Brasilianisch-österreichischer Bischof am Rande der Weltklimakonferenz zu Radio Vatikan: Einsatz für Überleben der indigenen Völker und Ökosystem des Amazonas bleibt eine Lebensaufgabe
Belem/Rom, 12.11.2025 (KAP) Der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräutler hat zur Weltklimakonferenz COP30 die schwierige, aber konsequente Präsenz der Kirche in Amazonien hervorgehoben. "Amazonien wurde immer von den Bischöfen und von den Ordensleuten verteidigt gegen die Machenschaften großer Konzerne oder die Machenschaften, die mit den Indios Schluss machen wollten", sagte der emeritierte Bischof von Xingu am Rande der Konferenz in Belem dem Sender Radio Vatikan (Dienstag). Die Kirche sei in Amazonien immer gegenwärtig gewesen, "wenn auch mit großen Schwierigkeiten", so der aus Vorarlberg stammende Bischof, der eine der bekanntesten Stimmen im Einsatz für die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und den Erhalt des Amazonas-Regenwaldes ist.
Der heute 86-jährige Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof von Altamira-Xingu, der mit 350.000 Quadratkilometern damals flächenmäßig größten Diözese Brasiliens und lebt bis heute vor Ort. Im Gespräch mit Radio Vatikan/Vatican News erinnerte er sich an eine Episode während eines Besuchs in Berlin, wo ihm zwei Gesprächspartner geraten hätten, sich nur für die Armen einzusetzen und nicht über die Indios zu sprechen, da diese in 20 Jahren ohnehin verschwunden sein würden, weil sie auf Gebieten leben, die reich an Bodenschätzen sind.
Ein Rat, den Kräutler nicht befolgte. Jahrzehntelang war er Präsident des Indigenenmissionsrates CIMI der Brasilianischen Bischofskonferenz, machte sich für die Verankerung der Rechte der Indigenen stark, trat gegen die Öffnung indigener Reservate für die wirtschaftliche Nutzung durch multinationale Konzerne ein und stand an vorderster Front der Proteste gegen den Bau des Amazonas-Kraftwerks Belo Monte. In Regionen in ganz Amazonien plünderten Holzhändler alle Edelhölzer "bis kein einziger Baum mehr stand", machte er auch im aktuellen Interview mit den Vatikanmedien aufmerksam.
In seiner brasilianischen Wahlheimat lebt der Bischof seit Jahren unter ständigem Polizeischutz. Ende der 1980er Jahre überlebte er knapp einen Mordanschlag, zwischenzeitlich wurde sogar ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. "Ich selbst bin jahrelang von Polizisten begleitet worden, weil ich mich lautstark für das Überleben der indigenen Völker und für das Makrobiom eingesetzt habe", so Kräutler, der 2010 dafür mit dem Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) ausgezeichnet wurde. Dieser Einsatz sei eine Aufgabe, die er fortführen werde, solange er lebe.
Menschen, die für den Schutz des Amazonas ihr Leben aufs Spiel setzen, will die Erzdiözese Belem ehren, indem sie am Rande der Weltklimakonferenz an diesem Mittwoch eine "Caminhada dos Martires da Casa Comum" organisiert, eine Gedenkprozession für alle jene, die wegen ihres Einsatzes für das "Gemeinsame Haus" Märtyrer wurden. Damit wolle man zeigen, dass es sich nicht um Protest handele, sondern um ein Zeugnis "und dass ihr Opfer nicht umsonst war", sagte Belems Erzbischof Julio Endi Akamine laut dem Online-Portal "domradio.de". Auch wenn die vielen Opfer nicht offiziell vom Vatikan anerkannt seien, ist er überzeugt: "Diese Menschen sind Zeugen und Vorbilder für Engagement, Nächstenliebe und den Glauben an Gott: Deshalb sprechen wir von Märtyrern."