Wiener Theologe spricht in Kommentar auf Plattform "communio.de" von einem "Fehler": "Jetzt bleiben Dissonanzen stehen, ohne dass bereits eine Auflösung in einem Schlussakkord in Sicht wäre"
Wien, 29.10.2024 (KAP) Der Wiener Theologe Prof. Jan-Heiner Tück spricht im Blick auf die Weltsynode von einem "Fehler", dass Papst Franziskus auf ein nachsynodales Schreiben verzichtet. Papst Franziskus habe entschieden, nicht zu entscheiden, so Tück in einem Kommentar auf dem Onlineportal "communio.de" Das Abschlussdokument, das die Arbeit des mehrjährigen synodalen Prozesses bündelt und als Entscheidungsvorlage für den Papst konzipiert war, habe umgehend päpstliche Rückendeckung erhalten. So habe es der Papst bei der Abschlussansprache zugesichert. Der synodale Prozess und seine offenen Agenden "erhalten damit ein pontifikales Gütesiegel, ohne dass Franziskus noch einmal sichtet und sondiert, um finale Punktsetzungen vorzunehmen".
Tück sieht dies skeptisch. Er verweist darauf, dass noch nie ein Papst nach einer Bischofssynode mit ihren vielstimmigen Voten kein postsynodales Schreiben verfasst habe. "Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI., sie alle haben Synoden durch Punktsetzungen finalisiert. Jetzt bleiben Dissonanzen stehen, ohne dass bereits eine Auflösung in einem Schlussakkord in Sicht wäre", schreibt Tück. Man könnte auch sagen: "Das ist eine Lektion für mehr Ambiguitätstoleranz in der Kirche, ein Appell, gemeinsam weiterzugehen, eine Ermutigung für eine synodale Kirche. Gewiss!"
Tück führt seine Skepsis anhand der Frage des Diakonats der Frau aus. Die Frage sei "noch nicht reif", habe Franziskus über Kardinal Fernandez ausrichten lassen, nachdem er das Thema zunächst von der Synodenagenda gestrichen und in eine Studiengruppe delegiert hatte. Doch der Wiener Dogmatiker weist darauf hin, dass bereits zwei päpstlich eingesetzte Kommissionen alles, was historisch, liturgisch und theologisch beachtenswert ist, aufgearbeitet hätten.
Tück: "Es hat in der Geschichte einen spezifisch weiblichen Diakonat gegeben, es könnte ihn auch heute geben. Schon während des Zweiten Vatikanischen Konzils hat Jean Daniélou vorgeschlagen, geweihte Diakoninnen nach dem Modell der Urkirche wiedereinzuführen. Das müsste die Einheit des Ordo von Diakonen-, Presbyter- und Bischofsamt nicht antasten."
Der Papst könnte das entscheiden, "aber er will offenbar nicht", so der Dogmatiker. So gebe es keinen definitiven Schlussstrich. Tücks Resümee: "Definitiv ist hier nichts definitiv. Kein Nein - und kein Ja. Die Entscheidung wird auf weitere synodale Verständigungsprozesse verschoben. Wie lange, so fragt man sich, soll das Orchester hier noch ohne Dirigent weiterspielen?"
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