KAÖ: "Lockerungen im Lieferkettengesetz bedeuten weniger Schutz vor Kinderarbeit und Umweltzerstörung" - Sicherung sozialer Gerechtigkeit nicht aufgeben - Jungschar: Kinder sind die ersten Opfer
Wien, 14.11.2025 (KAP) Scharfe Kritik an den am Donnerstag beschlossenen weitreichenden Lockerungen des EU-Lieferkettengesetzes haben die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) und die Katholische Jungschar geäußert. Diese Aufweichung bedeute weniger Schutz vor Kinderarbeit und Umweltzerstörung, hieß es am Freitag in einer Aussendung der KAÖ. Wenn deutlich weniger Betriebe die ursprünglichen Regeln zur Sicherung von sozialer Gerechtigkeit einhalten müssten, bedeute das für sehr viele Menschen und für den Klimaschutz einen beträchtlichen Rückschritt, wird in der Aussendung KAÖ-Vizepräsident Thomas Immervoll zitiert.
Kritisch sieht die KAÖ auch die Änderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung: "Es ist wirklich nachlässig, wenn Konzerne nicht mehr ihre gesamte Lieferkette kontrollieren müssen, sondern sich stattdessen auf als verdächtig identifizierte Zulieferer beschränken können", kritisierte KAÖ-Vizepräsidentin Katharina Renner. Besonders schmerzlich sei auch der geplante Wegfall der zivilrechtlichen Haftung für Unternehmen, die vorsätzlich oder durch Nachlässigkeit Schäden verursachen. "Opfer von Verstößen gegen die Lieferketten-Richtlinie haben damit keine Möglichkeit, Schadensersatzklagen vor europäischen Gerichten einzubringen", so Renner.
Auch die Katholische Jungschar Österreich klagt einen wirksamen Schutz von Kindern vor Ausbeutung ein. "Wenn Firmen, die ihre Profite mit Kinderarbeit machen, unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, dann sind die Kinder die ersten Opfer", betonte Bundesvorsitzende Martina Erlacher. Die Katholische Jungschar engagiert sich als Trägerorganisation der Initiative "Kinderarbeit stoppen!" seit mehreren Jahren für ein EU-Lieferkettengesetz, das Kinder wirksam vor Ausbeutung schützt. "Kinderrechte, Menschenrechte und Umweltschutz dürfen nicht unter dem Vorwand des Bürokratieabbaus geopfert werden," forderte Erlacher.
Die KAÖ äußerte zudem Kritik an der Europäischen Volkspartei. Sie habe "den Weg der Suche nach einem Kompromiss mit Sozialdemokraten und Liberalen verlassen und ihre Forderungen mit den Stimmen der extremen Rechten durchgesetzt". Für den folgenden Trilog mit Kommission und Mitgliedsstaaten appelliert die KAÖ an die Verhandlerinnen und Verhandler, "die Klimaschutzpläne nicht aufzugeben" und "auf eine Gesetzgebung im Sinne der global gültigen Menschenrechte zu drängen". Zentral sei die klare Absage an Kinderarbeit, und die gesamte Lieferkette müsse Gegenstand der Sorgfaltsprüfung sein. Es gehe dabei um die Bewahrung der Schöpfung für die nachkommenden Generationen, betonte das KAÖ-Präsidenten-Team.
Das Europaparlament hatte am Donnerstag für weitreichende Lockerungen des EU-Lieferkettengesetzes gestimmt: So werden zahlreiche Unternehmen von den Berichtspflichten ausgenommen, Klimasorgfaltspflichten für Unternehmen gestrichen, der Anwendungsrahmen stark eingeengt und eine EU-weite Haftung für Verstöße gegen das Gesetz gestrichen.