Kärntner Pfarren und Caritas wollen Trauernden Trost- und Dialogpartner sein - Villacher Stadthauptpfarrer Richard Pirker betreut Jugendliche an der ehemaligen Schule des getöteten 14-Jährigen - "Es herrscht eine große Erschütterung, weil man sich in der eigenen Sicherheit bedroht fühlt"
Villach/Klagenfurt, 17.02.2025 (KAP) Nach dem Messerangriff eines 23-jährigen Syrers am Samstagnachmittag in der Innenstadt Villachs bewegen Trauer, Schock, Angst und Sorge die Menschen: Mehrere Pfarren und die Caritas haben in Kärnten nun spezielle Trauer- und Seelsorgeangebote geschaffen. Der Villacher Stadthauptpfarrer Richard Pirker betreut Jugendliche in der ehemaligen Schule des Todesopfers seelsorgerisch. "Es herrscht eine große Erschütterung, weil man sich in der eigenen Sicherheit bedroht fühlt", erklärte Pirker gegenüber Kathpress am Montag. Das spürten auch die Schülerinnen und Schüler, die den getöteten Jugendlichen großteils kannten. Sie seien aufgebracht und schockiert. Die Attacke erfolgte in der Villacher Innenstadt; ein 14-Jähriger wurde dabei getötet, fünf weitere teilweise lebensgefährlich verletzt.
Mit seinen Klassen feierte der Geistliche am Montag ein kleines Gedenken. "Wir haben uns um ein Licht versammelt, ich habe sie zum gemeinsamen Gebet eingeladen, und anschließend haben wir versucht, aufzuarbeiten, was da geschehen ist", so Pirker. Es sei dabei wichtig, dass die Aggressionen und die Wut in der Bevölkerung nicht als politisches Versagen gedeutet werden und von Pauschalisierungen abgesehen werde, betonte Pirker, der auch in der Stadtpfarrkirche St. Jakob Menschen ein Ansprechpartner ist.
Auch dort wird in den täglichen Frühmessen um 9 Uhr der Opfer gedacht. Vor dem Volksaltar brennt neben vielen kleinen eine große Kerze für den ermordeten Jugendlichen, und auch im Pfarrhaus brennt durchgehend ein Licht, "das ihm ewig leuchten soll", so Pirker. Zudem sind vor allem nachmittags Priester in der Kirche vor Ort, um Trauernden eine Gesprächsmöglichkeit zu bieten. Auch ein Kondolenzbuch liegt auf.
Telefon- und pfarrliche Seelsorge
Höhepunkt des gemeinsamen Gedenkens von Kirche und Stadt sind ein Gedenkmarsch und ein ökumenischer Gottesdienst in der Villacher Innenstadt (Beginn 18 Uhr) am Dienstag; das Gedenken in der Stadtpfarrkirche St. Jakob feiern Diözesanbischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer.
Die evangelische Pfarrgemeinde Villach-Stadtpark hält ihre Kirche bis in die späten Abendstunden geöffnet, wie Pfarrer Thomas Körner gegenüber Kathpress am Montag sagte. Dort ist ein Trauertisch angerichtet, um Kerzen für die Opfer anzuzünden und Fürbitten aufzuschreiben. "Das Angebot wurde bereits gut angenommen", so Körner, der Trauernden auf Anfrage seelsorgerisch zur Seite steht.
Telefonische Seelsorge bietet die Caritas Kärnten unter der Rufnummer 142 an. "Wir sind rund um die Uhr für alle da, die über ihre Ängste und Sorgen sprechen wollen", betonte Leiterin Barbara Ogris. Auch abends und nachts, "wenn vermehrt Gedanken kommen, die einen nicht schlafen lassen", bräuchten die Menschen keine Scheu zu haben, anzurufen.
Zudem kann die Möglichkeit einer Chatberatung von 16 bis 23 Uhr in Anspruch genommen werden. Sie wird vor allem von jüngeren Menschen genutzt, weil die Hemmschwelle geringer ist und "junge Menschen das Medium besser kennen" (Info: https://chat.onlineberatung-telefonseelsorge.at/hc/de). Auch das Plaudernetz der Caritas bietet Menschen ein offenes Ohr und ist unter der Telefonnummer 05 1776 100 von 12 bis 20 Uhr erreichbar.
Kondolenzbücher und Trauerkundgebung
Seit Montag können sich Anteilnehmende in das Trauerbuch der Stadt eintragen. Das Buch liegt im Stadtsenatssaal auf. Auch online gibt es die Möglichkeit, in ein Kondolenzbuch zu schreiben (www.villach.at/trauerbuch).
Unterdessen ist für Montagabend ab 18 Uhr eine Trauerkundgebung auf dem Neuen Platz in Klagenfurt geplant. Am Mittwoch, 19. Februar, gibt es in Klagenfurt einen Trauermarsch und einen Gottesdienst. Um 18.30 Uhr findet in der Stadtpfarrkirche St. Egid ein Trauergottesdienst statt und zuvor ein gemeinsamer Trauermarsch vom Domplatz zur Stadtpfarrkirche, so die Stadt in einer Aussendung.
Ein 23-jähriger Mann hatte am Samstagnachmittag in der Villacher Innenstadt auf mehrere Passanten eingestochen und einen von ihnen getötet. Der Täter, ein in Österreich aufenthaltsberechtigter syrischer Staatsbürger, wurde nach kurzer Zeit festgenommen. Ein aus Syrien stammender Essenszusteller soll mit seinem Wagen auf den Angreifer losgefahren sein und damit wohl noch Schlimmeres verhindert haben, so die Polizei. Laut Polizeiangaben starb ein 14-jähriger Jugendlicher, fünf Personen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer. Drei Schwerverletzte werden nach wie vor auf der Intensivstation behandelt, ihr Zustand ist stabil, teilte der Krankenhausbetreiber Kabeg der APA am Montag mit.
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