Klima-Experte Martin Krenn: 300 Milliarden absolut unzureichend - Allianz für Klimagerechtigkeit bewertet Ergebnis sehr kritisch - Auftrag an Regierungsverhandlungen
Baku/Wien, 24.11.2024 (KAP) Die Allianz für Klimagerechtigkeit hat das Ergebnis der Weltklimakonferenz (COP29) in Aserbaidschan scharf kritisiert und als "enttäuschend und verantwortungslos" bezeichnet. Das neue Finanzierungsziel von 300 Milliarden US-Dollar jährlich ab 2035 entspreche keiner realen Verdoppelung und reiche bei weitem nicht aus, "um auch nur die notwendigsten lebensrettenden Anpassungsmaßnahmen in den ärmsten Ländern des Globalen Südens sicherzustellen", erklärte Martin Krenn, Klima-Experte der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO). Zudem gebe es keinerlei Fortschritt beim Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas, kritisierte Krenn gegenüber der Kathpress.
Das Ergebnis bleibt damit weit hinter den Forderungen von Entwicklungsländern zurück. Diese hatten während der Konferenz Beiträge von 1,3 Billionen Dollar jährlich bis 2035 gefordert, mindestens aber bis 2030 eine Erhöhung der Beiträge der Industriestaaten auf 500 Milliarden Dollar.
Das Ergebnis der COP29 sei damit ein Rückschlag für die Entwicklung neuer nationaler Klimaziele und ignoriere die Notwendigkeit einer verlässlichen Finanzierung zur Bewältigung von Schäden und Verlusten. Krenn warnte vor einer weiteren Verschärfung der Schuldenkrise in vielen Ländern des Globalen Südens, da die beschlossene Klimafinanzierung in erster Linie auf Kredite setze. Der kirchliche Klimaexperte nahm - wie bei früheren UN-Konferenzen - vor Ort an den Verhandlungen teil.
"Das ist ein Rückschlag für die Entwicklung der neuen nationalen Klimaziele, denn ohne ausreichende Finanzierung werden auch weitere Klimaschutzmaßnahmen in vielen Ländern schwer umsetzbar sein", lautete Krenns Einschätzung. Bereits zu Beginn der Konferenz am Montag hatte er die unzureichende Vorbereitung der Verhandlungsgrundlagen bemängelt und die Verhandlungen als "zäh und wenig zielführend" bezeichnet.
Die Allianz für Klimagerechtigkeit - ein Bündnis von 26 Nichtregierungsorganisationen, die in den Bereichen Umwelt, Entwicklungszusammenarbeit, Soziales und Humanitärer Hilfe tätig sind - kritisierte das Verhandlungsergebnis als "viel zu wenig für die Menschen und das Klima". Zudem werde ein großer Teil der Verantwortung auf private Unternehmen und die betroffenen Länder abgewälzt.
Auftrag an Regierungsverhandlungen
Das enttäuschende Ergebnis sei ein klarer Auftrag an die Regierungen, Verantwortung zu übernehmen. "Österreichs Beitrag zur Klimafinanzierung muss weiter ausgebaut werden, um zumindest das neue Ziel zu erreichen", forderte die Allianz für Klimagerechtigkeit. Besonders die Befüllung des Fonds zur Bewältigung von Schäden und Verlusten sowie die direkte bilaterale Anpassungsfinanzierung müssten Priorität haben.
Darüber hinaus müsse sich die künftige österreichische Bundesregierung auf europäischer Ebene für eine Klimaneutralität der EU bis 2040 starkmachen, um der behaupteten Vorreiterrolle der Union weltweit Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Hintergrund: Klimafinanzierung und internationale Verantwortung
Der UN-Klimagipfel in der aserbaidschanischen Hauptstadt, der vom 11. bis 24. November stattfand, widmete sich vor allem der internationalen Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen. Bereits vor 15 Jahren wurde vereinbart, dass die reichen Industrienationen - als Hauptverursacher der globalen Treibhausgasemissionen - ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung ärmerer Länder bereitstellen. Mit dem Pariser Abkommen von 2015 wurde diese Verpflichtung bis 2025 verlängert, und ab 2026 sollte ein höheres Finanzierungsziel gelten.
Krenn erinnerte daran, dass die Industrienationen ihren Verpflichtungen bislang nicht nachgekommen seien. "Die globale Verantwortung bleibt weiterhin ungleich verteilt - zum Nachteil der ärmsten und am meisten gefährdeten Länder", mahnte er abschließend.