Abt Ludwig Wenzl setzt als Nachfolger von Georg Wilfinger bei Glaubensweitergabe und Erhalt der Klostergemeinschaft auf Dialog im Sinne des Konzils
Melk, 14.11.2025 (KAP) Nach seiner Wahl am 11. September und der am 26. Oktober erfolgten Benediktion zum Abt von Stift Melk hat der Benediktiner Ludwig Wenzl (40) am 7. November alle Vollmachten zur Leitung des Stiftes übernommen. Als Nachfolger von Georg Wilfinger (76) Damit obliegt Abt Wenzl die Letztverantwortung für das Stift mit seinen 21 Mönchen und 23 Pfarren sowie für die Wirtschaftsbetriebe, das Stiftsgymnasium, das derzeit von 840 Schülerinnen und Schülern besucht, und die insgesamt rund 340 Bediensteten. Einblicke in sein Denken und seine neue Aufgabe gab der junge Abt kürzlich Medienschaffenden im Rahmen einer Pressereise der Österreichischen Ordenskonferenz.
Das Datum für die Amtsübergabe am 7. November war nicht zufällig gewählt: Am selben Tag vor 24 Jahren hatte Wilfinger von seinem damaligen Vorgänger, den bereits verstorbenen Benediktiner Burkhard Ellegast, die Leitung der seit 1089 existierenden Abtei an der Donau übernommen. Seither hatte Wilfinger für zwei Amtsperioden als Abt fungiert.
Dialog und Offenheit
Zentrales Anliegen des jungen Abtes sei es, das "seit der Auferstehung Jesu Christ entfachte Glaubensfeuer weiterzutragen" und dies vor allem im Dialog. Sein Wahlspruch "Gaudium et spes" ("Freude und Hoffnung") in Anlehnung an das gleichnamige Konzilsdokument über die Kirche in der Welt wolle bewusst diesem dialogischen Grundauftrag von Kirche entsprechen und sei prägend für sein Amtsverständnis. "Nur wenn diskutiert wird, bewegt sich auch etwas", so der neue Abt.
"Probleme entstehen, wenn es Verhärtungen gibt und keine Dialogbereitschaft gibt. Mich stört, wenn es keinen Dialog gibt", so Wenzl auch im Blick auf innerkirchlich umstrittene Themen. Hinsichtlich der Frage nach dem Pflichtzölibat oder der Rolle von Frauen in der Kirche betonten sowohl Wenzel als auch Wilfinger, dass sie in diesen Fragen eine ähnlich offene Haltung hätten wie der für Wien ernannte Erzbischof Josef Grünwidl. Nachsatz Wilfinger: "Melk ist dafür bekannt, dass wir offen sein wollen, für manche sind wir ja als liberal verschrien."
Mit derzeit 21 Mönchen sei der Konvent etwas kleiner als in den vergangenen Jahrzehnten. Aber es habe erst kürzlich einen Eintritt gegeben. Der neue Mitbruder befinde sich derzeit im Studium und habe den Weg ins Kloster über die hauseigene Internetseite gefunden. Für die meisten Eintritte seien persönliche Begegnungen entscheidend gewesen, oft auch über das Melker Stiftsgymnasium. Aber Social Media werde immer wichtiger, deswegen sei er sehr froh über die beiden Mitbrüder, die als "MelkMonkfluencer" via Instagram Einblicke ins Klosterleben geben, so Abt Wenzl.
Großprojekt Bibliotheksrestaurierung
"Wirtschaftlich kämpfen wir uns durch", sagte Wilfinger im Blick auf die Erhaltung der größten Klosteranlage des österreichischen Barocks, wobei gerade im Blick auf Restaurierungen in den letzten Jahrzehnten viel gelungen sei. Das inzwischen wirtschaftlich wichtigste Standbein sei der Tourismus mit jährlich rund 500.000 Besuchern. "Corona war daher für uns ein harter Einschnitt durch den fehlenden Tourismus", so Wilfinger.
Bereits begonnen habe man mit der Restaurierung der Bibliothek, die mit rund 12 Mio. Euro veranschlagt ist und insgesamt zehn Jahre dauern werde. Den größten Anteil daran trage das Stift, 25 Prozent komme vom Land, 15 Prozent vom Bund, 3 Prozent von der Stadtgemeinde und einiges vom Förderverein. Die Bibliothek umfasst zur Zeit insgesamt ca. 100.000 Bände, darunter ca. 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln.
Abt mit Tourismusausbildung
Der 40-jährige Ludwig Wenzl war am 11. September zum 68. Abt von Stift Melk gewählt worden. Er ist Nachfolger von Abt Georg Wilfinger, der seit 2001 an der Spitze des Konvents stand. Die Amtszeit des neu gewählten Abtes beträgt zwölf Jahre. Der in Waidhofen/Ybbs und Aschbach Markt aufgewachsene Wenzl machte zunächst eine Ausbildung zum Hotel- und Touristikkaufmann. 2010 trat er ins Stift Melk ein, studierte Theologie und Geschichte in Salzburg; 2014 legte er die feierliche Ordensprofess ab. Weihbischof Anton Leichtfried spendete ihm im November 2021 die Priesterweihe und vollzog heuer am 26. Oktober an ihm die Abtbenediktion. Vor der Abtwahl leitete Wenzl im Stift Melk die Bereiche Kultur und Tourismus, die Pforte und das Stiftsarchiv, zuvor unterrichtete er am Stiftsgymnasium katholische Religion sowie Geschichte und Sozialkunde.
Das seit dem Jahr 1089 bestehende Benediktinerstift Melk ist heute die größte Klosteranlage des österreichischen Barocks und als Wahrzeichen der Wachau Teil des UNESCO-Welterbes. Jährlich kommen rund 500.000 Besucherinnen und Besucher in das Stift mit Kaiserstiege, Marmorsaal, Bibliothek und Stiftskirche. Im Stift befindet sich auch ein neusprachliches bzw. humanistisches Gymnasium mit Öffentlichkeitsrecht, das zu den ältesten katholischen Privatschulen Österreichs zählt. (Infos: www.stiftmelk.at)
Zahlreiche Vertreter aus Kirche und Politik, darunter designierter Wiener Erzbischof Grünwidl und Landeshauptfrau Mikl-Leitner, bei feierlicher Abtbenediktion als liturgischem Amtsbeginn des 68. Abt von Stift Melk - Offizielle Amtsübernahme am 7. November