Opferschutz, Lage in Nahost und ökologische Umkehr Themen in Schluss-Erklärungen der Sommervollversammlung - Bischöfe senden Leo XIV. Grußkarte
Der Einsatz gegen Missbrauch im kirchlichen Bereich war ein thematischer Schwerpunkt der diesjährigen Sommervollversammlung der Bischofskonferenz von 16. bis 18. Juni in Mariazell. Ein Studientag mit den Mitgliedern der Unabhängigen Opferschutzkommission und der Stiftung Opferschutz bildete den Auftakt, in einer abschließenden Erklärung bekräftigten die Bischöfe nochmals, dass Aufklärung und Präventionsarbeit unvermindert weitergehen müssen. Der besondere Dank der Bischöfe gilt der Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic, die die Opferschutzkommission über 15 Jahre leitete und ihrer designierten Nachfolgerin Caroline List, die mit Jahresbeginn 2026 übernehmen wird. In der Erklärung ist vom "unschätzbaren Dienst" der beiden Frauen "an Betroffenen von Missbrauch und Gewalt" die Rede.
Klasnic wird mit Jahresende ihre Aufgabe als Opferschutzanwältin abgeben. Auf einstimmigen Vorschlag der Unabhängigen Opferschutzkommission wird Caroline List ab 2026 die Unabhängige Opferschutzanwaltschaft leiten. Ihre Beauftragung ist durch die Österreichische Bischofskonferenz im Einvernehmen mit der Österreichischen Ordenskonferenz erfolgt. Caroline List, im Hauptberuf Präsidentin des Landesgerichtes für Strafsachen Graz, ist seit 15 Jahren Mitglied der Unabhängigen Opferschutzkommission und wird künftig dort den Vorsitz führen.
Im Kathpress-Interview am Rande der Vollversammlung haben Klasnic und List übereinstimmend die Bedeutung der Arbeit der Kommission hervorgehoben und zugleich bekräftigt, dass es die Kommission auch weiterhin brauchen wird.
Naher Osten: Bischöfe warnen vor Flächenbrand
In einer weiteren Erklärung riefen die heimischen Bischöfe eindringlich Israel und den Iran auf, die Kampfhandlungen einzustellen, damit es nicht noch mehr Opfer gibt. "Wir Bischöfe warnen eindringlich vor der latenten atomaren Bedrohung und einem Flächenbrand, der nicht mehr kontrolliert werden kann", heißt es in der Erklärung, und weiter: "Unser Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den zivilen Opfern und ihren Angehörigen in Israel und im Iran; bei den Toten und Verwundeten und ihren Angehörigen, bei jenen, die ihr Zuhause verloren haben und flüchten mussten."
Die Bischöfe haben weiters zu verstärkten ökologischen Maßnahmen aufgerufen und sich nochmals dazu verpflichtet, auch im eigenen kirchlichen Bereich noch mehr zu tun. Mit der Enzyklika "Laudato si" habe Papst Franziskus vor zehn Jahren ein "christliches Lebensprogramm und ein Überlebensprogramm für die Menschheit" vorgelegt. Die Katholische Kirche in Österreich werde sich weiter für eine "ökologische Umkehr" einsetzen und die lebens- und umweltfördernden Maßnahmen im eigenen Bereich intensivieren, halten die Bischöfe dazu fest.
Krautwaschl: Als Kirche Hoffnung säen
Abgeschlossen wurde die Sommervollversammlung mit einem Festgottesdienst in der Mariazeller Basilika. Einen eindringlichen Appell zur Dankbarkeit und zur Hoffnung hat dabei der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl an die katholische Kirche in Österreich gerichtet. "Inmitten von Kriegen, Terror, Naturkatastrophen und auch der jüngsten Trauer in unserem Land säen wir als Kirche aus", sagte Krautwaschl in der steirischen Wallfahrtsbasilika. Viele Tausende Mitarbeitende und Millionen Getaufte versuchten auf ihre Weise, bewusst oder unbewusst, dem Evangelium Raum in den verschiedensten Kontexten des Lebens zu geben. "Dafür sage ich einfach ein steirisches 'Vergelt's Gott'", so der Bischof.
Bischöfe senden Papst Leo Grüße aus Mariazell
Wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, am Ende der Vollversammlung gegenüber Kathpress und der APA berichtete, haben die Bischöfe in Mariazell auch einen Gruß an den neuen Papst Leo XIV. verfasst. Man wolle mit der von allen Mitgliedern der Bischofskonferenz unterschriebenen Karte mit dem Motiv der Mariazeller Gnadenstatue auch bekunden, "dass wir uns als Kirche in Österreich gut in der Weltkirche aufgehoben fühlen und uns zugleich mit Engagement einbringen wollen". Es gelte, voneinander zu lernen.
Lackner sprach in diesem Zusammenhang den Synodalen Prozess an, der von Papst Franziskus ins Leben gerufen wurde, und in den sich die Kirche in Österreich von Anfang an stark eingebracht habe. Papst Leo werde den Synodalen Prozess mit Sicherheit weiterführen, zeigte sich Lackner überzeugt, freilich nicht alles eins zu eins von seinem Vorgänger übernehmen. Papst Leo habe sein eigenes Profil.
Vollversammlung der Bischofskonferenz im Mariazell - Erzbischof Lackner im Interview mit Kathpress und APA: "Fühlen uns als Kirche in Österreich gut in der Weltkirche aufgehoben und wollen uns zugleich mit Engagement einbringen"
Grazer Diözesanbischof bei Abschlussmesse der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell: Das viele im Alltag geleistete Gute nicht übersehen und weiter an gemeinsamer Zukunft bauen
Erklärung der Bischofskonferenz: Politik und Gesellschaft in Österreich müssen entschiedener als bisher in weltweiter Solidarität Verantwortung übernehmen - Bischöfe wollen lebens- und umweltfördernde Maßnahmen im kirchlichen Bereich intensivieren
Erklärung der österreichischen Bischöfe zum Ende der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell: Mitgefühl und Gebete gelten den zivilen Opfern und ihren Angehörigen in Israel und im Iran
Abschlusserklärung zur Sommervollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell: "Hilfe für Opfer, die Vorgangsweise bei Verdachtsmomenten und die Präventionsmaßnahmen müssen konsequent weitergeführt werden" - Besonderer Dank an scheidende Opferschutzanwältin Klasnic und Nachfolgerin List
Johannes Freitag erinnert bei Messe mit Mitgliedern der Bischofskonferenz an sinnlose Gewalt des Amoklaufs in Graz und an beeindruckenden Dienst vieler angesichts der Tragödie - Liebesgebot verpflichtet Kirche "zum Geben ohne Berechnung, zum Dasein für andere - auch wenn sie uns fern oder gar feindlich gegenüberstehen"
Bischöfe berieten bei Studientag mit den Mitgliedern der Unabhängigen Opferschutzkommission und der Stiftung Opferschutz über Missbrauchsprävention und Opferschutz