Vatikan prüft Fall von früherem Jerusalemer Hospizrektor Bugnyar
14.11.202511:33
(zuletzt bearbeitet am 14.11.2025 um 11:44 Uhr)
Österreich/Israel/Kirche/Justiz
Wiener Diözesansprecher Prüller: Von Zivildiener erhobene Vorwürfe gegen burgenländischen Priester "mit großer Sicherheit strafrechtlich nicht relevant"
Jerusalem, 14.11.2025 (KAP) Im Fall des früheren Rektors des Österreichischen Pilgerhospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, prüft laut einem Bericht der Ö1-Sendung Religion aktuell (13. November) mittlerweile der Vatikan die Angelegenheit. Bugnyar, selbst Priester der Diözese Eisenstadt und Leiter des Hauses ab 2004, war im Oktober 2024 wegen des Vorwurfs eines schwerwiegenden Fehlverhaltens gegenüber einem Mitarbeiter dienstfrei gestellt worden. Seither wird die Einrichtung interimistisch von Geschäftsführer Lucas Maier geleitet.
Zunächst hatte die Erzdiözese Wien den Fall geprüft. "Das hat nichts mit der Schwere des Falls zu tun, sondern mit der Komplexität", erklärte Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, gegenüber Ö1. Bugnyars früherer Dienst als Rektor fällt in den Zuständigkeitsbereich des Patriarchen von Jerusalem, wird aber auch vom Erzbischof von Wien verantwortet. Aufgrund dieser Gemengelage wurde die Angelegenheit im Jänner nach Rom an das Dikasterium für Glaubenslehre weitergeleitet. Dort soll zunächst geklärt werden, wer zuständig ist und ob der Fall weiterverfolgt wird.
Prüller betonte, dass ein Ergebnis zum kirchenrechtlichen Vorgehen angestrebt werde: "Es wäre auch Markus Bugnyar gegenüber gerechtfertigt, dass man das schnell abschließt und zu einem Ergebnis kommt." Gleichzeitig geht er davon aus, dass der Vorwurf "mit großer Sicherheit nach österreichischem Recht strafrechtlich nicht relevant" ist.
Bereits im März wurde bekannt, dass Bugnyar nicht in seine frühere Funktion zurückkehren wird. Der Vorwurf war von einem sogenannten Friedensdiener erhoben worden, einem freiwilligen Mitarbeiter, der im Hospiz als Ersatz für den Zivildienst tätig war.
Ältestes nationales Pilgerhaus im Heiligen Land
Das "Österreichische Pilger-Hospiz zur Heiligen Familie in Jerusalem" wurde 1854 gegründet und ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land. Das Pilgergästehaus mit 124 Betten, Kapelle und dem hauseigenen "Cafe Triest" liegt direkt an der Via Dolorosa und wird - in Zeiten ohne Krieg oder Pandemie - jährlich von mehreren Zehntausend Österreichern und Gläubigen aus aller Welt besucht.
Das Österreichische Hospiz befindet sich nach einer bewegten Geschichte, während der es mehrfach beschlagnahmt und u.a. als Waisenhaus, Internierungslager, Offiziersschule und Spital genutzt wurde, seit 1985 wieder im Besitz der katholischen Kirche. 1988 wurde es nach einer Renovierung als Pilgerhospiz wiedereröffnet, 2019 wurde es mit der "Casa Austria" um einen Zubau erweitert. Das Haus hat sich in Jerusalem auch als Kulturträger und Bildungseinrichtung positioniert. U.a. durch Ausstellungen, Buchpräsentationen und Konzerte ist es Ort der Begegnung für Besucher aus allen Kulturen und Religionen. (Info: www.austrianhospice.com)