1951 verstorbener Staatschef des bis 1944 eng an Deutschland angelehnten Vichy-Regime sorgt in Frankreich für Auseinandersetzungen
Paris, 15.11.2025 (KAP/KNA) Eine religiöse Feier im Gedenken an den französischen Marschall Philippe Pétain am Samstag in Verdun könnte bald die französische Justiz beschäftigen. Der Präfekt des Departements Meuse (Maas), Xavier Delarue, kündigte nun eine Klage gegen die Veranstalter der Messfeier, die Gesellschaft zum Schutz des Andenkens von Marschall Pétain (ADMP), an, wie französische Medien berichten.
Die Gedenkfeier für Pétain (1856-1951) war schon zuvor Gegenstand von Diskussionen. Ursprünglich hatte der Bürgermeister von Verdun, Samuel Hazard, sie untersagt. Die Organisation hatte daraufhin beim zuständigen Berufungsgericht in Nancy Beschwerde eingelegt und Recht bekommen.
Auch der Präfekt hatte die Messe in der Kirche Saint-Jean-Baptiste nach einem Gespräch mit dem zuständigen Priester zunächst gestattet, jedoch unter der Voraussetzung, dass gemäß der in Frankreich herrschenden Trennung von Kirche und Staat keine politischen Botschaften verbreitet würden. Dies sei aber durch eine Äußerung des ADMP-Präsidenten Jacques Boncompain verletzt worden, der Pétain beim Verlassen der Kirche als "ersten Widerstandskämpfer Frankreichs" bezeichnet haben soll. Der Präfekt bezeichnete die Äußerung als "revisionistisch".
Pétains Rolle ist in Frankreich sehr umstritten. Als französischer Militär im Ersten Weltkrieg verteidigte er Verdun gegen die anrückenden deutschen Soldaten und wurde als "Sieger von Verdun" Nationalheld und Marschall von Frankreich. Als Regierungschef erwirkte er allerdings 1940 den Waffenstillstand von Compiègne, der die Niederlage Frankreichs gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg besiegelte. Danach stand er bis 1944 dem eng an Deutschland angelehnten Vichy-Regime als Staatschef vor. Nach dem Krieg wurde er als Kollaborateur zum Tode verurteilt, das Urteil wurde aber nie vollstreckt.
Die ADMP hat sich nach eigenen Angaben das Ziel gesetzt, den Prozess gegen den Ex-Marschall aufzuarbeiten und den Vorwurf der Kollaboration zu entkräften.