Tagung zur "Würde von Kindern und Jugendlichen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz" in Rom - Auch Papst pocht auf digitale Pädagogik
Vatikanstadt/Rom, 14.11.2025 (KAP) Zu mehr digitaler Bildung und einem interdisziplinären und interkulturellen Austausch über eine ethische Grundlegung der Künstlichen Intelligenz ermutigt der Jesuit und international bekannte Safeguarding-Experte Hans Zollner von der päpstlichen Universität Gregoriana. In Sachen digitaler Pädagogik, der sich Schulen und Universitäten in konzertierter Weise stellen, sei "viel Luft nach oben", sagte Zollner dem Online-Portal "Vatican News" (Donnerstag) am Rande einer Tagung zur "Würde von Kindern und Jugendlichen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz" in Rom. Die katholische Kirche könne hier wichtige Weichenstellungen mit gestalten und habe die "große Möglichkeit, eine wichtige Funktion zu erfüllen, die sonst niemand erfüllt", so der Experte.
Die Risiken gerade auch für Kinder im Zusammenhang der digitalen Welt und insbesondere der KI seien mannigfach, schilderte Zollner. Neben den Auswirkungen etwa der Abhängigkeit von Mobilgeräten auf Gehirnmechanismen sei Beziehungsgestaltung ein weiteres großes Thema. "Wie gehen Kinder, Jugendliche, miteinander um über diese Kanäle? Wie beeinflussen zum Beispiel Chatbots auch die emotionale Welt, die Vorstellungswelt? Wie beeinflussen sie, wie Vertrauen aufgebaut wird? Welche Vorstellungen von Freundschaften entwickeln sich?", gab Zollner Beispiele. Neben vielen guten Dingen, die Künstliche Intelligenz biete und die Menschen das Leben in vielen Bereichen leichter machten, stelle sich daher auch die Frage eines besseren Schutzes für Kinder und Jugendliche bei der Nutzung solcher Technologien.
"Ich glaube, immer mehr Menschen werden auch sich dessen bewusst, dass die Mittel, die wir haben, sowohl im Internet als auch in der künstlichen Intelligenz, nicht dazu dienen, dass es uns als Menschheit besser geht, sondern dass wir an einer sehr kritischen Schwelle stehen, an der große Gefahren auch für das Weiterleben der Menschheit produziert werden", wurde Zollner im "Vatican News"-Interview deutlich.
Papst pocht auf digitale Pädagogik
Die von der Stiftung "Child for Study and Research into Childhood and Adolescence" gemeinsam mit "Telefono Azzurro" ausgerichtete Konferenz in Rom brachte nach Angaben des vatikanischen Nachrichtenportals führende Vertreter aus Wissenschaft, Institutionen, Forschung und Technologie zusammen, um die ethischen, rechtlichen, sozialen und anthropologischen Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz zu erörtern. Ziel war die Förderung eines interdisziplinären und interkulturellen Dialogs über KI und die Arbeit an einer gemeinsamen Vision eines digitalen Humanismus, basierend auf Respekt, Empathie und Verantwortung.
Zum Abschluss wurde eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Papst Leo XIV., der sich regelmäßig akzentuiert zum Thema KI äußert, empfing die Teilnehmer am Donnerstag in Audienz. Künstliche Intelligenz werfe "wichtige ethische Fragen" auf, insbesondere hinsichtlich des Wohlergehens von Minderjährigen, seien diese doch "besonders anfällig für Manipulationen durch KI-Algorithmen, die ihre Entscheidungen und Präferenzen beeinflussen können", sagte der Papst laut "Vatican News".
Eltern und Erzieher müssten sich dieser Dynamik bewusst sein, und es brauche Instrumente, um die Interaktion junger Menschen mit Technologie zu überwachen und zu lenken. In der Pflicht sieht Leo XIV. hier einerseits Regierungen und internationale Organisationen. Sie seien dafür verantwortlich, Maßnahmen zum Schutz der Würde Minderjähriger im Zeitalter der KI zu entwickeln und umzusetzen. "Dazu gehört die Aktualisierung bestehender Datenschutzgesetze, um den neuen Herausforderungen durch aufkommende Technologien gerecht zu werden, sowie die Förderung ethischer Standards für die Entwicklung und Nutzung von KI", so der Papst. Neben politischen Maßnahmen brauche es einen mündigen Umgang mit KI und den neuen digitalen Möglichkeiten, schärfte das Kirchenoberhaupt die Notwendigkeit "digitale Bildung" ein.
Leo XIV. vor Teilnehmern eines Kongresses zu Medizin und Künstlicher Intelligenz: "Es ist leicht zu erkennen, welch zerstörerisches Potenzial Technologie und sogar medizinische Forschung entfalten können, wenn sie in den Dienst antihumaner Ideologien gestellt werden"