Papstreisen folgen einem strengen Protokoll und haben ihren ganz eigenen Rhythmus - Bleibt die legendäre "fliegende Pressekonferenz"? - Von Kathpress-Korrespondentin Severina Bartonitschek
Vatikanstadtvatik, 21.11.2025 (KAP) 47 Auslandsreisen unternahm Papst Franziskus in seiner zwölfjährigen Amtszeit, sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. verließ 24 Mal den italienischen Boden. Spitzenreisender unter den Päpsten ist Johannes Paul II. mit 104 Trips. Paul VI., der 1964 mit seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land die moderne Tradition der flugreisenden Päpste begründete, kam auf neun Auslandsbesuche. Der letzte Papst, der vor ihm Italien verlassen hatte, war Pius VII. im Jahr 1812. Und der tat das nicht freiwillig, sondern wurde von Napoleon nach Frankreich ins Exil gebracht.
Vom 27. November bis zum 2. Dezember absolviert Papst Leo XIV. seine erste Auslandsreise und besucht die Türkei und den Libanon. Mit ihm ist ein Papst am Zug, der schon jetzt mehr Meilen auf dem Konto haben dürfte als die Vorgänger. Über zwölf Jahre leitete der US-Amerikaner den internationalen Augustinerorden und besuchte dessen Niederlassungen in aller Welt. Drei Viertel des Jahres soll er unterwegs gewesen sein, berichten alte Weggefährten.
Gewöhnungsbedürftiges Reiseformat
Dennoch wird das Reisen im neuen Amt gewöhnungsbedürftig für den 70-Jährigen sein - nicht nur, weil er als Staatsoberhaupt nirgends ein Visum braucht. Denn päpstliche Auslandsbesuche folgen einem strengen Protokoll, einem engen Zeitplan und sind nichts für Freunde des Individualtourismus.
Das beginnt bei der Reisebegleitung: Ein Papst wird stets von einer rund 20 Mann starken Gruppe aus Priestern, Bischöfen und Kardinälen aus dem Vatikan eskortiert. Darunter sind beispielsweise Leiter von Behörden, die Expertise für den thematischen Schwerpunkt der jeweiligen Reise mitbringen.
Die "VAMP"-Journalisten bezahlen
Damit ist die Reisegruppe aber längst nicht komplett: Für die Sicherheit sorgen etwa ein Dutzend Männer von der Schweizergarde und der Vatikan-Gendarmerie. Den größten Teil der Fluggäste machen mit bis zu 70 Personen die Medienleute aus. Die internationalen Journalisten, Fotografen und Kameraleute bezeichnet der Vatikan als "VAMP", kurz für "Vatican Accredited Media Personnel".
Die Mitgliedschaft in diesem exklusiven Reiseclub lassen sich die Medienunternehmen einiges kosten. Mehrere Tausend Euro müssen sie für Flug und Unterbringung aufbringen. Über die Gesamtausgaben eines päpstlichen Auslandsbesuchs schweigt der Vatikan traditionell. Die päpstliche Delegation reist stets mit einem Flugzeug der italienischen Nationallinie, das die Reise von einem gesonderten Terminal des römischen Flughafens Fiumicino beginnt - dekoriert mit dem jeweiligen Papstwappen an der Außenwand und an allen Kopfstützen.
Einzigartige Flugnummer
Schon als Paul VI. vor gut 60 Jahren als erster Papst ein Flugzeug bestieg, war es eine Maschine der "Alitalia". Daran änderten seine Nachfolger nichts. Franziskus flog mit ihr bis zur Pleite der Airline 2021. Seitdem chartert der Vatikan die Flugzeuge der Nachfolgegesellschaft "ITA", die seit Anfang 2025 zur Lufthansa-Gruppe gehört. Eigene fliegende Fortbewegungsmittel besitzt der Vatikan nicht.
Einzigartig in der zivilen Luftfahrt ist die Flugnummer. Sie bleibt unabhängig vom Ziel immer dieselbe: "AZ4000". Überfliegt der Papst ein Land, sendet er via Telegramm Grüße an das jeweilige Staatsoberhaupt.
Weiterhin legendäre Pressekonferenzen?
Während die meisten der gewohnten Abläufe unabhängig vom jeweiligen Kirchenoberhaupt von den vatikanischen Reiseplanern beibehalten werden, entscheidet der Papst doch über einige Punkte selbst. Beim Sitzmöbel im Flugzeug dürfte sich der als bescheiden geltende Leo an seinem Vorgänger Franziskus orientieren, der stets einen regulären Sessel der Business-Klasse nutzte. Für frühere Päpste wurden auf besonders langen Reisen auch schon mal Sitze aus- und ein Bett eingebaut.
Mit Hochspannung erwartet wird Leos Umgang mit den Pressevertretern an Bord. Auf dem Hinflug war es für Franziskus stets üblich, jeden einzelnen Journalisten zu begrüßen, sich Zeit für Selfies zu nehmen, dringende Fragen zu beantworten oder ein Autogramm in einem der vielen Papstbücher zu geben. Doch eigentlicher Höhepunkt jeder Papstreise war seit Jahren die "Fliegende Pressekonferenz" auf dem Rückflug. Dabei konnte jede Sprachgruppe dem Papst mindestens eine Frage stellen, die nicht zuvor durch Vatikan-Offizielle kontrolliert wurde. Manch berühmtes Zitat ist dabei gefallen, etwa Franziskus' Satz über Homosexuelle: "Wer bin ich, darüber zu urteilen?"
Auskunftsfreudig gegenüber Journalisten
Leo XIV. zeigte sich in den ersten Monaten durchaus auskunftsfreudig gegenüber Journalisten. Nach seinen häufigen Aufenthalten in Castel Gandolfo beantwortet er meist einige Fragen wartender Pressevertreter. So ist es gut vorstellbar, dass er die Tradition der Pressekonferenzen in der Luft zunächst beibehält. Anpassungen könnte er auch noch nach seiner ersten Reiseerfahrung als Papst vornehmen. Denn mit jungen 70 Jahren stehen ihm vermutlich einige Auslandsbesuche bevor.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zum Besuch von Papst Leo XIV. in der Türkei und im Libanon. Alle Meldungen sind abrufbar unter www.kathpress.at/papst-tuerkei-libanon)