Ralph Fiennes spielt in neuem Streifen von Oscar-Regisseur Edward Berger Kardinal Lawrence, der Papstwahl im Vatikan leiten soll und sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wiederfindet - Zulehner nach Österreich-Premiere: "Exzellent gemachter" Film, der einen "nachdenklich entlässt" - Kinostart am 21. November
Wien, 21.11.2024 (KAP) Viel Aufmerksamkeit schon vor dem Kinostart im deutschsprachigen Raum hat der Vatikan-Thriller "Konklave" bekommen. Während US-Bischof Robert Barron vor dem neuen Streifen von Oscar-Regisseur Edward Berger auf der Plattform X warnt und rät, "so schnell wie möglich davor wegzulaufen", ist die Resonanz der Filmkritik im deutschsprachigen Raum fast durchwegs positiv: "Konklave" zeige Vatikan-Machtspiele, aber mit Tiefsinn und subtiler Charakterzeichnung, so der Tenor. Auch der Wiener Theologe Paul Zulehner äußerte nach der Österreich-Premiere am Mittwochabend Lob: "Exzellent gemacht" fand er den Film, der einen "nachdenklich entlässt", so sein Eindruck gegenüber Kathpress.
Zum Inhalt: Als der Papst unerwartet verstirbt, wird Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl eines Nachfolgers zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weißer Rauch dem Schornstein der Kapelle steigt ...
Für Paul Zulehner ist Kardinal Lawrence, der zu Beginn gegenüber den Kardinälen eine Lanze für den Zweifel bricht und die Gewissheit als eigentlichen Gegner des auf ein Mysterium aufbauenden Glaubens bezeichnet, der Typus eines "modern glaubenden Menschen". Andere Teilnehmer des Konklaves seien weniger nuanciert gezeichnet und "bespielen die großen Baustellen der Kirche" - nämlich den Umgang mit Frauen, Geld, Sex und Gender. Aber nicht nur die Schwächen der Kirche als "Sonderwelt, in der nur die Männer das Sagen haben und Frauen nur als dienende Schwestern vorkommen", zeige der Film auf, sondern auch die Stärken eines sehr bunten, in seinen Präferenzen vielfältigen Katholizismus, sagte Zulehner.
Für den Wiener Theologen kommen weder die Vertreter des liberalen noch des traditionalistischen Lagers in der Kirche gut weg, sondern die buchstäblich "Radikalen", die weltoffen und zugleich an die Wurzel gehend das Evangelium verkörpern. Edward Bergers "Konklave" sei die "sympathische Version" der gleichnamigen Buchvorlage von Robert Harris, die Zulehner auch kennt. Die im Wahlvorgang eine Wende einleitende Tirade eines aussichtsreichen Kandidaten auf den Relativismus sei eine "subtile Abrechnung mit religiösen Fundamentalisten" und zugleich eine "Attacke auf eine Kirche, die sich in der Welt nicht mehr zurechtfindet".
"Woke" oder "sehenswert"?
Der US-amerikanische Bischof von Winona-Rochester, Robert Barron, kritisierte, dass die Hierarchie der Kirche im Film "Konklave" als eine Brutstätte von Ehrgeiz, Korruption und verzweifeltem Egoismus dargestellt werde: "Konservative sind fremdenfeindliche Extremisten und die Liberalen sind selbstgefällige Intriganten." Als einziger Ausweg erscheine die "Akzeptanz der progressiven Schlagworte Vielfalt, Inklusion, Gleichgültigkeit gegenüber der Doktrin", schrieb Barron. Der Film erfülle alle Kriterien, um "woke" zu sein.
Anders die Einschätzung des deutschen katholischen Fachmediums "Filmdienst": Dort ist die Rede von einem "fesselnden, bildgewaltigen Film, der primär von menschlichen Abgründen und weniger von Glaubens- oder kirchlichen Fragen handelt". Der "enorm spannende Thriller" verknüpfe seine Handlung geschickt mit aktuellen kirchenpolitischen Debatten und überzeuge auch durch "vielschichtige, herausragend gespielte Figuren" wie Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabella Rosselini und John Lithgow, loben die kirchlichen Filmexperten. Sie stufen den Streifen als "sehenswert ab 14" ein und vergeben 4 von 5 Bewertungssterne.
Dem schließt sich auch die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe) in seiner Vorab-Kritik an: In "Konklave" "verleihen Ralph Fiennes und eine hochkarätige Besetzung der spirituellen Suche und den komplexen Konflikten innerhalb einer Papstwahl beeindruckende Intensität".
"Reise des Zweifels" als Identifikation
Regisseur Edward Berger ("Im Westen nichts Neues") sagte der "Kleinen Zeitung" über seinen neuen Film, vordergründig handle es sich um einen politischen Thriller, der zufällig im Vatikan spielt. "Viel wichtiger ist die innere Reise, die Kardinal Lawrence, gespielt von Ralph Fiennes, erlebt. Es ist eine Reise des Zweifels, die etwas mit ihm und seinem Glauben macht." Damit habe er sich identifizieren können, so der mehrfach ausgezeichnete deutsche Filmemacher.
Er habe keinen Film machen wollen, "der die katholische Kirche demontiert, aber auch keinen Film, der komplett blind ist" für Problemthemen wie Missbrauch, Zölibat oder die Rolle der Frauen. Die Strömungen der aktuellen Weltpolitik spielen laut Berger allerdings eine größere Rolle. Er zog Parallelen: "Der Thron ist vakant, die Parteien zücken ihre Messer, um den Gegner zu demontieren. Die Machtspiele sind eröffnet. Die Menschen hören sich nicht mehr zu, sondern sind von ihrer Meinung derartig überzeugt, dass kein Raum mehr bleibt für Diskussion."
Edward Bergers Film "Konklave" (USA/GB 2024, 120 Min.) läuft am Donnerstag in Österreichs Kinos an. (Trailer: www.youtube.com/watch?v=CTHmm2IYnEU)
Oscar-Preisträger Edward Berger verfilmte Robert-Harris-Bestseller "Konklave" als packenden Thriller hinter den Kulissen des Vatikans - Kinostart am 21. November