Neuer Entwurf zu dem von Diktator Franco errichteten Bürgerkriegs-Denkmal im "Tal der Gefallenen" nahe Madrid sieht tiefgreifende Veränderungen vor - Hintergrundbericht von Manuel Meyer
Madrid, 14.11.2025 (KAP/KNA) Die geplante Umgestaltung der Bürgerkriegs-Gedenkstätte im "Tal der Gefallenen" nahe Madrid nimmt konkrete Form an. Spaniens sozialistische Regierung stellte nun den Siegerentwurf eines Ideenwettbewerbs vor, der tiefgreifende Veränderungen an der von Diktator Francisco Franco (1892-1975) errichteten Anlage vorsieht. Der Entwurf trägt den Titel "Die Basis und das Kreuz". Er soll den monumentalen Komplex mit in den Fels gehauener Basilika und rund 150 Meter hohem freistehenden Steinkreuz zu einem "Ort der Reflexion und des Dialogs" machen.
Der Beginn des mehrjährigen Bauprojekts ist für 2027 geplant - die Gesamtdauer ist laut den Initiatoren nicht genau zu spezifizieren. Das Budget beläuft sich auf rund 31 Millionen Euro. Eine der gravierendsten Veränderungen betrifft die eindrucksvolle Freitreppe, die bisher zur Basilika führt. Sie soll verschwinden. An ihrer Stelle ist ein breiter, horizontaler Einschnitt - ein "Riss" - vorgesehen, um "die starre Achse des Denkmals aufzubrechen". Unter dem künstlichen Spalt soll eine kreisförmige Vorhalle entstehen - mit Zugang zur Basilika und zu einem neuen "Gedenkraum".
Umbaupläne sind umstritten
Doch die Umbaupläne sind umstritten, wie die Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet. Regierung und katholische Kirche ringen seit Jahren um die Zukunft der Stätte, in der die Sozialisten lediglich einen "Pilgerort für Faschisten" sehen. Tatsächlich ist die Symbolkraft ambivalent, der historische Ballast enorm.
Franco ließ die einzigartige Anlage noch zu Lebzeiten errichten, um die "für Gott und Spanien" Gefallenen des Bürgerkriegs (1936-1939) zu ehren. Bei den Bauarbeiten mussten Tausende republikanische Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen schuften. In einer Gruft liegen immer noch die Gebeine Zehntausender Soldaten. Viele wurden anonym beerdigt. Längst nicht alle waren Franquisten. Unter den Toten sind auch zahllose gegnerische Republikaner. Viele Hinterbliebene sehen dies bis heute als Demütigung.
Franco selbst wurde bereits 2019 nach langem juristischen Tauziehen umgebettet, seine Gebeine ruhen nun auf einem Friedhof nahe Madrid. 2022 verabschiedete die Linksregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez ein "Gesetz zur demokratischen Erinnerung". Damit will sie die Zeit der Diktatur gemäß dem eigenen Geschichtsbild aufarbeiten. Das "Tal der Gefallenen" wurde - zumindest nach offizieller Lesart - in "Tal von Cuelgamuros" umbenannt. Die Basilika sollte nach den Vorstellungen der Sozialisten in ein Erinnerungs- und Dokumentationszentrum umgewandelt werden.
Mönche leisten Widerstand
Doch vor allem die ansässigen Benediktiner-Mönche, die seit 1958 für das Gotteshaus zuständig sind, kämpften um seinen Erhalt. Mit Erfolg. Ein mühsam erzielter Kompromiss unter Mitwirkung des Vatikans sieht vor, dass Kirche und Benediktinergemeinschaft bestehen bleiben. Aber viele Details sind weiter unklar. Erst im April hatte etwa das Erzbistum Madrid den von der Regierung veranlassten Ideenwettbewerb grundsätzlich infrage gestellt. In einer Erklärung hieß es damals: "Die katholische Kirche hat die Umwidmungspläne der spanischen Regierung niemals unterstützt oder vorangetrieben."
Auch von anderer Seite kommt Kritik. Die Vereinigung der Franco-Opfer (ARMH) meldete sich auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zu Wort. Sie hält nichts von dem nun vorgestellten Entwurf. Der ARMH-Vorsitzende Emilio Silva sagte: "Die von Franco errichtete katholische Kirche bleibt genauso wie das Kreuz als faschistisches Denkmal, während noch Zigtausende Leichen ehemaliger Arbeitshäftlinge innerhalb der Mauern verscharrt sind."