kfbö-Vorsitzende Ritter-Grepl: "Dilexi te" eine "Ermutigung für alle, die sich, oft im Verborgenen, für ein solidarisches und gerechtes Miteinander einsetzen" - Ordenskonferenz: Einsatz für Arme "Prüfstein unseres Glaubens"
Wien, 12.10.2025 (KAP) Lob zum ersten offiziellen Lehrschreiben von Papst Leo XIV. kommt auch von Ordensgemeinschaften und der Katholischen Frauenbewegung (kfbö) in Österreich. Die kfbö sieht sich durch das Apostolische Schreiben "Dilexi te" in ihrem Einsatz für Frauen, soziale Gerechtigkeit und globale Solidarität bestärkt, wie Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl am Wochenende erklärte. Die Österreichische Ordenskonferenz begrüßte das Papstdokument als "leidenschaftliches Plädoyer für eine Kirche der Liebe, die sich an den Armen orientiert".
Die Exhortation "Dilexi te" sei "eine Ermutigung für alle, die sich, oft im Verborgenen, für ein solidarisches und gerechtes Miteinander einsetzen", betonte kfbö-Vorsitzende Ritter-Grepl: "Wir Frauen hören darin einen Auftrag und eine Anerkennung zugleich: den Auftrag, die Armen nicht aus dem Blick zu verlieren, und die Anerkennung, dass unsere Arbeit im Dienst an den Schwächsten zutiefst Glaubenszeugnis ist."
Das Papstschreiben unterstreiche, dass Glaube, kirchliche Lehre und soziales Handeln untrennbar miteinander verbunden sind. Leo XIV. rufe auf, Armut nicht nur karitativ, sondern strukturell zu bekämpfen und zugleich die persönliche Begegnung mit Armen als Ort der Gotteserfahrung zu verstehen. Bemerkenswert sei auch, dass der Papst ausdrücklich die Wüstenmütter, Frauenorden und Heilige wie Luise von Marillac, Santa Dulce dos pobres (Irma Dulce, Brasilien) und Teresa von Kalkutta für ihren Dienst in der Sorge für Arme und Kranke würdige. "Wenn der Papst Frauen als Vorbilder diakonischer Liebe nennt, dann öffnet das theologisch Türen", so Ritter-Grepl. "Es ist ein Zeichen, dass die Frage nach dem Diakonat der Frau nicht abgeschlossen ist, sondern im Herzen einer dienenden Kirche weiterlebt."
Mit großem Nachdruck benenne "Dilexi te" die "gemachte Armut", also jene Formen der Ausgrenzung, die durch gesellschaftliche Strukturen entstehen, so die kfbö-Vorsitzende weiter. Zur Lage von Frauen zitiere Leo XIV. aus der Enzyklika "Fratelli tutti" seines Vorgängers Franziskus: "Doppelt arm sind die Frauen, die Situationen der Ausschließung, der Misshandlung und der Gewalt erleiden (...) Obwohl in einigen Ländern wichtige Veränderungen zu beobachten sind, sind "die Gesellschaften auf der ganzen Erde noch lange nicht so organisiert, dass sie klar widerspiegeln, dass die Frauen genau die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben wie die Männer."
"Diese Worte sprechen uns aus dem Herzen", so Ritter-Grepl. "Solange Frauen in Kirche und Gesellschaft strukturell benachteiligt sind, bleibt der Ruf des Evangeliums nach Gerechtigkeit unerfüllt. Dilexi te erinnert uns daran, dass Liebe immer auch politisch ist, weil sie Strukturen verändern will, die Menschen klein halten."
Ordenskonferenz: Einsatz für Arme "Prüfstein unseres Glaubens"
"Papst Leo erinnert uns daran, was das Evangelium im Kern bedeutet: dass Jesus Christus uns in den Armen begegnet und an der Seite der Armen steht", betonte Sr. Anneliese Herzig, Bereichsleiterin Mission und Soziales der Österreichischen Ordenskonferenz, in einer Reaktion zum Schreiben "Dilexi te". Der Papst rufe zur Neuausrichtung an Verwundeten, Ausgegrenzten und Übersehenen auf: "Das ist kein Randthema, sondern der Prüfstein unseres Glaubens."
Die Ordenskonferenz sieht in Leos Schreiben eine tiefe Übereinstimmung mit den spirituellen Grundlagen des Ordenslebens. "Wenn der Papst sagt, Gebet und Nächstenliebe, Stille und Dienst seien ein einziges geistliches Gewebe, dann beschreibt er genau, was Ordensleben ausmacht", so Herzig. "Aus der Gottesbeziehung erwächst das konkrete Handeln - in Schulen, Spitälern, Klöstern und Sozialprojekten."
Gleichzeitig fordere "Dilexi te" dazu auf, die strukturellen Ursachen von Armut zu bekämpfen. Der Papst kritisiere eine Wirtschaft, die Ungleichheit vermehrt, als der Menschenwürde widersprechend. "Armut ist kein Schicksal, sondern Ausdruck ungerechter Verhältnisse - dagegen braucht es klare Haltungen, mutige Taten und entschiedene Parteinahme." Besonders bestärkend sind laut Sr. Herzig auch die Worte von Leo XIV. zu Bildung und Migration.
Papst würdigt Engagement von Ordensleuten
"Wir freuen uns, dass der Papst das Engagement von Ordensleuten durch die Jahrhunderte hindurch bis heute so ausdrücklich würdigt. Gleichzeitig schauen wir selbst dankbar auf all die Menschen, die sich weltweit gegen die Ausgrenzung von Menschen und für Gerechtigkeit einsetzen", sagte Sr. Herzig. Der Papst plädiere zudem ausdrücklich dafür, bei all dem die Armen nicht als Subjekte aus den Augen zu verlieren, sondern mit ihnen zusammen an Lösungen zu arbeiten.
(Kathpress-Themenpaket mit allen aktuellen Meldungen zur Veröffentlichung des Papstschreibens "Dilexi te" abrufbar unter www.kathpress.at/dilexi-te)
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