Geschäftsführerin der Wiener Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa, Tang, in "Presse": Insbesondere deutsche Medien verharmlosen Gewalt gegen Christen - EU-Kommission sollte auch Stelle für antichristliche Hassverbrechen einrichten
Wien, 14.11.2025 (KAP) Die Wiener Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa (OIDAC) warnt vor einer weiter ansteigenden Feindlichkeit und Hassverbrechen gegenüber Christen speziell in Europa. Die Bilanz für 2024 falle "düster" aus, gab OIDAC-Geschäftsführerin Anja Tang in einem Gastbeitrag in der "Presse" (Freitag) einen Einblick in den neuen Jahresbericht, der offiziell am kommenden Montag präsentiert wird. Christliche Kirchen seien in Europa bei Brandanschlägen und Angriffen mit Abstand am häufigsten betroffen, allein in Deutschland sei die Zahl christenfeindlicher Straftaten zwischen 2022 und 2023 um 105 Prozent und 2024 erneut um 20 Prozent gestiegen, so Tang. Selbst in "katholischen Ländern" wie Polen würden Gläubige "vermehrt ins Visier" geraten.
In der Verantwortung sieht Tang die EU-Kommission, die bislang "keinen Bedarf" sehe, "neben den bestehenden Koordinatoren für antisemitische und antimuslimische Straftaten auch eine vergleichbare Stelle für antichristliche Hassverbrechen einzurichten". Dies sei angesichts der Faktenlage laut Tang "nicht nur inkonsequent, sondern auch politisch bequem". Eine Demokratie dürfe sich "keine doppelten Standards leisten". Wer zulasse, dass Übergriffe auf Christen verharmlost oder ignoriert werden, "schwächt den Schutz aller religiösen Gruppen und zuletzt der Gesellschaft insgesamt", so Tang. "Denn wo Gläubige ausgegrenzt, attackiert oder an den Pranger gestellt werden, ist nicht nur die Religionsfreiheit bedroht, sondern das Fundament der Grundrechte insgesamt."
Tang nutzte ihren Gastbeitrag zugleich für eine scharfe Kritik speziell an deutschen Medien bzw. Rundfunkanstalten. Sie orte vielfach "stereotype Darstellungen, die Christen aufgrund ihrer Glaubenspraxis oder Zugehörigkeit diskreditieren". So würden sich laut ihrer Einschätzung die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland "neuerdings in der Pflicht" sehen, "die Bevölkerung statt vor dem grassierenden Kirchenvandalismus vor den Gefahren christlicher Missionierung zu warnen", so Tang unter Verweis auf entsprechende Kommentierungen von Fußballern, die öffentlich beten und denen damit missionarische Absicht unterstellt werde.
Auch bei anderen Themen wie der Berichterstattung über die Ermordung von rund 200 Christen im Juni in Nigeria hätten entsprechende Berichte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unterschlagen, dass die Angreifer Muslime seien. Hier stelle sich laut Tang das "mulmige Gefühl" ein, dass nur jene Stimmen zitiert würden, deren Analysen in ein "vorgefertiges Framing" passen.
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