Projektpartner von österreichischem Hilfswerk ICO: Hoffen auf Impulse für christliche Präsenz, Dialog und gesellschaftliche Stabilität - Schwierige Lebensrealität der Christen vor Ort
Beirut/Linz, 21.11.2025 (KAP) Vom anstehenden Besuch von Papst Leo XIV. im Libanon erwarten Vertreter kirchlicher Gemeinschaften deutliche Zeichen der Ermutigung für die Christen im Land. Im Zuge seiner ersten Auslandsreise wird der Papst vom 30. November bis 2. Dezember den Libanon besuchen, zuvor hält er sich in der Türkei auf. Die Situation der Christen im Libanon bleibe angesichts politischer Spannungen, ökonomischer Not und regionaler Konflikte fragil, schildern Projektpartner des österreichischen Hilfswerks "Initiative Christlicher Orient" (ICO) gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Freitag).
Die Ordensfrau Mona Corbani von den Schwestern von Besancon verweist auf Anfrage auf die Kontinuität päpstlicher Unterstützung für die katholischen Ostkirchen, darunter auch die im Libanon dominierende Maronitische Kirche. Leo XIV. ist nach Johannes Paul II. (1997) und Benedikt XVI. (2012) der dritte Papst, der den Libanon besucht. Er absolviert damit eine schon von seinem Vorgänger Franziskus geplante Reise, die wegen der Sicherheitslage im Nahen Osten aber nie stattfinden konnte.
Die Papstbesuche bekräftigten den Platz der Ostchristen und deren Präsenz im Nahen Osten als den Ort der Menschwerdung Christi, so Corbani. Benedikt XVI. etwa habe 2012 im Libanon auch sein Schreiben "Ecclesia in Medio Oriente" über die Kirche im Nahen Osten, Gemeinschaft und Zeugnis im Nachgang der Nahostsynode von 2010 veröffentlicht, erinnert sie. Papst Leo komme nun auch, um die Lebensrealität der Christen vor Ort wahrzunehmen: "Diebstahl, Verarmung, die Explosion im Hafen von Beirut und die Kriegsgefahr durch den Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel."
Die Ordensfrau erwartet ein Zeichen des Trostes. Der Papst besuche die Menschen, "um die Wunden gebrochener Herzen zu heilen und in diesem Heiligen Jahr neue Hoffnung zu schenken". Zugleich solle die Botschaft des Friedens, die auch Johannes Paul II. betonte, erneuert werden. Der Libanon sei "mehr als nur ein Land; er ist eine Botschaft des Friedens durch die Vielfalt seiner Religionen und Kulturen". Die Libanesen hofften auf Stärkung der Christen im gesamten Nahen Osten sowie die Fürsprache für Frieden durch Leo und eine Bekräftigung der "Neutralität gegenüber jenen Ländern, die das Land für Kriege nutzen wollen", so Corbani.
Präsenz der Christen stärken
Auch P. Raymond Abdo, Direktor der Schule der Karmeliten in Kobayat im Nordlibanon, sieht den geplanten Papstbesuch als wichtiges Signal. Dass Leo XIV. neben der Türkei den Libanon als Ziel seiner ersten Reise gewählt habe, unterstreiche die Bedeutung des Landes und seiner Mission für die katholische Kirche, berichtet er auf Kathpress-Anfrage. Die katholische Gemeinschaft im Libanon sei "eine starke Präsenz und eine treibende Kraft für die Werte des Evangeliums" mitten in einer Region mit einer vielfältigen und teils konfliktreichen religiösen Landschaft.
Abdo betonte die Rolle der örtlichen Christen als "Zeichen des Friedens und der Gastfreundschaft" trotz ihrer geringen Zahl. Die Kirche wolle "an der Seite der Armen und Schwachen" stehen und zugleich den Dialog fördern. Der Papst werde die Christen im Libanon daran erinnern, "dass die Kirche sie dazu aufruft, sich der Bedeutung ihres Auftrags in der östlichen Welt immer bewusster zu werden". Inmitten geopolitischer Veränderungen und militärischer Spannungen sei die Gemeinschaft verwundbar. Der Besuch solle ihre Präsenz stärken.
Besuch im Mar-Charbel-Heiligtum
Auch ökumenische Impulse für mehr Einheit unter den Christen erwartet der Karmelit, der früher auch Provinzial seines Ordens im Nahen Osten war. Ein stärker ausgeprägter ökumenischer Geist könne die Kirchen befähigen, Christus besser zu verkünden, ist Abdo überzeugt. "Unsere Kirchen sind sehr alt, aber sie warten noch immer auf Ermutigung, ihre Mission und die Kraft des Evangeliums unter anderen Religionsgemeinschaften wieder aufzunehmen."
Besonders verweist Abdo auf den Besuch des Papstes am Grab des libanesischen Nationalheiligen Charbel Makhlouf im Maroun-Kloster in Annaya. Der Papst werde das Mar-Charbel-Heiligtum zum internationalen Heiligtum erklären, so Abdo. Dies sei ein Schritt, der die besondere spirituelle Bedeutung des Landes hervorhebe. Christen seien "nicht schwach, sondern im Gegenteil sehr stark, wenn sie sich ihrer Identität und des Sinns ihrer Anwesenheit in diesem kleinen Winkel der Welt bewusst sind".
Der Heilige Charbel (1828-1898) war ein maronitischer Mönch und der erste Maronit, der in der Neuzeit 1977 offiziell heilig gesprochen wurde. Im Libanon und in Syrien ist er ein Volksheiliger, der von Christen unterschiedlicher Konfession, Drusen und Muslimen gleichermaßen verehrt wird.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zum Besuch von Papst Leo XIV. in der Türkei und im Libanon. Alle Meldungen sind abrufbar unter www.kathpress.at/papst-tuerkei-libanon)