Kolosseum-Meditation: Papst deutet Kreuzweg als Weg der Versöhnung
18.04.202514:22
Vatikan/Papst/Kreuzweg/Kolloseum
Papst Franziskus kann aus gesundheitlichen Gründen nicht am nächtlichen Kreuzweg am Kolosseum teilnehmen, hat aber persönlich die Meditationstexte verfasst - Das Kreuz "reißt Mauern ein" und "stiftet Versöhnung"
Vatikanstadt, 18.04.2025 (KAP) Der Vatikan hat Freitagmittag die Meditationen für den nächtlichen Kreuzweg am Kolosseum veröffentlicht. Die Zeremonie gehört in Rom alljährlich zu den eindrucksvollsten religiösen Ritualen rund um Tod und Auferstehung. Tausende Pilger nehmen teil, Millionen von TV-Zuschauern verfolgen sie. Papst Franziskus kann zwar aus gesundheitlichen Gründen persönlich nicht teilnehmen, hat aber die Meditationen selbst verfasst. Das Portal "Vatican News" hat die zentralen Passagen zusammengefasst. Die Texte des Papstes führen tief hinein in das Mysterium des Leidens Jesu - und in das des Menschen. Dem Kreuzweg wird der Generalvikar für die Diözese Rom, Kardinal Baldo Reina, vorstehen.
"Der Weg nach Golgatha", so schreibt Franziskus, "ist der Abstieg Jesu zur Welt, die Gott liebt." Der Sohn Gottes gehe nicht weg von den Menschen, sondern komme ihnen radikal entgegen. In der Mitte aller Gegensätze stelle er sich ans Kreuz - "angenagelt", wie es in der Meditation heißt -, "zwischen die Gegensätze" und bringt sie zum Vater. Das Kreuz selbst sei nicht Zeichen der Trennung, sondern ein Ort der Öffnung: Es "reißt Mauern ein" und "stiftet Versöhnung".
In seiner Einführung verweist der Papst auf die Spannung zwischen dem göttlichen Weg und dem alltäglichen Leben der Menschen. Der Kreuzweg, so Franziskus, "führt mitten durch die Straßen unseres Alltags". Der Mensch gehe oft in die entgegengesetzte Richtung zu der Jesu - doch genau dort könne er Christus begegnen: "Gerade so kann es uns passieren, dass wir dein Angesicht sehen, dass wir deinen Blick kreuzen." Und dann, so die Hoffnung des Papstes, bleibe die Entscheidung: umkehren, Christus ansehen, ihm folgen.
Aus dem Markus-Evangelium zitiert Franziskus die Worte Jesu: "Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen (...) dann komm und folge mir nach!" Diese Einladung versteht der Papst nicht als moralischen Appell, sondern als radikale Umkehrperspektive: "Du bist gekommen, um die Welt zu verändern: Das bedeutet für uns, die Richtung zu ändern."
Der Kreuzweg ist für Franziskus ein Gebet in Bewegung - ein Weg, der "unsere gewohnten Pfade unterbricht", um von Müdigkeit zu Freude zu gelangen. Die Hingabe Jesu sei dabei das Schlüsselmotiv: "In dieser Welt, in der alles berechnet wird, hat die Freigebigkeit einen hohen Preis." Aber genau in der Hingabe blühe das Leben neu auf. Städte, die von Parteiungen und Konflikten zerrissen sind, könnten sich der Versöhnung nähern. Eine "verdorrte Religiosität" finde neue Fruchtbarkeit. Selbst ein "Herz aus Stein" könne sich in ein "Herz aus Fleisch" verwandeln. Und: "Wir brauchen bloß auf die Einladung zu hören: 'Komm und folge mir nach!' - und jenem liebevollen Blick vertrauen."