Ukrainisches Kirchenoberhaupt wirbt in USA um Verständnis
19.02.202513:46
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Großerzbischof Schewtschuk in Philadelphia und Washington: Die Ukraine hält stand, "weil sie zusammenhält, kämpft und betet"
Washington/Kiew, 19.02.2025 (KAP) Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche (UGKK), hat in den vergangenen Tagen in den USA um Verständnis und weitere Unterstützung für die Ukraine geworben. Er hielt sich zu einem Pastoralbesuch in Philadelphia, Washington und Baltimore auf, wo er die ukrainischen Gemeinden besuchte, Gottesdiensten und Friedensgebeten vorstand und Vorträge hielt. Laut Mitteilung der UGKK sollte der Großerzbischof bei seinem USA-Besuch auch mit Regierungsvertretern zusammentreffen. Details wurden aber nicht bekannt gegeben.
Am Wochenende stand Schewtschuk einer Göttlichen Liturgie in der ukrainischen Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Philadelphia und einem ökumenischen Friedensgebet in der römisch-katholischen Kathedrale St. Peter und Paul vor. Letzteres leitete er gemeinsam mit Erzbischof Nelson Perez von Philadelphia. In seiner Ansprache dankte Schewtschuk den amerikanischen Katholiken für ihre Gebete, ihre Unterstützung und ihre Solidarität während des Krieges. Und er fügte hinzu: "Gott ist immer auf der Seite der Unschuldigen."
Die Ukraine habe bisher standgehalten, "weil sie zusammenhält, kämpft und betet", so der Großerzbischof, und weil Millionen Menschen auf der ganzen Welt sie unterstützen würden und ebenfalls für sie beteten. Das Böse, die Lüge und der Tod hätten niemals das letzte Wort. Zugleich bekräftigte Schewtschuk: "Wir wollen Frieden." Jeder Ukrainer sehne sich nach Frieden, nach Nächten ohne Luftangriffe, nach Morgen ohne Explosionen, nach Tagen ohne Tote und nach Nächten ohne Angst."
Der Großerzbischof wies allerdings auch darauf hin, dass ein reiner Waffenstillstand keinen Frieden bringt. Ein Waffenstillstand, der die Menschen in der Ukraine unter Besatzung leiden lässt, sei eher eine grausame Verhöhnung, so Schewtschuk. Ohne Gerechtigkeit sei Friede nicht möglich.
Auch Erzbischof Perez bekräftigte, dass Friede mehr sei als die Abwesenheit von Krieg. "Jede künftige Friedensarbeit muss Gerechtigkeit beinhalten, um das der Ukraine zugefügte Trauma zu verarbeiten und den Respekt für ihre historischen souveränen Grenzen sicherzustellen", sagte der Erzbischof.
Am Dienstag hielt der Großerzbischof einen Vortrag an der Katholischen Universität von Amerika in Washington. Als Hauptursache des Krieges bezeichnete er dabei die neoimperialen Ambitionen Russlands, die durch die Ideologie von der "Russischen Welt" genährt würden; ein Konstrukt, das die Grundlage für die russische Expansion, insbesondere die militärische Expansion bilde.
Wer glaube oder behaupte, dass die Ursache des Krieges die NATO-Erweiterung ist, folge hingegen blind der russischen Darstellung und Propaganda, so der Großerzbischof. Die NATO existierte weder zur Zeit der russischen Expansion in den vergangenen Jahrhunderten noch etwa zur Zeit des Sowjet-Terrors gegen die Ukraine, die in der großen Hungerkatastrophe ("Holodomor") mit Millionen Toten in den 1930er-Jahren gipfelte.
Großerzbischof Schewtschuk war auch in Baltimore zu Gast bei Erzbischof William Lori. Der Vizepräsident der US-amerikanischen Bischofskonferenz versicherte dem Großerzbischof dabei die fortgesetzte Unterstützung und Solidarität des US-Episkopats. Ein weiteres Friedensgebet fand in der ukrainischen Kathedrale zur Heiligen Familie in Washington statt.