Katechumenats-Zuständige auf Studienreise zu innovativen Projekten in Prag - Theologe und Philosoph Halik: Moderne Glaubensvermittlung braucht intellektuelle Redlichkeit, Reflexion wie auch persönliche Erfahrung
Prag/Wien, 13.11.2025 (KAP) Auch in säkularem Umfeld können innovative Formen der Taufvorbereitung für Erwachsene entstehen, wobei Qualität, persönliche Begleitung und Gemeinschaft darüber mitentscheiden, ob Menschen nach Empfang des Sakraments im Glauben verwurzelt bleiben: Das hat eine dreitägige Studienreise nach Prag von über 20 Katechumenats-Verantwortlichen aus den Diözesen Wien, Linz, Graz-Seckau und Gurk-Klagenfurt und Ungarn gezeigt, die am Mittwoch zu Ende ging. Mit dabei waren unter anderem der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa, Pastoralamtsleiter Markus Beranek und Gabriela Eder-Cakl vom Österreichischen Pastoralinstitut.
Eingehend befassten sich die Teilnehmenden eingangs mit den kirchlichen Rahmenbedingungen in Tschechien. Laut Angaben von Daniel Chytil, Datenexperte bei der Tschechischen Bischofskonferenz, bekennen sich dort nur 13 Prozent der Bevölkerung zu einer christlichen Konfession, etwa neun bis zehn Prozent zur katholischen Kirche. 49 Prozent bezeichnen sich ausdrücklich als atheistisch, während etwa ein Drittel bei Volkszählungen keine Angabe zur Religion macht. In Mähren, dem traditionell katholischeren Landesteil, liegt der Katholikenanteil bei 30 Prozent, während im Westen und Norden - etwa in der Diözese Leitmeritz oder in Pilsen - weite Gebiete als weitgehend entkirchlicht gelten.
Die Ursachen dieser Entwicklung wurden in historischen und gesellschaftlichen Prozessen verortet: In der Reformation und Gegenreformation, der langen Identifikation von Katholizismus mit der Habsburgermonarchie sowie der kommunistischen Religionspolitik. Der Verlust kirchlicher Strukturen nach der Vertreibung der sudetendeutschen Bevölkerung nach 1945 - Kardinal Christoph Schönborn als Kleinkind zählte hier mit seiner Familie dazu - habe zudem in manchen Regionen eine völlige religiöse Leere hinterlassen, so Chytil.
Dreimal mehr Erwachsenentaufen als Österreich
Trotz dieser Situation verzeichnet die katholische Kirche in Tschechien jährlich bei rund 14.000 Kindertaufen - ein Drittel der Zahl in Österreich - an die 1.000 Erwachsenentaufen, dreimal so viele wie beim südlichen Nachbarn. Auffällig ist dabei laut Chytil, dass die Erwachsenentaufen häufig gerade in städtischen und säkular geprägten Regionen stattfinden. Den Gesprächen zufolge haben rund drei Viertel der tschechischen Pfarren bereits Erfahrung mit Erwachsenentaufen, deutlich mehr also als in Österreich.
Einblicke in die Praxis gab im Rahmen der Studienreise der Besuch in der Prager Salesianerpfarre Kobylisy, die seit den 1990er-Jahren im Katechumenat aktiv ist und seit über 20 Jahren die international bekannten Alpha-Glaubenskurse anbietet. Pfarrer Radek Gottwald stellte gemeinsam mit seinem Team - einer Ordensschwester und einem Pastoralassistenten - das lokale Modell vor: So werden in Kobylisy Alphakurse und Katechumenat miteinander zu einem zweijährigen Vorbereitungsprozess verbunden, zu dem auch gemeinsame Wochenenden gehören. In der Pfarre, eine der größten Prags mit rund 1.000 Messbesuchern an Sonntagen, gibt es jährlich zwischen fünf und fünfzehn Erwachsenentaufen.
Studentenpastoral als Vorreiter
Über die Arbeit mit Studierenden berichtete am zweiten Tag Martin Stanek, Pastoralassistent in der Prager Studentenpfarre "Salvator". In der von Tomas Halik geleiteten Pfarre existieren verschiedene Gruppen für Taufbewerberinnen und Taufbewerber, für Erwachsene mit Firmwunsch mit religiöser Sozialisation sowie auch für solche ohne derselben, die eine ausführliche Katechese durchlaufen. Der Kurszyklus dauert zwei Jahre und wird alle zwei Jahre neu gestartet, jüngst mit insgesamt 150 Teilnehmenden, wobei rund ein Drittel davon erfahrungsgemäß zwischendurch wieder aussteigen.
Die Katechesen - laut den Berichten sehr reflektiert und intellektuell hochstehend, durchgeführt von einem Team mit und um Pfarrer Halik - finden wöchentlich in der Sakristei der Salvator-Kirche statt, zumal keine anderen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden Wochenenden im Kleingruppenformat im ehemaligen Kapuzinerkloster Kolín angeboten, mit Schwerpunkten auf Gebet, Meditation, Bibel und Gemeinschaft. Neugetaufte berichteten im Austausch, dass diese Wochenenden für den weiteren Glaubensweg besonders entscheidend gewesen seien.
Im anschließenden Austausch mit den österreichischen Teilnehmern wurden Parallelen zu den Erfahrungen in Österreich sichtbar - insbesondere die Frage, wie Neugetaufte nach der Taufe in kirchliche Strukturen eingebunden und dauerhaft begleitet werden können. Die Verbindung von "intellektueller Redlichkeit und Reflexion, aber auch persönlicher Erfahrung" sei wesentlich für eine zeitgemäße Glaubensvermittlung, befand Halik, der sich für die Besucher aus Österreich ausführlich Zeit nahm. Der bekannte Theologe und Philosoph sprach über die Herausforderungen der Säkularisierung und die Notwendigkeit, nach der Taufe stabile Gemeinschaften zu schaffen.
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