Südsudan droht Rückfall in Bürgerkrieg - Christen laut "Open Doors" erneut in Gefahr
Wien, 16.04.2025 (KAP) Der Südsudan steht kurz vor einem erneuten Ausbruch bewaffneter Gewalt. Auslöser ist die Verhaftung von Vizepräsident Riek Machar durch Präsident Salva Kiir, die das Friedensabkommen von 2018 ins Wanken bringt. Das kirchliche Hilfswerk "Open Doors" warnt angesichts der eskalierenden Lage vor gezielter Gewalt gegen Christen, die im Südsudan die Bevölkerungsmehrheit stellen. Sollte der fragile Frieden zerbrechen, seien Christen besonders gefährdet, warnte das Hilfswerk in einer Aussendung. Im benachbarten Sudan jährte sich der Bürgerkrieg am Dienstag zum zweiten Mal.
"Südsudanesische Christen, die einen bedeutenden Teil der Bevölkerung ausmachen, wären im Falle eines erneuten Konflikts besonders gefährdet", warnte etwa der "World Watch Research"-Analyst Yonas Dembele. Bereits in der Vergangenheit seien Christinnen und Christen wiederholt Ziel bewaffneter Angriffe geworden. "Die kombinierte Wirkung von politischem Zusammenbruch und opportunistischer Gewalt könnte die Sicherheit und das Überleben der Christen im Südsudan ernsthaft bedrohen", so der "Open Doors"-Experte Dembele.
Dringend notwendig sei nun eine Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft mit den beiden Staatsoberhäupter des Südsudan, mahnte Dembele. Sie müssten "die Bedürfnisse der Bürger des Landes über politische Rivalitäten stellen", so der Analyst.
Ähnlich Jo Newhouse, Sprecherin von "Open Doors" für Subsahara-Afrika, die in der aktuellen Entwicklung eine existenzielle Bedrohung für die Zukunft des Landes beobachtet: "Als der Südsudan 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan erlangte, wurden die Christen zur Bevölkerungsmehrheit", erklärte Newhouse; diese Form der Sicherheit werde jedoch durch die aktuelle politische Situation bedroht, so die "Open Doors"-Expertin.
Politische Krise
Der Südsudan erlangte 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan, geriet jedoch in einen brutalen Bürgerkrieg, der erst 2018 mit einem Friedensabkommen beendet wurde. Letzteres ist seit vergangener Woche bedroht.
Die politische Krise im jüngsten Staat der Welt hat sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Nachdem ein Armeehubschrauber im März von der sogenannten "Weißen Armee", einer Miliz in der Region Oberer Nil, abgeschossen wurde, wirft Präsident Kiir seinem Stellvertreter Machar vor, mit den Rebellen in Verbindung zu stehen. In der Folge kam es zu Luftschlägen und dem Einsatz von Fassbomben gegen Zivilisten. Machar wurde unter Hausarrest gestellt, seine wichtigsten Verbündeten inhaftiert.
Beobachter warnen vor einer gefährlichen Verflechtung mit dem Bürgerkrieg im Sudan. Dort kämpfen seit zwei Jahren die sudanesischen Streitkräfte (SAF) und die paramilitärischen RSF (Rapid Support Forces) um die Kontrolle des Landes. Die Vereinten Nationen sprechen von über 150.000 getöteten Zivilisten und mehr als 12, 5 Millionen Vertriebenen. Christen, die im Sudan rund vier Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind besonders betroffen: Kirchen wurden zerstört, Gläubige getötet oder entführt, Frauen Opfer sexualisierter Gewalt. Sowohl das Militär als auch die RSF sollen gezielt gegen Christen vorgehen. Christen gelten im Sudan laut "Open Doors" als "unerwünschte Minderheit" mit rund vier Prozent.