Glettler: Zu Ostern einen "Korridor der Zuversicht" aufmachen
16.04.202512:51
Österreich/Kirche/Ostern/Glettler
Innsbrucker Bischof im "Tirol Live"-Interview: Über allen schwebt eine Ungewissheit, "verursacht von egomanischen Dealmakern" - "Möchte die Menschen zu Ostern einladen, sich die Hand zu reichen, sich anders zu verhalten und das Miteinander zu stärken"
Innsbruck, 16.04.2025 (KAP) Die Hoffnungsbotschaft von Ostern, gerade in beklemmenden Zeiten, hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler betont. Im "Tirol Live"-Interview (dokumentiert in der "Tiroler Tageszeitung"/Mittwoch-Ausgabe) sprach der Bischof über multiple Krisen und zugleich notwendigen Zukunftsmut. "Vielleicht gelingt es uns gerade zu Ostern 2025, einen Korridor der Zuversicht aufzumachen, ohne dass man das Negative einfach verdrängt", so der Bischof wörtlich.
Manche Menschen stünden vor Belastungen, "die für sie kaum zu bewältigen sind". Und ganz allgemein schwebe über allen eine Ungewissheit, "verursacht von egomanischen Dealmakern", so Glettler: "Krisen und Zuversicht - beides ist zu Ostern präsent. Wenn wir etwa an den Karfreitag denken, an diese Momente der Hoffnungslosigkeit, die geprägt sind von Verlusten oder von Terror und Krieg in der Welt. Das muss man ernst nehmen. Es gibt keine Hoffnung, ohne dass zuerst die Hoffnungslosigkeit ausgehalten werden muss. Danach gibt es jedoch diesen Durchbruch hin zu Ostern."
Der Bischof ermutigte dazu, die Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern zu besuchen bzw. mitzufeiern. Nachsatz: "Das kann für jeden Einzelnen wie ein Geschenk sein." Ostern sei mehr als ein netter Osterspaziergang, der freilich auch wichtig sei. Ostern sei "das Eintauchen in die Herzmitte. Tod und Auferstehung - daran hängt die Glaubwürdigkeit von Ostern".
Er spüre, so Bischof Glettler, dass aggressivere Abgrenzungen, Gehässigkeiten und Nervosität in der Gesellschaft zunehmen. Vielleicht sei das ein Mangel an Hoffnung, "weil man diese Spannung nicht mehr aushält". Ostern heiße jedoch, "Versöhnung aufzunehmen. Der gekreuzigte und auferstandene Jesus steht dafür, Frieden und innere Entlastung zu schenken."
Überall dort, wo sich Menschen füreinander und für Gott öffnen, könne etwas Neues entstehen. Glettler: "Die Hoffnung ist kein Event oder ein Wortschwall, sondern heißt, mit jemandem einen Weg zu gehen. Langsam und schrittweise wächst die Hoffnung. Ich möchte die Menschen zu Ostern einladen, sich die Hand zu reichen, sich anders zu verhalten und das Miteinander zu stärken."
"Die katholische Kirche ist nicht führungslos"
Auf Papst Franziskus angesprochen bzw. gefragt, ob er nicht wie sein Vorgänger zurücktreten sollte, meinte der Bischof: "Ein Rücktritt ist möglich, aber ich will mich hier nicht auf Spekulationen einlassen. Franziskus weiß selbst, was richtig ist. Ich fühle nur, dass er sich beispielsweise beim synodalen Prozess immer noch voll in die Waagschale wirft und präsent ist. Die katholische Kirche ist nicht führungslos." Die körperliche Einschränkung sei nur das eine, "seine Botschaften während des Krankenaufenthalts waren allerdings so ermutigend".