Zustimmung von Militärseelsorgern zu deutschem Wehrdienst-Kompromiss
14.11.202511:43
Deutschland/Militärdienst/Gesellschaft/Religion
Militärbischöfe und Militärbundesrabbiner blicken positiv auf die Verständigung von Union und SPD
Berlin, 14.11.2025 (KAP/KNA) Der Kompromiss beim Wehrdienst in Deutschland stößt bei den beiden christlichen Militärbischöfen und dem Militärbundesrabbiner auf Zustimmung. Sie formulieren Forderungen an die Politik und setzen eigene Schwerpunkte.
So hält der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck den Schritt hin zu einer verpflichtenden Musterung für sinnvoll. "Vor dem Hintergrund der verschärften Sicherheitslage und der derzeit zu geringen Personalstärke der Bundeswehr sehe ich die Notwendigkeit, den Aufwuchs der Truppe glaubwürdig zu gewährleisten", sagte Overbeck am Freitag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Wehrpflicht möglich
Die Wehrpflicht war in Deutschland im Jahr 2011 ausgesetzt worden. Vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen verschärfte sich in den vergangenen Monaten die Debatte darüber, ob ein freiwilliger Wehrdienst ausreicht. Am Donnerstag erzielten CDU, CSU und SPD nach Wochen des politischen Ringens eine Einigung über eine Wehrdienstreform. Demnach sollen zunächst alle jungen Menschen ab 18 Jahren zu Eignung und Motivation befragt werden; für junge Männer soll die Beantwortung verpflichtend sein. Ab 2027 sollen dann sukzessive junge Männer ab dem Jahrgang 2008 verpflichtend gemustert werden.
Sollte das freiwillige Dienstmodell nicht ausreichen, soll ein neues Gesetzgebungsverfahren angestoßen werden, um die Wehrpflicht wieder einzuführen. Falls über eine sogenannte Bedarfswehrpflicht zu viele Männer potenziell infrage kämen, sieht der Kompromiss der Koalition offenbar auch die Möglichkeit eines Losverfahrens vor. Dann würden die Männer, die verpflichtend eingezogen werden, per Los bestimmt. Zugleich sieht der Kompromiss eine Stärkung der Freiwilligendienste um 15.000 weitere Stellen vor.
Lob für Freiwilligendienste
Der katholische Militärbischof Overbeck sagte, ihm scheine es ein guter Weg zu sein, dass der Schwerpunkt weiterhin auf der Werbung um Freiwillige liege. Eine Pflicht sei ein Eingriff in die Freiheitsrechte. Elemente wie ein Losverfahren, die mit Gerechtigkeitsproblemen einhergingen, dürften nur als letztes Mittel zur Anwendung kommen. "Selbstverständlich schützt weiterhin Artikel 4 des Grundgesetzes alle Menschen davor, gegen ihr Gewissen zum Dienst an der Waffe gezwungen zu werden." Ausdrücklich begrüßte er alle politischen und gesellschaftlichen Maßnahmen, die die zivilen Freiwilligendienste ausbauen und stärken.
Auch der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg hatte am Donnerstag der KNA gesagt, dass es eine kluge Entscheidung sei, dass auch die Freiwilligendienste gestärkt werden sollten. Die getroffene Regelung zum Wehrdienst könne als ein "Stufenmodell von der Freiwilligkeit zur Pflicht" bezeichnet werden. "Aus diesem Grund ist es gut, dass die neue Regelung verpflichtende Elemente vorsieht, aber grundsätzlich auf Freiwilligkeit setzt." Diese Freiwilligkeit sei nur dann zielführend, wenn genügend Freiwillige zur Verfügung stehen. "Es bleibt somit abzuwarten, ob die getroffene Entscheidung ausreicht."
"Sache der Politik"
Militärbundesrabbiner Zsolt Balla begrüßte grundsätzlich, dass eine Entscheidung getroffen wurde. "Doch der Wehrdienst und dessen Ausgestaltung ist Sache der Politik", sagte Balla der KNA. Mit Blick auf die Militärseelsorge betonte er: "Besonders am Herzen liegen uns gute Bedingungen für alle Soldatinnen und Soldaten, egal, ob jung oder altgedient."
Falls junge Juden künftig zum Wehrdienst herangezogen werden sollten, sehe sich die 2021 gegründete jüdische Militärseelsorge in der Verantwortung, für ihr Wohl zu sorgen und sie bestmöglich zu betreuen - "während wir auch allen anderen Soldatinnen und Soldaten weiterhin zur Seite stehen", betonte Balla.