Mutiger Kirchenerneuerer und Konzilszeuge verstarb am 2. Mai im 92. Lebensjahr
Mit einem feierlichen Requiem im Wiener Stephansdom haben Kirche, Staat und Gesellschaft vom früheren Wiener Weihbischof Helmut Krätzl Abschied genommen. Krätzl war am 2. Mai im 92. Lebensjahr verstorben. Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, würdigte Krätzl in seiner Predigt am 15. Mai als einen herausragenden Priester, Seelsorger und Bischof, der "leidenschaftlich engagiert, kritisch, aber nie bitter war", weil er "nie seine Liebe zur Kirche verloren" habe. "Ich habe gelernt, mehr auf ihr (der Kirche, Anm.) inneres Wesen zu schauen und dass sie immer viel mehr ist, als sie im Augenblick erscheint", zitierte Kardinal Schönborn aus dem Testament Krätzls Nach dem Requiem wurde der Verstorbene in der Domherrengruft beigesetzt.
Mit Kardinal Schönborn konzelebrierten bei dem Requiem zahlreiche österreichische Bischöfe, auch die Ökumene war hochrangig vertreten. Aus Politik und Gesellschaft nahm an erster Stelle Bundespräsident Alexander Van der Bellen an der Trauerfeier teil.
Mit Helmut Krätzl ist einer der letzten unmittelbaren Zeitzeugen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) gestorben. Krätzl war mit vielfältigen Aufgaben in der Erzdiözese Wien und in der Bischofskonferenz betraut, 1977 wurde er zum Bischof geweiht. Als Weihbischof war er von 1981 bis 1985 zudem Generalvikar der Erzdiözese Wien. Die Umsetzung der Ergebnisse des Konzils war seine große Lebensaufgabe, der er sich bis zuletzt verpflichtet fühlte. Krätzl war bei der ersten Session 1962 als Stenograf mit dabei.
Helmut Krätzl stand bei seinem Tod im 69. Jahr seines priesterlichen sowie im 46. Jahr seines bischöflichen Dienstes. Religiöse Bildung - in der Schule wie im Erwachsenenbereich -, die Ökumene und der Dialog mit den Weltreligionen waren einige konkrete Aufgabengebiete, in denen er über Jahrzehnte engagiert war. Zudem profilierte er sich als Autor zahlreicher Bücher.
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