Marx: Falsche Strukturen haben Missbrauch begünstigt
15.11.202511:01
Deutschland/Christentum/Missbrauch/Kirche/Marx
Erzbischof feiert gemeinsam mit Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising Andacht in der Krypta des Münchner Liebfrauendoms
München, 15.11.2025 (KAP/KNA) Kardinal Reinhard Marx hat anlässlich des Gebetstags für Betroffene sexuellen Missbrauchs erneut sein eigenes Versagen im Umgang mit einzelnen Fällen eingeräumt. Missbrauch sei durch falsche Strukturen und falsche Ordnungen begünstigt worden, bekannte Marx bei einer Andacht, die er am Freitagabend mit dem Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising in der Krypta des Münchner Liebfrauendoms feierte. Umso wichtiger sei es auch für ihn persönlich, "dass wir gemeinsam auf dem Weg bleiben".
Der Erzbischof von München und Freising dankte den Betroffenen nochmals für ihr Engagement, "dass wir den Weg der Heilung gemeinsam gehen können, dass Sie ihn mit uns gemeinsam gehen wollen und dass wir uns gegenseitig helfen wollen". Der Raum der Kirche müsse neu werden. Dafür sei ein langer Lernweg erforderlich gewesen, der nie zu Ende sei: "Wir werden nicht vergessen, sondern wollen immer erinnern, unser Inneres wachrufen für das, was geschehen ist."
An dem Gottesdienst nahmen auch Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, und Stephanie Herrmann, Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats München, teil. Betroffene schilderten Eindrücke von ihrer jüngsten Fahrt nach Rom und der Begegnung mit Papst Leo XIV.
In der Krypta des Münchner Doms steht auf einer Stele die Skulptur "Heart" des Münchner Künstlers Michael Pendry als ein Mahnmal gegen das Vergessen des Missbrauchs. In Anlehnung an Psalm 147,3 ist diese Stele mit der Inschrift versehen: "Wer heilt die zerbrochenen Herzen?" Das 60-Zentimeter hohe Werk in Gestalt eines Herzens war vom 9. Februar bis Ostern am Hauptaltar im Dom aufgestellt. Die gitterartig aus Vierkantstahl gefertigte und mit Goldton-Pulver beschichtete Skulptur "Heart" soll die Brüche und Lücken im Leben von Missbrauchsbetroffenen symbolisieren.
Der Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs geht auf eine Initiative von Papst Franziskus zurück und wird seit 2016 weltweit in der katholischen Kirche begangen, in Deutschland rund um den 18. November, den "Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch". Damit soll das Bewusstsein für das Leid der Betroffenen und für die Thematik sexueller Missbrauch und Gewalt geschärft werden. Der Gebetstag ist ein bewusstes Zeichen gegen Missbrauch und für Solidarität mit den Betroffenen.