Pfarrgemeinderäte berichten laut "Pfarrgemeinderats-Kompass 2024" von Wertschätzung wie auch vielerorts von fehlender Unterstützung - Online-Präsentation am Dienstagabend
Wien, 01.04.2025 (KAP) Rund 45.000 Frauen und Männer sind in Österreichs katholischen Pfarren als Pfarrgemeinderäte (PGR) aktiv. Erkenntnisse über deren Zufriedenheit und ein vielschichtiges Bild über die Lage der ehrenamtlich Engagierten in Österreichs Pfarren liefert nun die österreichweite Befragung "PGR-Kompass", deren Ergebnisse am Dienstagabend im Rahmen eines "Online-Forums" mit dem zuständigen Referatsbischof Josef Marketz sowie Fachleuten vom durchführenden Internationalen Forschungszentrum Salzburg (ifz) vorgestellt werden. Erste Trends wurden bereits vorab von der Erzdiözese Salzburg veröffentlicht.
Rund 3.100 Fragebögen waren im Rahmen der im Oktober 2024 durchgeführten Online-Befragung von den Teilnehmenden - deren Alter zwischen 17 bis 88 Jahren variierte - vollständig ausgefüllt worden. Die PGR-Mitglieder "fühlen sich großteils wertgeschätzt und gleichberechtigt, egal ob es um das Alter, das Geschlecht oder die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen geht", liest man im Fazit des "Pfarrgemeinderats-Kompass 2024".
Kritik gibt es dennoch, vor allem beim Thema Unterstützung. So erlebten die meisten Engagierten zwar persönliche Anerkennung in ihrer Pfarre, und dies auch ohne formelle Ehrungen. Kritischer werde jedoch die Rolle der Diözesen bewertet, hieß es. Unterstützung durch diözesane Stellen werde oft gar nicht wahrgenommen; viele Befragte beklagen zudem unzureichende Kommunikation und wünschten sich klarere Ansprechpartner.
Man wolle die Kommunikation verbessern, betonte Peter Haslwanter, Referent für Pfarrgemeinderäte im Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg: "Da wollen wir noch gezielter auf die Bedürfnisse, Wünsche und Kritik eingehen, um näher dran zu sein. Es braucht ständigen Dialog und nicht die Einstellung: Da gibt es eine Stelle, die weiß alles", so Haslwanter, der das PGR-Referat der Erzdiözese gefordert sieht.
Sorge gibt es auch über die immer größeren Pfarrverbände und Seelsorgeräume, die eine Veränderung der Arbeitsweisen erfordern. Aus "neuen Chancen" dürften nicht Überlastung und Überforderung erwachsen, meinte Haslwanter.
Motivation und Glaube
Als Hauptmotiv für ihr Engagement nennen die PGR-Mitglieder das aktive Mitgestalten des Pfarrlebens (70,9 Prozent), dicht gefolgt vom Wunsch, den Glauben konkret zu leben, sowie sozialen Motiven wie Gemeinschaft und Freude am Mitwirken. Über 93 Prozent der Teilnehmenden sind ehrenamtlich tätig, rund zwei Drittel leben in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern.
27.000 Personen wurden bei der jüngsten Wahl 2022 als Vertretung der Gläubigen der mehr als 3.000 katholischen Pfarren des Landes gewählt. Außer den gewählten gibt es in den Pfarrgemeinderäten auch noch berufene und amtliche Mitglieder, in Summe insgesamt rund 45.000 Frauen und Männer.
Vielfalt wird geschätzt
Auch die Zusammenarbeit in den Gremien wird überwiegend positiv beurteilt. Ein Großteil der Befragten empfindet die Mitwirkung als gleichberechtigt - unabhängig von Geschlecht, Alter oder haupt- bzw. ehrenamtlichem Status. Gleichzeitig wird punktuell auf Verbesserungsbedarf in den Bereichen Moderation, Kommunikation und Entscheidungsfindung hingewiesen. Auch wenn Konflikte als real wahrgenommen werden, gelten sie in der Regel nicht als dominierend, hieß es in den Ergebnissen.
Der persönliche Glaube spielt für die überwiegende Mehrheit eine zentrale Rolle im Engagement. Gleichzeitig besteht der Wunsch nach mehr spirituellem Raum im PGR-Alltag - nicht nur organisatorisch, sondern auch geistlich.
Zukunftsperspektiven
Fast 60 Prozent der Befragten geben an, sich auch künftig im PGR engagieren zu wollen. Gleichzeitig äußert knapp die Hälfte Skepsis, ob sich ausreichend neue Kandidierende für die kommenden Perioden finden lassen.
"Die Sorge, genug Kandidatinnen und Kandidaten für die nächste Wahl zu finden, muss man sehr ernst nehmen", betonte dazu PGR-Referentin Anita Hofmann. Der Zugang junger Menschen zu Glaube, Kirche und Gottesfragen habe sich verändert. Man müsse "die Jungen" daher gezielt über ihre Interessen ansprechen und als PGR-Referat die Pfarren mit ihren Ideen bestmöglich unterstützen, so Hofmann über die Aufgaben der hauptamtlichen Experten. Auch sei die Diversität im PGR groß und wichtig und ein Bewusstsein über notwendige Veränderungen vorhanden - etwa im Blick auf stärkere Projektorientierung und eine flexiblere Zeitgestaltung.
Sieben Baustellen für morgen
In den über 3.500 offenen Kommentaren kristallisieren sich sieben Themenbereiche heraus: Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, stärkere Förderung der Kinder- und Jugendarbeit, professionellere Strukturen, spirituelle Vertiefung, moderne Kommunikation, sowie eine verlässlichere finanzielle und personelle Ausstattung.
"Vor allem der Ideenreichtum in den offenen Fragestellungen hat mich beeindruckt. Wir sind dabei, diese lebendigen Zukunftsbilder in geeigneter Weise sichtbar zu machen", meinte dazu auch Beate Schlager-Stemmer aus der Diözese Linz, Koordinatorin der AG "PGR-Kompass" in der Konferenz der PGR-Referent:innen der Diözesen Österreichs.
Die Befragung soll bis zur nächsten PGR-Wahl am 7. März 2027 noch zweimal durchgeführt werden. (Anmeldungen zur Online-Präsentation am Dienstag, 1. April um 18.30 Uhr: https://forms.office.com/e/EPaDy0iX0y)