Schönborn: Plädoyer für Kreuze im öffentlichen Raum
18.04.202509:21
(zuletzt bearbeitet am 18.04.2025 um 11:02 Uhr)
Österreich/Kirche/Kreuz/Schönborn
Kardinal in "Heute"-Kolumne: "Selbst wenn wir alle Kreuze abhängen: Das Leiden und der Tod wären damit nicht aus der Welt" - Kreuze laden ein zu Mitgefühl, Hilfe und Hoffnung
Wien, 18.04.2025 (KAP) Ein eindringliches Bekenntnis zur Präsenz des Kreuzes in der Öffentlichkeit hat Kardinal Christoph Schönborn abgelegt. In seiner Freitags-Kolumne - am Karfreitag - in der Gratiszeitung "Heute" betont Schönborn die Bedeutung des zentralen Symbols des Christentums: "Die vielen Kreuze in unserem Land laden ein zum Mitgefühl, zur Hilfe, zur Hoffnung. Das Kreuz Jesu zeigt einen Gott, dem unser Leid nicht egal ist."
Der Kardinal räumt ein, dass sich am Kreuz inzwischen viele Menschen stoßen würden. Immer wieder gebe es Debatten um das Kreuz im öffentlichen Raum. "Ist der Anblick des Gekreuzigten nicht eine Zumutung, für Kinder, für Andersgläubige?", seien einige typische Fragen. Aber, so Schönborn: "Selbst wenn wir alle Kreuze abhängen und entfernen würden: Das Leiden und der Tod wären damit nicht aus der Welt."
Er denke an die Menschen in den Kriegsgebieten, in der Ukraine, in Gaza, im Sudan, und an die unzähligen Geflüchteten. Ihr Leben sei zu einem Leidensweg geworden. Und: "Viele Menschen erleben persönliche Schicksalsschläge: eine unheilbare Krankheit, der Verlust eines nahestehenden Menschen, das Scheitern von Beziehungen. Niemandem bleibt Leid erspart. Jeder hat sein Kreuz." Die vielen Kreuze im Land würden daran erinnern und stünden zugleich für Mitgefühl, Hoffnung und einen Gott, dem das Leid der Menschen nicht gleichgültig ist.
"Kreuzweg führt zur Auferstehung und zum Leben"
Die christliche Botschaft des Kreuzes ist nur verständlich im Blick auf die Auferstehung. Das hat Kardinal Schönborn in einem Beitrag für die "Kronenzeitung" am Karfreitag unterstrichen, die ganzseitig auf der ersten Seite ein Kreuz mit Korpus abbildet, verbunden mit den biblisch bezeugten Worten Jesu "Es ist vollbracht". "Das Kreuz ist im Weg. Es ist wie ein Stolperstein", schreibt dazu der emeritierte Wiener Erzbischof und hält fest: "Hätte das Kreuz das letzte Wort, so wäre es unerträglich. Ostern ist mehr als der Karfreitag. Ohne die Auferstehung bleibt das Kreuz ein sinnloses, grausames Ärgernis."
"Dennoch gibt es kein Leben ohne das Kreuz", räumt Schönborn ein und betont zum Umgang mit dieser Realität: "Wir müssen alles tun, um anderen kein Leid zuzufügen. Wir dürfen auch alles tun, um unser eigenes Leid zu vermeiden oder wenigstens zu lindern." Trotzdem bleibe niemandem Leid erspart.
So zeige sich manchmal, dass das Kreuz zu einem positiven Vorzeichen werden könne, so wie das "Plus" in der Mathematik. "Und schließlich: Das Kreuz verbindet die Erde mit dem Himmel: die Vertikale. Sein Querbalken erinnert an offene Arme, die niemanden ausschließen." Schönborn resümierend: "Es stimmt schon: Das Kreuz ist im Weg. Es kann aber auch zum Weg werden. Der Kreuzweg führt zur Auferstehung und zum Leben."