Landesweit heuer 240 Erwachsenentaufen in der Osternacht
16.04.202511:07
(zuletzt bearbeitet am 16.04.2025 um 18:34 Uhr)
Österreich/Kirche/Taufen/Ostern
Jeder zweite Täufling kommt aus Erzdiözese Wien - Starker Anstieg bei Jugendlichen - Glaubensweg beginnt oft bei Begegnung mit Glaubenden, auf Sozialen Medien oder im Religionsunterricht - Experte: Gemeinde in wichtiger Rolle bei Vorbereitung und Integration
Wien, 16.04.2025 (KAP) Die diesjährige Osternacht mit ihrer Auferstehungsliturgie hat für rund 240 Personen in Österreich eine sehr spezielle Bedeutung: Sie bekommen im Rahmen der von Kerzenlicht begleiteten Feier inmitten ihrer Pfarrgemeinde über dem Taufbecken Wasser über die Stirn gegossen - und werden somit durch die Taufe zu Christinnen und Christen. Auch die Firmung durch die Salbung mit Chrisamöl und die Erstkommunion wird ihnen bei diesem Anlass gespendet. Die Zahl der Erwachsenentaufen ist zuletzt angestiegen: Daniel Vychytil, Katechumenats-Verantwortlicher der Bischofskonferenz, spricht im Interview mit Kathpress von einem "klaren Trend, insbesondere bei der Taufe von Jugendlichen".
Am stärksten angestiegen ist diese Zahl in der Erzdiözese Wien, wo zu Ostern 118 Erwachsene getauft werden - das sind 50 mehr als 2024. Als Erwachsenentaufe gilt das Taufalter ab 14 Jahren, wobei heuer jeder Dritte Wiener Täufling aus dieser Gruppe das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Knapp die Hälfte aller erwachsenen Taufkandidaten und -kandidatinnen (Katechumenen) der Erzdiözese stammt aus Österreich, Iraner bilden die zweitstärkste Gruppe, der Rest verteilt sich auf 20 weitere Herkunftsnationen. In der Steiermark werden rund 50 Erwachsene getauft, in der Diözese Linz 25 und in St. Pölten etwa 15, sieben weitere sind es in Tirol, fünf im Burgenland, der Rest verteilt sich auf Kärnten, Salzburg und Vorarlberg.
Dass heuer Jugendliche besonders oft nach dem Taufsakrament verlangen - früher bildete diese Gruppe die Ausnahme - führte Vychytil auf einen größer gewordenen "Pool von Ungetauften" in der Gesellschaft zurück. "Viele kommen aus Familien, in denen der Glaube kein Thema war, etwa weil die Eltern aus der Kirche ausgetreten sind oder keine Taufe für ihr Kind wollten. Dennoch sagen viele jugendliche Taufbewerber, sie hätten sich immer schon religiös gefühlt." Ein Schicksalsschlag, eine Begegnung, eine Diskussion im Religionsunterricht, Glaubenszeugnisse in Sozialen Medien, der Kontakt mit kirchlichen Jugendgruppen oder sogar mit gläubigen Muslimen würden mitunter zum Auslöser für die Entscheidung zur christlichen Taufe.
Ein wachsendes Bewusstsein für das Thema beobachtete der Katechumenats-Zuständige bei den Pfarren, etwa betreffend der Taufvorbereitung. Es gehe dabei um viel mehr als bloß um Wissensvermittlung über das Christentum: Auf dem einjährigen Weg zum Sakrament gibt es mehrere Stationen, die inmitten der gesamten Pfarre gefeiert werden. Solche "vorbereitenden Riten" sind etwa die Aufnahme der Kandidaten in das Katechumenat, die diözesane Zulassungsfeier, die sogenannten "Skrutinien" - bei denen um Befreiung des Täuflings von Sünde, um Heilung von inneren Wunden und um die Stärkung durch Gottes Gnade gebetet wird -, sowie die öffentliche Übergabe des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers. Diese in Gottesdiensten gefeierten Riten helfen auch bei der Integration in die Pfarrgemeinde, bemerkte Vychytil.
