Diakonie-Direktorin Moser überreichte traditionellen Kranz an Wiener Erzbischof - Herzliche Begegnung im Zeichen der aktuellen Krisen, aber auch der mit der Adventzeit verbundenen Hoffnung
Wien, 28.11.2024 (KAP) Als "Zeichen der Hoffnung in einer Zeit der Krisen" hat Diakonie-Direktorin Maria-Katharina Moser am Donnerstag Kardinal Christoph Schönborn einen traditionellen Diakonie-Adventkranz übergeben. Der Kranz, mit vier großen Kerzen für die Adventsonntage und je einer kleinen Kerze für die Werktage im Advent, erinnert an den evangelischen Pfarrer Johann Wichern, der den Adventkranz im 19. Jahrhundert für benachteiligte Jugendliche in dieser Form erfunden hat.
"Wir verbinden heuer mit dem Adventskranz die Hoffnung und den Appell, Menschen, die Unterstützung brauchen, diese Unterstützung zukommen zu lassen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die sie brauchen", so Moser im Kathpress-Interview am Rande der Begegnung im Erzbischöflichen Palais in Wien. Die Diakonie-Direktorin sprach u.a. Menschen mit Behinderungen, Menschen auf der Flucht, Menschen, die sich in den Arbeitsmarkt integrieren wollen, oder Menschen mit Pflegebedarf an.
Themen des Gesprächs von Schönborn und Moser waren u.a. die Sorge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um das Gemeinwohl und den Sozialstaat. Auch die Migration bzw. Beispiele gut gelungener Integration von Geflüchteten waren Thema.
Kardinal Schönborn dankte für die liebgewonnene Tradition des Adventbesuchs von Diakonie-Vertreterinnen und Vertretern in der Adventzeit als Zeichen der ökumenischen Verbundenheit. Für ihn werde es wohl der letzte Besuch als Wiener Erzbischof sein, fügte Schönborn hinzu.
Diakonie-Direktorin Moser verwies gegenüber "Kathpress" auf die Geschichte des Adventkranzes, die eng verbunden mit den Wurzeln der Diakonie ist und von Anfang an einen sozialen Zweck hatte. "Er wurde 1839 vom evangelischen Pfarrer Johann Hinrich Wichern für die Straßenkinder Hamburgs erfunden. Die Diakonie nützt deshalb die Adventzeit, um Anliegen von Menschen in Not, insbesondere von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen zu thematisieren", so Moser: "Die Kinder und Jugendlichen haben oft auf der Straße gehaust, haben sich in Banden zusammengeschlossen. Manche sind dann auch im Zuchthaus gelandet. Pfarrer Wichern hat sie aufgenommen, hat ihnen ein sicheres Zuhause geboten und hat ihnen Bildung zukommen lassen, damit sie aus der Armutsfalle herauskommen." Und dies gelte heute genauso: "Kinder und Jugendliche brauchen einen guten, sicheren Ort und sie brauchen Bildung. Und das ist heute auch ganz wesentlich eine Aufgabe der Diakonie, eine Aufgabe der Caritas, aber auch eine Aufgabe des Staates."
Adventkranz ist evangelische Erfindung
Der Adventkranz hat seinen Ursprung in der evangelischen Kirche. Der evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern (1808-1881) sah die Not der Arbeiterfamilien und vor allem der verwahrlosten Kinder in den Vorstädten Hamburgs. Er sammelte Spenden bei wohlhabenden Bürgern und gründete eine "Rettungsanstalt" für jene Kinder, die zerlumpt und hungrig auf dem besten Weg waren, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Im sogenannten "Rauhen Haus", einem kleinen Bauernhaus, das für diesen Zweck gestiftet worden war, zog Wichern 1833 mit seiner Mutter und den ersten zwölf Burschen ein. Die Einrichtung wuchs schnell und erhielt weitere Gebäude mit mehreren Kindergruppen. Ende 1835 zog die erste Mädchengruppe in das "Rauhe Haus" ein.
Im Jahr 1839 hatte Wichern die Idee zum ersten Adventkranz. Da die Kinder im Advent ständig fragten, wie lange es denn noch bis Weihnachten sei, stellte Wichern bei den abendlichen Versammlungen ein großes Wagenrad auf und bestückte es mit Kerzen. Jeden Abend entzündete er beim Geschichtenerzählen eine weitere Kerze.
Im Laufe der Zeit gab es für Adventsonntage vier dickere Kerzen und das Rad wurde mit Tannenreisig geschmückt. Im Laufe der Zeit übernahmen Pfarrgemeinden und Familien diesen Brauch. So soll sich der Adventkranz zu der uns heute bekannten Form entwickelt haben. Erst ab den 1920/30er-Jahren begann sich der Adventkranz auch in der katholischen Kirche durchzusetzen. In Österreich hielt er erst nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend Einzug.