zugängen.
Katholiken machten den Auftakt
In der Grabeskirche wird die katholische Osternacht jeweils schon am frühen Samstagmorgen gefeiert. Dies geht zurück auf den sogenannten "Status Quo", ein Regelwerk aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Gebetsplan der an der Kirche beteiligten sechs Konfessionen festgeschrieben ist. Es dürfte sich deshalb jedes Jahr um die erste Ostermesse auf dem Erdkreis handeln.
Trotz der verschiedenen Kalenderrechnungen feiern in diesem Jahr Christen aller Konfessionen gemeinsam Ostern.
Lateinischer Patriarch Kardinal Pizzaballa rief zu Zuversicht angesichts von Krieg und Krisen auf - Zu Mittag folgt die 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers", die als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt