Ordensfrau: "Minimalziel" Diakoninnenweihe bei Synode nicht erreicht
21.11.202410:35
Österreich/Kirche/Politik/Orden/Reformen
Langjährige Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Sr. Edith-Maria Magar, im "Furche"-Interview über notwendige Kirchenreformen: "Jeden Zipfel, der sich uns Frauen bietet, müssen wir ergreifen und in unserem Bemühen nicht nachlassen" - Magar ist eine der Hauptvortragenden beim "Ordenstag 2024" am 26. November in Wien-Lainz
Wien, 21.11.2024 (KAP) Unzufrieden mit den Ergebnissen der Weltsynode in Rom hat sich die langjährige Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Sr. Edith-Maria Magar, gezeigt. Dass der Zugang zum sakramentalen Diakonat für Frauen endlich geöffnet wird, wäre ein "Minimalziel" gewesen, so die Franziskanerin im Interview in der aktuellen Ausgabe der "Furche". Auf der anderen Seite berge das Abschlusspapier für die nationalen Bischofskonferenzen viele Möglichkeiten und Chancen, in ihren Zuständigkeitsbereichen glaubwürdige synodale Formate zu etablieren. Hier nannte Magar etwa die Errichtung eines "Synodalen Rats" in ihrem Heimatland. Doch dies sei lange von Rom blockiert worden.
"Schon seit Jahrhunderten beweisen Ordensfrauen, dass sie qualifiziert und in der Lage sind, komplexe Institutionen zu leiten", so Sr. Magar. Sie würden etwa auch zum Orden gehörende Sozial-, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen managen. "Immer wieder wird - auch von Rom - die Fähigkeit von Frauen betont und wir werden mit Leitungspositionen abgespeist. Aber den Zugang zu Weiheämtern, zu denen sich nicht nur Ordensfrauen berufen wissen, verweigert man uns", beklagte die Franziskanerin. Magar war von 2012 bis 2024 Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Die zahlreichen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen der Franziskanerinnen beschäftigen 20.000 Mitarbeitende.
"Jeden Zipfel, der sich uns Frauen bietet, müssen wir ergreifen und in unserem Bemühen nicht nachlassen", zeigte sich die Ordensfrau überzeugt. Dieses Drängen habe letztlich dazu geführt, dass Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, das Anliegen der Frauen, endlich die sakramentale Diakoninnenweihe zu empfangen, in die Bischofskonferenz, in die Versammlungen des Synodalen Weges und in die Weltsynode in Rom einbrachte. Die Herausforderungen für die Kirche heute seien drängend, so die Ordensfrau, denn "durch die Verbrechen des Missbrauchs hat die Kirche Vertrauen verloren".
Da, wo Menschen Kirche als "sicheren Ort" erfahren, "glaubwürdig, respektvoll, achtsam, barmherzig, stärkend und lebensdienlich", da lebe fort, "was der Herr allen Christinnen und Christen in der Taufe ins Herz gelegt habe", so die Ordensfrau. Menschen suchten nach wie vor nach Halt und Sinn. Ebenso sei die Kirche "zentraler Akteur, gerade auch im Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt". In von der Kirche getragenen Einrichtungen würden Menschen diesen Mehrwert, das "Mehr" an Barmherzigkeit, Zuwendung und gelebter Solidarität erfahren.
Fischler: "Kunst des maximal Möglichen"
Sr. Magar wird beim Ordenstag am 26. November in Wien-Lainz einen der beiden Hauptvorträge halten. Der Ordenstag steht unter dem Motto "Die Kunst des Möglichen". Den zweiten Vortrag hält der frühere EU-Kommissar Franz Fischler. Auch er hat bereits vorab der "Furche" dazu ein Interview gegeben. In der Kirche wie auch der Politik müsse es bei der "Kunst des Möglichen" um mehr als den kleinsten gemeinsamen Nenner gehen, so Fischler: "Es muss um die Kunst des maximal Möglichen gehen, was auch große Anstrengungen bedeuten kann - und nicht um Minimalziele", sagt der frühere EU-Kommissar und ÖVP-Politiker.
In den aktuellen Koalitionsverhandlungen werde die Ernsthaftigkeit der Kunst des Möglichen noch auf die Probe gestellt werden, so Fischler. "ÖVP und SPÖ haben sich in den letzten Jahren auseinandergelebt, es wurden Gräben aufgerissen, die jetzt wieder zugeschüttet werden müssen, um dem Gegenüber wieder die Hand zu reichen." Gelinge das nicht, "dann gelingt auch keine stabile Regierung und es steigt das Risiko, dass die politische Mitte weiter an Terrain verliert", warnte der ehemalige Politiker.
Die Kirche sei "politisch - im ursprünglichen Sinn ihres öffentlichen Auftrags", zeigte sich Fischler zudem überzeugt. Der Versuch, die Kirchen zur reinen Privatsache zu machen, sei "zumindest bisher gescheitert". Kirchen seien aber auch Orte, "wo unsere Seelen eine Heimat finden können", das sei ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft, ebenfalls wie der karitative Dienst, den kirchliche Einrichtungen, aber auch Orden erbringen, so Fischler.
Vom 25. bis 28. November kommen im Wiener Kardinal-König-Haus wieder die Verantwortlichen der heimischen Ordensgemeinschaften sowie Mitarbeitende ihrer Einrichtungen zu den traditionellen Ordenstagungen zusammen. Sie beraten dort über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Es gibt auch wieder einen "Ordenstag Young" und als Mitte der zahlreichen Tagungen den eigentlichen "Ordenstag 2024" am 26. November. Das viertägige Programm steht unter dem Generalmotto "Die Kunst des Möglichen". (Infos: www.ordenstagungen.at / Kathpress"-Themenpaket über Orden in Österreich: www.kathpress.at/orden)