Kölner Kardinal: "Ältere und schwächere Menschen verdienen besonderen Schutz, einschließlich flächendeckender und verlässlich finanzierter Hospiz- und Palliativversorgung" - Auch Evangelische Kirche gegen Äußerungen von CDU-Gesundheitspolitiker
Köln, 15.11.2025 (KAP/KNA) In der Debatte um Kostenbegrenzungen bei der medizinischen Behandlung Hochbetagter in Deutschland fordert der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki besonderen Schutz für ältere und schwächere Menschen. "Sollte eine ernstgemeinte Diskussion darüber entbrennen, ob nachgewiesen wirksame Behandlungsmethoden und Medikationen nur noch mit Altersgrenze zum Einsatz kommen, dann wird das hoffentlich auf breites Unverständnis und Ablehnung treffen", sagte der Kölner Erzbischof der "Kölnischen Rundschau" (Samstag). "Ältere und schwächere Menschen verdienen unseren besonderen Schutz - einschließlich einer flächendeckenden und verlässlich finanzierten Hospiz- und Palliativversorgung."
Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, wandte sich gegen Äußerungen des CDU-Gesundheitspolitikers Hendrik Streek. "Es ist ethisch nicht vertretbar, den Zugang zur besten medizinischen Versorgung an das Alter zu knüpfen", sagte er auf Anfrage der Rundschau: "Ich halte solche Überlegungen für altersdiskriminierend und brandgefährlich. Denn es öffnet Tür und Tor für völlige Willkür."
Wenn jemand wegen seines Alters bestimmte Behandlungen versagt bekomme, könnten auch anderen Betroffenen aus diversen Gründen Teile der Versorgung gestrichen werden, fügte Latzel hinzu. "Wir brauchen eine notwendige Reform des Gesundheitssystems in Deutschland. Sie darf aber nicht durch eine Aufgabe grundlegender ethischer Maßstäbe geschehen." Er unterstelle Streeck keine böse Absicht, aber die Politik müsse sich an klaren ethischen Leitlinien orientieren, wobei medizinische Indikation und Patientenwille im Vordergrund zu stehen hätten.
Streeck, der auch Drogenbeauftragter der Bundesregierung ist, hatte in einem TV-Gespräch erklärt, es gebe Phasen im Leben, "wo man bestimmte Medikamente auch nicht mehr einfach so benutzen sollte". Bei fortgeschrittenen Krebs-Erkrankungen sei es fraglich, ob man Erkenntnisse neuester Studien bei Hundertjährigen anwenden solle, wenn die Sterblichkeit dadurch um zehn Prozent reduziert werden könne. Am Samstag präzisierte der CDU-Politiker, es gehe ihm nicht um das Sparen, sondern darum, schwerstkranken Patienten unnötige Behandlungen zu ersparen.