Klagenfurter Bio-Urnenfriedhof, Linzer Domcenter und Renovierung von ehemaligem Pfarrhof Hartberg in der Letzauswahl - Siegerehrung am 28. November
Wien, 12.11.2025 (KAP) Die Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs (ZV) hat die Nominierten für den Bauherr:innenpreis 2025 bekanntgegeben. Unter den herausragenden Projekten befinden sich gleich drei Bauvorhaben mit direktem Bezug zu Kirchen oder kirchlichen Institutionen. Wer den Preis bekommen hat, wird bei der Preisverleihung am 28. November ab 17 Uhr in den Kasematten in Wiener Neustadt öffentlich gemacht. Am Tag darauf, 29. November, sind Teilnehmende zu einer Exkursion zu ausgewählten Architekturprojekten eingeladen.
In Kärnten wird der Bio-Urnenfriedhof "Paradies am Dom" in Klagenfurt nominiert. Bauherrin ist die Dompfarre, die architektonische Gestaltung des Objekts im Hemmahof nahe dem Dom kommt von ABEL und ABEL Architektur ZT GmbH, die Freiraumplanung von Walch Landschaftsarchitektur. Der Urnenfriedhof mit einer Kapazität von bis zu 700 kompostierbaren Urnen verzichtet auf Grabpflege durch Hinterbliebene. Er soll durch seine Lage das Gedenken mitten im urbanen Raum verankern und Stadt- sowie Kirchennähe verbinden.
Der Urnenfriedhof steht für "Agape, Kommunikation und Bestattung gleichermaßen", heißt es seitens der Jury, geplant in einem kooperativen Prozess über drei Jahren. Das "Paradies am Dom" sei heute eine "überraschend wohltuende Oase der Ruhe mitten im Zentrum der Altstadt", dank der nun tagsüber offenstehenden Begrenzungsmauer des Innenhofs, des Schattenspiels der Drehtüren und der Wildblumenbeete. Die Namen aller Bestatteten werden nur in einem feinem Gewebe aus Metallrechtecken, das den Garten einfasst, eingraviert.
Pavillon am Dom
Nominiert ist auch das Besucher- und Informationszentrum Domcenter in Linz, ein neu errichteter barrierefreier Willkommens- und Begegnungsraum direkt am Mariendom, der Führungen, Veranstaltungen und den Domshop-Betrieb unterstützt. Realisiert wurde das Projekt im Auftrag der Bischof-Rudigier-Stiftung zusammen mit den Architekturbüros Peter Haimerl Architektur und Studio Clemens Bauder sowie der Tragwerksplanung von Weilhartner ZT GmbH.
Die Auftraggeber des Domcenters hatten nach einer Lösung dafür gesucht, dass der Haupteingang der neugotischen Kirche im Norden liegt, der große Domplatz, der für kulturelle wie religiöse Ereignisse der Stadt genutzt wird, jedoch im Osten. Die bislang weitgehend verschlossene Seite der Bischofskirche habe geöffnet werden sollen, mit direktem Zugang zum Domschatz und Integration verschiedener Funktionen. So entstand ein Pavillon aus leichten, baldachinartigen Sichtbetongewölben, die von Ferne wie ein Zelt erscheinen, das sich an den Dom lehnt und auch stilistische Anklänge erkennen lässt, ohne dabei das Gotteshaus selbst anzutasten.
Neubelebter Pfarrhof
Historischen Kirchenbezug hat der ehemalige Pfarrhof in der zum oststeirischen Hartberg gehörenden Lebing Au. Für das barocke, denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1775 wurde durch Bauherr Oskar Beer in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro epps Ploder Simon ZT GmbH ein neues Nutzungskonzept als Veranstaltungszentrum mit Gästeunterkünften umgesetzt. Dabei blieb die ursprüngliche öffentliche Funktion erhalten, hieß es.
Schon beim Verkauf der Immobilie hatte die Diözese Graz-Seckau von den Interessenten im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens neben dem Kaufangebot auch ein Nachnutzungskonzept eingefordert. Den Zuschlag erhielt der Geschäftsführer einer ortsansässigen Zimmerei mit seiner Familie, der sich für einen Rückbau hin zum Wesentlichen, ergänzt durch wertvolle Neuinterpretationen und Berücksichtigung zeitgemäßer funktioneller und ästhetischer Anforderungen entschied.
Außergewöhnliche Lösungen
Der ZV-Bauherr:innenpreis wird seit 1967 vergeben und würdigt Persönlichkeiten oder Personenkreise, die sich in besonderer Weise um die Baukultur in Österreich verdient gemacht haben. Bewertet werden dabei insbesondere architektonische Qualität, innovativer Charakter und der Beitrag zur Verbesserung des Lebensumfeldes. Die Jury sucht nach Projekten, bei denen die enge Zusammenarbeit von Bauherren und Architekten zu außergewöhnlichen Lösungen geführt hat.