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Österreich-Ungarn, Deutschland, Russland und die Türkei: Sie alle hatten mit dem Ersten Weltkrieg ihren Monarchen verloren - Papst Pius XI. stellte 1925 mit dem "Hochfest unseres Herrn Jesus Christus" einen anderen König in die Mitte - Von Alexander Brüggemann
Wien/Bonn, 21.11.2025 (KAP/KNA) Katholische Ideenfeste sind nicht mehr leicht vermittelbar. Sie sollen jeweils ein Element des Glaubens ins Zentrum des Gottesdienstes stellen: Fronleichnam für die Feier der Anwesenheit Jesu in der Eucharistie; das Herz-Jesu-Fest zur Erinnerung an die Liebe Christi; das Dreifaltigkeitsfest (Trinitatis) zur Verehrung von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist. Das heuer am 23. November gefeierte Christkönigsfest, offiziell "Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs des Weltalls", ist auch eines von ihnen - und es hat in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag.
Seit 1970 wird Christkönig am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert, also Ende November, vor dem Advent. Ursprünglich lag es auf dem Sonntag vor Allerheiligen, also einen Monat früher, Ende Oktober. Und bei seiner ersten Auflage vor 100 Jahren beging man es an Silvester 1925. Eingesetzt hat es Papst Pius XI. mit seiner Enzyklika "Quas primas" vom 11. Dezember 1925. Wichtigstes Ziel war erklärtermaßen, der fortschreitenden Verweltlichung des öffentlichen Lebens zu begegnen.
Das Christkönigsfest sei damit "ein Kind seiner Zeit", schreibt dazu die Theologin und Psychologin Ingrid Fischer, denn "nach dem Ende der großen Monarchien in Europa begann der gesellschaftliche Einfluss der katholischen Kirche zu schwinden". Das von Pius XI. eingeführte und noch von seinen drei Vorgängerpäpsten abgelehnte Fest, sollte der Kirche erlauben, dessen Anerkennung durch Nationen und Staaten weltweit einzufordern. "Vor allem die katholische Jugend begeisterte sich für ihren männlich idealen König im zunächst politischen, später spirituellen Kampf zur Ausbreitung seines Reiches: gegen Laizismus und Kommunismus und im Widerstand gegen den Nationalsozialismus."
Wenige Jahre zuvor waren mit dem Ende des Ersten Weltkriegs einst mächtige Monarchien Europas untergegangen. In Österreich-Ungarn, in Deutschland, in Russland und der Türkei gab es keinen Kaiser mehr, keinen Zaren, keinen Sultan. Aber Christus, für Gläubige der wahre König, war noch da.
Mit Dornenkrone verhöhnt
Über das Königtum Jesu Christi sprechen diverse Passagen des Neuen Testaments. Sie sind zumeist mit dem Königtum über das "Volk Gottes" verknüpft, aber auch mit seinem Leiden. So beansprucht Jesus vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus seine Herrschaft als "König der Juden" (INRI). Und doch lässt er sich eine Dornenkrone aufsetzen und sich dafür verhöhnen.
Liturgisch gesehen ist nach katholischem Verständnis zwar jeder Sonntag der Tag Jesu. Doch Pius XI. wollte die Herrschaft Christi in Familie, Gesellschaft und auch im modernen Staat besonders betonen. Ein zentrales Ziel des Papstes war, "den Irrtum des Laizismus" zu bekämpfen und einem "Versagen der Katholiken" entgegenzusteuern.
Dieses äußere sich, so Pius XI., in Schulterzucken und Zögerlichkeit der Guten, die - wenn überhaupt - nur schwachen Widerstand gegen "die Feinde der Kirche" leisteten. Dadurch würden diese "nur desto unverschämter und verwegener". Auch politisch, schrieb der Papst, gebe es eine "Zügellosigkeit von Leidenschaften und Begierden" unter den Völkern, die allzu oft unter einer "Maske der Vaterlandsliebe" steckten.
Frankreich und der Laizismus
Die Kirche in Frankreich steckte seit dem 19. Jahrhundert in einem langen, bitterbös geführten Streit mit dem Laizismus, der 1905 in eine radikale Trennung von Staat und Kirche mündete. Von dort waren über Jahrzehnte vehemente Forderungen zur Einführung eines solchen Festes formuliert worden. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sprachen sich dann mehr als 600 Bischöfe und Ordensobere dafür aus.
Im deutschsprachigen Raum wurde das Fest gut angenommen. Der Deutsche Katholikentag im August 1926 in Breslau stand schon unter dem Leitwort "Christus - König". Bald wurden viele Kirchen mit dem Patronat Christkönig geweiht.
Gegen NS-Führerkult
Als Absage an den totalen Machtanspruch des Faschismus spielte das Hochfest Christkönig in der NS-Zeit besonders in der katholischen Jugend eine große Rolle. Mit Prozessionen und Gottesdiensten mit Fahnenabordnungen setzten junge Katholiken ein Zeichen gegen den nationalsozialistischen Führerkult. Sie schufen einen hohen Erlebniswert - und zugleich ein sichtbares, mutiges Zeugnis und Bekenntnis.
Dieser von Pius XI. beabsichtigte, auch durchaus weltliche Charakter des Festes trat nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Liturgiereform im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) stärker hinter die "Letzten Dinge" zurück. Neben der Verlegung auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres Ende November im Jahr 1970 wird in den liturgischen Texten seither die Königsherrschaft Christi mehr auf das Ende der Zeiten verlegt: Jesus Christus als das Ziel der Geschichte.
Für die Kinder und Jugendlichen in den Pfarren ist der Christkönigssonntag traditionell ein Festtag. Ursprünglich feierten die Jugendorganisationen ihr Bekenntnis zu Christus am Dreifaltigkeitssonntag (Hochfest am Sonntag nach Pfingsten). Aus politischen Gründen mussten sie jedoch mit ihrem Fest in den 1930er-Jahren auf den Christkönigssonntag ausweichen. An diesem Tag werden seither vielerorts in besonders schön gestalteten Jugendmessen die neuen Ministrantinnen und Ministranten sowie Jungscharkinder in die Gemeinschaft aufgenommen.
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