Präsident von Caritas Libanon, Pater Abboud: "Schrei des libanesischen Volkes" an internationale Gemeinschaft übermitteln
Rom/Beirut, 21.11.2025 (KAP) Papst Leo XIV. wird vom 30. November bis 2. Dezember den Libanon besuchen. Pater Michel Abboud, Präsident von Caritas Libanon, sieht die Reise als Zeichen der Zuversicht für alle Libanesen. Im Gespräch mit dem Sender Radio Vatikan bezeichnete die Reise als "liebevolle Geste eines Vaters" angesichts der extremen Fragilität des Landes.
Der Libanon kämpft seit Jahren mit zahlreichen Krisen. Die Ankunft von 1,5 Millionen syrischen Kriegsflüchtlingen ab 2011 strapazierte die ohnehin schwachen Staatsfinanzen. Politische Instabilität, die Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020, die Covid-19-Pandemie und jüngst das Wiederaufflammen der Spannungen mit Israel verschärften die Lage. "Diese Krise hat neue Arme hervorgebracht", erklärte Abboud. "Frühere Spender der Caritas benötigen nun selbst Hilfe."
Abboud betont, dass der Besuch von Papst Leo XIV. ein wichtiges Signal sei. Er soll den Libanesen zeigen, dass sie trotz aller Schwierigkeiten nicht verlassen sind, da "die Kirche und die Welt an der Seite des Libanon stehen". Der Papst werde "Menschen, die leiden, eine Stimme geben, und diese Stimme wird von vielen Völkern gehört werden, die helfen können". Abboud hofft, dass Papst Leo den "Schrei des libanesischen Volkes" an die internationale Gemeinschaft übermittelt.
Die dringlichste Frage sei die Sehnsucht nach Frieden. "Wir leben in ständiger Angst", sagte Abboud zu Radio Vatikan. Viele Libanesen fühlten sich, als lebten sie im Krieg. Die Ungewissheit über die Zukunft treibe viele zur Auswanderung. Wenn Frieden herrschen würde, wären die über zwölf Millionen im Ausland lebenden Libanesen bereit, zurückzukehren und im Land ihrer Vorfahren zu arbeiten. "Wenn der Papst kommt, werden die Libanesen spüren, dass er ein Zeichen des Friedens bringt."
Die Caritas hat ihr Dienstleistungsangebot in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet. "Wir arbeiten dafür, unser Volk am Leben zu erhalten", sagte Abboud. Dies geschehe durch Essensausgaben, Bereitstellung von Ärzten und Übernahme von Krankenhausrechnungen für Bedürftige.
Am 2. Dezember wird Papst Leo XIV. am Ort der verheerenden Hafenexplosion von Beirut ein stilles Gebet halten und im Anschluss unweit davon eine Messe feiern. Abboud betonte die starke symbolische Bedeutung. Die Menschen, die Häuser oder Angehörige verloren haben, sehnten sich noch immer nach der Wahrheit und wollten wissen, wer für die Katastrophe verantwortlich war. Der Besuch des Papstes sei "ein Trost für die Familien, die ihre Verwandten verloren haben", und eine Ermutigung für die Caritas.
Angesichts von 18 Religionsgemeinschaften im Land bleibe der Libanon weiterhin "eine Botschaft, ein Friedensprojekt". Caritas-Präsident Abboud setzt darauf, dass der Papst mit seinem Besuch in Beirut viele junge Libanesen, die mit dem Gedanken einer Auswanderung spielen, doch dazu ermutigen wird, im Land zu bleiben.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zum Besuch von Papst Leo XIV. in der Türkei und im Libanon. Alle Meldungen sind abrufbar unter www.kathpress.at/papst-tuerkei-libanon)