Theologe und "Pax Christi"-Präsident Palaver ruft in "Furche" auf, verstärkt nach gewaltfreien Mitteln zur Konfliktlösung zu suchen - Kirchen und Religionsgemeinschaften sollen "Alternativen zur Aufrüstungslogik stärken"
Wien, 21.02.2025 (KAP) Der Theologe, Friedensethiker und "Pax Christi Österreich"-Präsident Wolfgang Palaver warnt vor einem "Rüstungswettlauf in den Untergang". Angesichts weltweit weiter steigender Rüstungsausgaben und eskalierender Kriege brauche es ein Nachdenken über "Alternativen zur Aufrüstungslogik". Ein weiteres Hochrüsten als Antwort auf eine durch Krieg, nukleare Modernisierung, Klimakrise und andere Krisen "radikal bedrohte Welt scheint dem Wahnsinn nahe zu kommen", betonte Palaver in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Furche" (Ausgabe 8/20. Februar). "Der Glaube, dass mit vermehrten Rüstungsausgaben auch die Sicherheit steigt, führt eher in eine Gewaltspirale, die uns näher an den Abgrund bringt".
Er vertrete damit im übrigen "keinen absoluten Pazifismus", stellte Palaver klar. Es sei denkbar, dass Waffenbestände modernisiert und ergänzt werden müssten. Auch zeige der Krieg in der Ukraine, dass militärische Verteidigung notwendig sei. "Entschieden stemme ich mich aber gegen jene lauter werdenden Stimmen, die den Krieg zum Normalfall menschlichen Lebens erklären und schon wieder vergessen haben, dass die beiden Weltkriege deutlich gemacht haben, dass die modernen Waffen eigentlich keine Kriege mehr erlauben, wollen wir nicht selbst ein infernales Weltende herbeiführen."
Das alles dürfe aber nicht davon abhalten, "gemäß der vorrangigen Option für die Gewaltfreiheit entsprechende Alternativen zum Krieg auszubauen und zu stärken", mahnte der Friedensethiker unter Verweis auf aktuelle Publikationen zu dem Thema sowie unter Verweis auf Aussagen von Papst Franziskus. Entsprechend gelte es, die europäische Sicherheitspolitik in eine Richtung weiterzuentwickeln, die nicht vorrangig auf Aufrüstung setzen darf, sondern verstärkt gewaltfreie Mittel zur Konfliktlösung aufbauen muss."
Österreich müsse dabei sein Neutralitätsverständnis überdenken - denn es sei verkürzend, Neutralität als bloßes Sich-Heraushalten zu verstehen; Neutralität gehe mit dem Gebot aktiver Solidarität einher. Hier gebe es großen Diskussionsbedarf in Österreich.
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften sieht Palaver in dem Kontext ebenso aufgerufen, "Alternativen zur Aufrüstungslogik zu stärken". Das konkretisiere sich beispielsweise in der Art, wie kirchliche Gelder investiert werden: "Die neue Richtlinie der katholischen Kirche Österreichs zur ethischen Geldanlage von Jänner 2024 schließt Unternehmen aus, die international geächtete Waffen produzieren oder deren Umsatzanteil für Waffenproduktion oder -handel mehr als zehn Prozent beträgt. Das ist positiv hervorzuheben."
Weniger erfreulich sei, "dass etwas vorauseilend bei nationalen Anleihen die erlaubte Grenze für Rüstungsbudgets von zwei auf drei Prozent des BIP angehoben wurde." Es bleibe daher zu hoffen, "dass zukünftig mit großer Vorsicht investiert wird, um nicht die kirchlichen Aufrufe zur Rüstungsbegrenzung zu konterkarieren", so Palaver abschließend.