Religionspädagoge Weirer zieht Positiv-Bilanz zu Forschungsprojekt über christlich-islamischen Religionsunterricht im Teamteaching - Kooperationsmodell soll klassischen konfessionellen Religionsunterricht nicht abschaffen, sondern ergänzen
Graz, 14.04.2025 (KAP) Eine Positiv-Bilanz zum Abschluss eines Forschungsprojekts über christlich-islamischen Religionsunterricht im Teamteaching hat der Grazer katholische Religionspädagoge Prof. Wolfgang Weirer gezogen. Das seit dem Schuljahr 2018/19 an ausgewählten Schulen laufende Projekt besteht in einem zeitlich begrenzten religionsübergreifenden Unterricht. Die wissenschaftliche Evaluation, die Weirer gemeinsam mit der islamischen Religionspädagogin Mevlida Meanovi begleitet hat, ergab nun ein hohes Maß an Zufriedenheit unter Schülerinnen und Schülern wie unter Lehrenden, heißt es in einem Bericht des Wissenschaftsfonds FWF, der das Projekt gefördert hat.
"Religiöse Vielfalt erfahren Schülerinnen und Schüler im Alltag bei vielen Gelegenheiten. Aber im Religionsunterricht werden sie getrennt, obwohl sie gerne mehr über andere Religionen wissen wollen und unsere Gesellschaft sich in einer Situation zunehmender Pluralität befindet", wird Projektleiter Weirer vom Institut für Katechetik und Religionspädagogik der Universität Graz, in dem Bericht auf der Medienplattform "scilog" des FWF zitiert. Wichtig sei ihm, dass das Projekt gemeinsamen Teamteachings nicht als Alternativ-Modell zum konfessionellen Religionsunterricht verstanden werde, sondern als Ergänzung: "Mir ist wichtig zu betonen, dass wir mit interreligiöser Bildung den konfessionellen Religionsunterricht nicht abschaffen wollen. Sondern islamische und katholische Religionslehrerinnen und -lehrer sollen für einige Stunden gemeinsam unterrichten."
Durchgeführt wurde das Projekt an fünf Schulen in der Steiermark. "Es waren jeweils drei bis fünf Unterrichtsstunden, wobei die Vorbereitungszeit viel größer war. Mich hat fasziniert, wie groß der Zuspruch von allen Seiten gewesen ist, vor allem von den Schülerinnen und Schülern", wird Meanovi zitiert. Ihre Rückmeldungen seien "zu 100 Prozent positiv" gewesen. Weirer und Meanovi haben ihre Beobachtungen nun in Form von zwölf Thesen bzw. Empfehlungen konkretisiert. Zum Gelingen eines solchen Unterrichtsmodells trage etwa bei, dass die beteiligten Lehrkräfte "miteinander können", dass sie einander "auf Augenhöhe" begegnen, dass es genügend Zeit zur Vorbereitung gibt, dass entsprechende Ausbildungen zum kooperativen Unterricht angeboten werden und dass inhaltlich nicht nur über Gemeinsamkeiten, sondern auch über Differenzen und Unterschiede gesprochen werde, so Weirer.
Interreligiöse Lernprozesse
Auch international sei das Projekt mit großem Interesse verfolgt worden, verweisen die Projektverantwortlichen etwa auf einen erschienenen Sammelband zum Projekt, der in Kürze auch auf Englisch erscheinen soll. Außerdem seien bereits fünf Dissertationen aus dem Projekt hervorgegangen sowie vier Auszeichnungen für damit befasste Forscherinnen und Forscher. Auch an den Schulen werde das Projekt in Form von Workshops fortgeführt, in denen es um religiöse Vielfalt gehe. 60 solcher Workshops seien bereits durchgeführt worden - für heuer wurden 14 weitere vereinbart, heißt es. Auch die evangelische Kirche zeige Interesse an dem Thema.
Weirer abschließend: "Der konfessionelle Religionsunterricht soll bestehen bleiben, denn er ist die Grundlage für interreligiöse Lernprozesse. Dazu wünschen würde ich mir in bestimmten Phasen eine verbindliche Kooperation der katholischen, evangelischen, islamischen und orthodoxen Religionsunterrichte und des Ethikunterrichts. Denn solche Begegnungen ermöglichen wechselseitiges Verständnis und Toleranz."
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