Bringschuld der Gemeinden
Nicht zuletzt da auch immer wieder Taufbewerber ihre Vorbereitung abbrechen, ist laut dem Experten Unterstützung vonseiten der Pfarrgemeinde unbedingt angesagt: "Wichtig ist, dass die Taufkandidaten wie auch die Neugetauften Offenheit und Willkommensein erleben - schon durch kleine Zeichen wie das Ansprechen beim Kirchenausgang oder im Pfarrcafe." Bei der Taufvorbereitung könnten fachkundige Laien sehr gut eingebunden werden, ideal seien auch Patenschaften aus dem Kreis der Gemeinde. Als hilfreichen Schritt empfahl Vychytil weiters, "dass eine Pfarre im Schaukasten oder auf ihrer Website zum Erwachsenenkatechumenat einlädt - was übrigens auch in Pfarrverbänden oder auf Dekanatsebene geschehen kann, um Synergien bestmöglich zu nutzen".
Auch wenn jugendliche Taufbewerber und Neugetaufte ein "Hoffnungsmarkt" für die Kirche seien, müssten sie vor Überforderung geschützt werden: Es sei nicht ihre Aufgabe, eine schrumpfende Gemeinde zu retten, "das können, brauchen und werden sie nicht", stellte der Katechumenats-Verantwortliche klar. Erst später zum Glauben gekommenen Jugendlichen falle es aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung beispielsweise schwer, einen Jugendgottesdienst mitzugestalten. "Wichtig ist, sich die unterschiedlichen Voraussetzungen vor Augen zu halten: Erwachsenen Taufbewerbern fehlt die religiöse Sozialisierung und das Wissen um vieles, was anderen Gläubigen selbstverständlich ist. Umgekehrt haben sie oft eine tiefe Erfahrung gemacht, ihre Initiationssakramente ganz bewusst erlebt und sind in ihrer Spiritualität schon weit fortgeschritten, sodass ihnen manches im kirchlichen Leben zu oberflächlich erscheint."
Neugetaufte: Glauben neu kennengelernt
Einen Erfahrungsbericht von einer Frau, die erst als Erwachsene getauft wurde, findet man im Magazin "Grüß Gott", mit dem sich die Diözese Linz zu Ostern an alle oberösterreichischen Haushalte wendet. Die Verwaltungsassistentin Bettina Farasin erhielt 2018 als bereits 44-Jährige in der Grazer Pfarre Christkönig dieses Sakrament gespendet, nachdem früher im Babyalter ihre damals schon geplante Taufe aufgrund des plötzlichen Todes ihrer Taufpatin abgesagt worden war. Obwohl der Glaube an Gott die heutige Mutter eines Sohnes nie losgelassen habe, obwohl sie den Religionsunterricht besuchte und obwohl sie sogar schon zuvor in der Pfarre engagiert war, sei die Überlegung der Taufe immer aufgeschoben worden.
Eine Pfarrgemeinderatswahl - bei der sie ihre Kandidatur zurückzog - gab für sie schließlich den Ausschlag, sich doch zur Taufe zu entscheiden. Bei ihrem Pfarrer absolvierte Farasin ein Jahr klassische Taufvorbereitung und habe dabei ihren Glauben "völlig neu kennengelernt", wie sie erklärte. Sie habe begonnen, die Bibel neu zu verstehen, "aber auch Gebete wie das Glaubensbekenntnis mit anderen Augen zu sehen", begleitet von einer Freundin. Mit der Taufe in der Osternacht sei das Thema für sie nicht abgeschlossen gewesen: Sie begann damals aus innerem Antrieb, sich in der Kinderliturgie zu engagieren, absolvierte eine Ausbildung zur Bibelerzählerin und nahm einen Job in der Kirchenbeitragsstelle an. Die Taufe habe sie nicht zu einem anderen Menschen gemacht, sondern "mich endlich aufblühen lassen", wird die Linzerin in der Zeitschrift zitiert.
Kathpress-Schwerpunkt mit zahlreichen Meldungen zum Thema Karwoche und Ostern unter www.kathpress.at/ostern
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