Die beiden Ordensmänner wurden vor 80 Jahren in Stein von der SS ermordet - Provinzial Wenigwieser: Pieller und Steinwender waren "Wegweiser in einer angstbesetzten Welt"
Graz, 16.04.2025 (KAP) Die heimische Franziskanerprovinz gedachte am Dienstag der beiden Franziskaner Kapistran Pieller und Angelus Steinwender, die vor 80 Jahren, am 15. April 1945, ermordet wurden. Die beiden Ordensmänner waren "Wegweiser in einer angstbesetzten Welt", so Franziskanerprovinzial P. Fritz Wenigwieser in einer Aussendung: "Kapistran und Angelus haben sich entgegen der allgemein herrschenden Angst vor dem Naziregime nicht passiv verhalten, sondern die Augen aufgemacht und Widerstand geleistet". Sie seien Zeugen der Hoffnung, insofern die Hoffnung den Blick auf das Kommende richtet.
"Ein hoffender Mensch lässt sich von der Härte des Lebens nicht beirren. Er ist weder ein Optimist noch ein Pessimist, sondern bleibt einfach offen für die Möglichkeit einer Veränderung", so Provinzial. Wenigwieser. Eine solche Haltung der Hoffnung könne Sinn und Orientierung in festgefahrenen Lebensumständen geben. Das Lebensbeispiel der beiden Patres sei zeitlos, also auch heute gültig.
Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland hatte sich Pieller in der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs (AFÖ) engagiert, Steinwender galt als offener Kritiker des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Die Gestapo verhaftete am 6. Juli 1943 Provinzial P. Steinwender im Wiener Kloster, am 23. August holten NS-Schergen den Eisenstädter Hausoberen P. Pieller. Am 11. August 1944 wurden beide Patres sowie weitere Widerstandskämpfer zum Tod verurteilt. Begnadigungsbitten des Wiener Kardinals Theodor Innitzer blieben erfolglos.
Als sich der Frontverlauf immer mehr dem Wiener Stadtgebiet näherte, mussten die noch im Landesgericht Wien Inhaftierten am 5. April 1945 abends zu Fuß in Richtung Stein/Donau marschieren. Nach mühevollem Marsch trafen sie am 9. April 1945 im Zuchthaus Stein ein. Am 15. April 1945 ließ die SS die Gefangenenzellen im Gefängnis Stein öffnen und schleppte je zwei Häftlinge in den Gefängnishof, wo sie erschossen wurden. Unter ihnen waren auch Steinwender und Pieller. Die beiden Patres fanden ihre letzte Ruhestätte in einem Massengrab in Stein. Die Franziskaner bemühten sich vergeblich um die Leichen ihrer Mitbrüder.
Kapistran Pieller wurde am 30. September 1891 in Wien geboren und zunächst auf den Namen Wilhelm getauft. 1914 trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Johannes Kapistran an. 1918 wurde er zum Priester geweiht. Der Franziskaner promovierte 1927 in Staatswissenschaften und 1929 in Rechtswissenschaften an der Universität Graz. Sein Theologiestudium ergänzte er 1937 mit einer Promotion in Wien. Als Seelsorger wirkte er unter anderem in St. Pölten und Graz und betreute die katholische Hochschulverbindung Carolina Graz.
Angelus Steinwender wurde 1895 wurde in Maria Lankowitz geboren und zunächst auf den Namen Eduard getauft. 1913 trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Angelus an. 1920 wurde er in Wien zum Priester geweiht. Ab 1939 leitet er als Provinzialminister die Wiener Franziskanerprovinz zum hl. Bernhardin von Siena. Steinwender galt als Unterstützer des ermordeten Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß und kritisierte offen die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich.
Am Dienstag gedachten die Franziskaner in Graz und die Katholische Österreichische Hochschulverbindung Carolina der beiden Mitbrüder: In der örtlichen Franziskanerkirche feierte Carolina-Seelsorger David Schwingenschuh mit den Franziskanern und Gläubigen einen Gottesdienst. Im Anschluss daran fanden an der Gedenkstätte für Pieller und Steinwender an der Gruft des Franziskanerklosters eine Andacht und eine Kranzniederlegung statt.