Katholisches Kirchenoberhaupt im Heiligen Land bei Verleihung der Ehrendoktorwürde in Fribourg: Versöhnung trotz Waffenruhe in Gaza noch fern - Klage über Gewalt jüdischer Extremisten gegen christliche und andere Minderheiten
Zürich, 15.11.2025 (KAP/KNA) Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sieht trotz des Waffenstillstands in Gaza keine Versöhnung zwischen den verfeindeten Gruppen. Die Wunden seien zu tief, sagte er am Freitag in Fribourg in der Schweiz laut dem Pressedienst kath.ch. Wer von seinem eigenen Leid überwältigt sei, finde "nicht den geringsten Raum, das der anderen aufzunehmen". Jeder erlebe sich als das einzige Opfer, so das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land.
Es gebe viel Hass auf beiden Seiten, führte der Patriarch aus. "Die Empathie für den anderen ist sehr gering. Es gibt heute weniger Friedensorganisationen als früher, und sie sind auch weniger einflussreich. Alle sind nur noch müde. Wir brauchen eine neue Führung und ein neues Narrativ", sagte Pizzaballa anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Theologische Fakultät der Universität Fribourg.
Zur Situation der Christen sagte er, sie seien seit vielen Jahren "regelmäßig mit Gewalt durch jüdische Extremisten konfrontiert". Dies habe seit dem 7. Oktober 2023 noch zugenommen. Pizzaballa betonte jedoch, diese Angriffe richteten sich nicht nur gegen Christen, sondern gegen alle Minderheiten. Insbesondere Jerusalem sei eine große und komplexe Stadt. "Was Christen erleben, hängt stark davon ab, wo sie wohnen oder wo sie sich aufhalten", so der Patriarch.
Auf die Frage nach seiner persönlichen Hoffnung sagte Pizzaballa: "Man darf Hoffnung nicht mit einer Lösung verwechseln. Ich sehe keine Lösung, aber ich habe Hoffnung. Sie kommt vor allem aus meinen Begegnungen mit großartigen Menschen, sowohl Christen als auch Juden und Muslimen." Trotz Misstrauen und Leid gebe es immer wieder Menschen, die Spaltungen überwänden.