Bischof Zsifkovics: Die Welt braucht österliche Menschen
17.04.202510:09
Österreich/Kirche/Politik/Ostern/Zsifkovics
Bischof im Osterinterview mit "Burgenländischer Volkszeitung" über christlichen Auferstehungsglaubemn und seine Erwartungen an die Politik - Wie Politik nicht sein sollte, "zeigt uns der Unberechenbare auf der anderen Seite des Atlantiks"
Eisenstadt, 17.04.2025 (KAP) Die Welt braucht österliche Menschen, die das Ringen um Solidarität und ein Miteinander in der Gesellschaft nicht aufgeben. Das betont der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics im Osterinterview mit der "Burgenländische Volkszeitung" (BVZ). Im Interview nimmt er zudem dazu Stellung, was er sich von der Politik erwartet, wie er den Gesundheitszustand von Papst Franziskus bewertet und warum man Ostern nicht auf ein Fest des Friedens reduzieren darf.
Die Kirche habe eine gesellschaftspolitische Verantwortung wahrzunehmen und müsse sich immer für die Würde des Menschen und des Lebens, für die Bewahrung der Schöpfung, für Bildung, Wissenschaft und Solidarität und für die verantwortungsvolle Sorge für die Kranken und Alten einsetzen, so Zsifkovics: "Wir tragen gemeinsam Verantwortung: die Regierenden im Land, die Sozialpartner, die Kammern, die sozialen Einrichtungen, die Schulen, Spitäler und Hochschulen." Für das Miteinander im Land sei er sehr dankbar, "jedes Gegeneinander würde uns im Burgenland aufreiben".
Freilich: "Ruhe und Stillstand sind kein Gradmesser politischer Verantwortung. In der Politik darf und muss auch gestritten und zusammen gerungen werden, es darf verschiedene Denkansätze und Meinungen geben und Unterschiede in den Parteiprogrammen." Aber immer müsse der Mensch im Mittelpunkt stehen, "nicht die eigene Partei und nicht der selbstverliebte Blick auf Meinungsumfragen".
Zsifkovics weiter wörtlich: "Wie Politik sein kann, erleben wir derzeit dankbar in Österreich; wie sie nicht sein sollte, zeigen uns der Unberechenbare auf der anderen Seite des Atlantiks, der Aggressor im Osten und die Diktatoren, die Menschenverachter und Menschenausbeuter überall auf der Welt."
Papst immer für Überraschungen gut
Auf Papst Franziskus und dessen schwache Gesundheit angesprochen, meinte der Bischof, dass der Papst trotzdem immer für Überraschungen gut sei. Seine prophetische Stimme werde in der ganzen Welt gehört. "Auch in seiner Krankheit und in seinem Leiden setzt er Zeichen, die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, nicht nur in der Kirche." Franziskus sei sicher "einer der ganz Großen in unserer Welt, die diese ungeschminkte Stimme notwendig braucht".
Der Papst habe der Kirche viel Hoffnung gegeben, "er hat uns zur Zukunft ermutigt, er setzt immer Entscheidungen, die vielen den Atem anhalten lassen. Und er fürchtet den Widerspruch nicht."
An Ostern nicht vorbeischwindeln
Auf die zentrale Bedeutung von Ostern angesprochen, sagte der Bischof, dass man Ostern nicht auf ein Fest des Friedens reduzieren dürfe. Das sei viel zu wenig und nichtssagend, auch wenn die Sehnsucht nach Frieden übergroß sei. Zsifkovics: "Die ganze Menschheitsgeschichte ist eine Sehnsuchtsgeschichte nach Frieden. Ostern aber ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Ohne seine Auferstehung sind wir dem Tod verfallen, der Zukunftslosigkeit und dem Zufall ausgeliefert."
Ohne Ostern gebe es keinen Glauben, keine Christen und keine Kirche. Die Leidensgeschichte Jesu und die Osterevangelien seien "keine fromme Erzählung, kein Heimatroman und keine wissenschaftlichen Berichte. Sie sind wirklich, Ostern geschieht heute, unter uns und mit uns."
Ostern lasse niemanden unberührt: "Wenn es um das Wirkliche des Lebens geht, dann können wir uns an Ostern nicht vorbeischwindeln. Ostern ist das Fest des Lebens." Christus habe das Leid nicht abgeschafft, "aber er hat es überwunden, in ihm hat Gott uns alle erlöst". Von Palmsonntag bis Ostersonntag spanne sich der dramatische Bogen der Hoffnung "und in der ganzen Osterzeit feiern wir, wie an allen Sonntagen, das Fest der Auferstehung".
Viele "Zeugen der Auferstehung" unter uns
Die Welt sei nie frei von Schuld und Sünde, aber er wehre sich mit Entschiedenheit dagegen, zu sagen, dass die Welt von heute eine schlechtere sei. "Unsere Welt heute ist nicht schlechter, sondern komplexer. Deshalb darf unser Suchen nach Leben, Erfüllung und Sinn, nach Barmherzigkeit, Demut, Wahrhaftigkeit und Achtsamkeit, das Ringen um Solidarität und ein gutes Miteinander nie aufgegeben werden", so Bischof Zsifkovics.
Es gebe viele gute Menschen, stille Vorbilder, große Lebensentwürfe - sie alle würden aber in den Medien kaum beschrieben. Zsifkovics: "Ich begegne Kindern in Kindergärten und Schulen, jungen Menschen in den Mittel- und Berufsschulen und Gymnasien, Erwachsenen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen, unzähligen Ehrenamtlichen, alten Menschen, die mit Geduld ihre zunehmende Gebrechlichkeit tragen, Leidenden und Kranken, die am Leid nicht verzweifeln und zerbrechen." Nachsatz: "Wie viele großartige Menschen! Sie alle sind Zeugen des Auferstandenen."