Propst Höslinger und Landeshauptfrau Mikl-Leitner bei Pressekonferenz am Festtag des Stiftsgründers und Landespatrons Leopold: Werte wie Zusammenhalt, soziales Engagement und Traditionsbewusstsein sind Grundlage für die Zukunft
Wien, 15.11.2025 (KAP) Die hohe Bedeutung des Stiftes Klosterneuburg für die Geschichte, Kultur und Identität des Landes Niederösterreich ist am Samstag bei der "Leopoldi Pressekonferenz" im Augustiner-Chorherrenstift zum Ausdruck gekommen. Propst Anton Höslinger und Johanna Mikl-Leitner, die Landeshauptfrau von Niederösterreich, betonten Werte wie Zusammenhalt, soziales Engagement und Traditionsbewusstsein als Fundament für die Zukunft. Der Klosterneuburger Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner veranschaulichte die wechselseitige hohe Wertschätzung zwischen Stift und Landespolitik anhand eines Überblicks über die laufende Generalrenovierung des Stifts.
Das Pressegespräch fand anlässlich des Leopoldifestes statt, bei dem alljährlich am 15. November des Stiftsgründers gedacht wird: Der heilige Leopold (1073-1136), wie sein Vater Babenberger-Markgraf von Österreich, ist seit 1663 auch Landespatron von Niederösterreich und Wien. Der Festtag des Heiligen ist fester Bestandteil des Glaubenslebens, des Brauchtum und der Kultur weit über seinen Sterbeort nörlich von Wien hinaus.
Erinnerung an Wiederbesiedlung 1945
Propst Höslinger erinnerte an das tags zuvor veranstaltete Festkapitel über die Aufhebung des seit dem 12. Jahrhundert bestehenden Stiftes 1941 durch die Nationalsozialisten und dessen Wiederbesiedlung durch die Augustiner-Chorherren vor 80 Jahren. Durch diese schwierige Zeit wurde der Konvent vom 1937 gewählten Propst Alipius Linda geführt, nach der Rückkehr habe der Ordensobere in einer denkwürdigen Rede das geistliche Leben wieder eng an der dem Orden zugrunde liegende Augustinus-Regel ausgerichtet. Die darin festgehaltene Absage an jeden Egoismus mache diese Richtschnur ungebrochen aktuell, zitierte Höslinger aus der Rede Lindas: Man dürfe nie den eigenen Vorteil über das Gemeinsame stellen, und nur die Liebe habe Bestand.
Laut dem Propst sieht sich das Stift Klosterneuburg auf dieser Basis seit langem dem sozialen Engagement verpflichtet, das Erwirtschaftete komme auch Bedürftigen zugute. Höslinger erwähnte hier die vom Stift unterstützten Concordia-Straßenkinderprojekte in Südosteuropa, Zuwendungen für Caritas, Kinderhospiz Momo und andere Kinder- und Jugendprojekte sowie Unterstützung für in Not geratene Pächter des Stiftes.
Erstmals Teilnahme am "Red Wednesday"
Bei der Veranstaltung zur NS-Zeit am Freitag mit den Historikern Rupert Klieber und Florian Wenninger als Referenten sei deutlich geworden, dass der Glaube immer wieder in Gefahr gerät, wie der Propst weiter ausführte. Es sei viel zu wenig bekannt, dass das Christentum aktuell die meistverfolgte Weltreligion ist. Deshalb beteiligt sich das Chorherrenstift heuer erstmals an dem am 19. November begangenen "Red Wednesday", an dem weltweit Kathedralen, Kirchen, Klöster, Monumente und öffentliche Gebäude rot angestrahlt werden, um auf die zunehmende Christenverfolgung aufmerksam zu machen. In Österreich beteiligen sich mehr als 100 Kirchen, Klöster und kirchliche Orte an der auf das Hilfswerk "Kirche in Not" zurückgehenden Initiative.
Mikl-Leitner: Orden prägen Landschaft und Werte
"Die Stärkung des Zusammenhalts ist die größte gesellschaftliche Aufgabe für uns alle. Denn es braucht Zusammenhalt, nicht Spaltung", betonte Landeshauptfrau Mikl-Leitner bei der Pressekonferenz. "Gerade jetzt müssen wir für unsere Traditionen und unseren Glauben einstehen - mit Engagement, mit Leidenschaft und Überzeugung. Darum heißt es bei uns auch Martinsfest und nicht Lichterfest, darum sprechen wir ganz bewusst von Adventmarkt und Christkindlmarkt und nicht von 'Wintermarkt', ganz in der Verwurzelung unseres Glaubens."
Das Stift Klosterneuburg sei seit seiner Gründung vor 900 Jahren "ein Ort des Glaubens, der Spiritualität, des Dialogs und des Miteinanders", erinnerte Mikl-Leitner. Das Land Niederösterreich unterstütze daher seit vielen Jahren die Sanierungsarbeiten, insgesamt seien die Arbeiten seit dem Jahr 2010 mit fast fünf Millionen Euro gefördert worden. "Unsere Heimat ist geprägt von Orten wie diesem, von Stiften und Klöstern", sagte Mikl-Leitner: "Sie prägen nicht nur unser Landschaftsbild, sondern auch unser Werteverständnis." Heimat entstehe aber "nicht aus Steinen, sondern aus Menschen", die das Miteinander in den Mittelpunkt stellen. Zu dieser Verantwortung gehöre es aber auch, "dass wir unsere Sprache, unserer Traditionen, unsere Geschichte und unsere Werte weitergeben", betonte die Landeschefin. Werte wie Respekt, Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftssinn und Gleichberechtigung von Mann und Frau hätten das "stark gemacht". Diese Werte müssten Eltern auch ihren Kindern vermitteln.
Das Leopoldifest ehre nicht nur den Landespatron, sondern auch die Haltung, die er verkörpert habe: Mikl-Leitner nannte "Milde, Glaube, Verantwortung, Miteinander. Und so wie dieses Stift seit Jahrhunderten Bestand hat, so wollen auch wir dafür sorgen, dass unsere Werte weiterhin Bestand haben, denn sie sind die Grundlage für die beste Zukunft unserer Kinder".
Schutz für "gebaute Identität" ist wichtig
Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner informierte über den aktuellen Stand der Generalsanierung bzw. die Etappe von 2024 bis 2027. Diese umfasst ein Budget von 4,4 Millionen Euro. Abgeschlossen sind bereits die Arbeiten an Sebastianikapelle und Binderstadl, folgen werden u.a. Arbeiten an der Stadtmauer, die bis 2027 abgeschlossen sein sollen. Gahleitner dankte allen Sponsoren und Partnern - neben dem Land Niederöstereich auch der Stadt Klosterneuburg, dem Bundesdenkmalamt und der Erzdiözese Wien. Die Erhaltung der zahlreichen, oft mehr als ein Jahrtausend alten Ordenshäuser in Niederösterreich und in anderen Bundesländern "schützt gebaute Identität", betonte der Wirtschaftsdirektor.
Der Niederösterreichische Landesfeiertag wird traditionell mit einem Pontifikalamt in der Stiftskirche Klosterneuburg begangen, heuer zelebriert von Korbinian Birnbacher, dem Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz und emeritierten Erzabt von St. Peter in Salzburg. Danach erfolgte der Leopoldisegen auf dem Stiftsplatz. (Info: stift-klosterneuburg.at)