Hilfsorganisation drängt auf bundesweit einheitliche Sozialhilfe, Mindeststandards und Kindergrundsicherung - Präsidentin Tödtling-Musenbichler: "Sozialhilfe reicht nicht zum Leben"
Wien, 12.11.2025 (KAP) Wie neueste Zahlen des Sozialministeriums zeigen, schützt Sozialhilfe in Österreich nicht vor Armut: Darauf hat die Caritas am Mittwoch aufmerksam gemacht. Über 200.000 Menschen waren im Jahr 2024 auf Sozialhilfe angewiesen - ein Anstieg von 4,5 Prozent. Die Sozialhilfe reiche nicht zum Leben aus und lasse zu viele durchs Netz fallen, betonte Caritaspräsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. "Das ist kein Randproblem, sondern betrifft zehntausende Kinder in Österreich", wies Tödtling-Musenbichler auf die größte Beziehergruppe hin. Die Caritas fordert eine Reform der Sozialhilfe, bundesweit einheitliche Mindeststandards und eine Kindergrundsicherung, um Armut zu beenden und Kinder abzusichern.
Die Sozialhilfe dürfe niemanden unter das Existenzminimum fallen lassen und müsse in Notsituationen auffangen, so die Caritaspräsidentin. Neue Daten der Sozialhilfestatistik der Statistik Austria hingegen zeigten, wie prekär die Lage von Sozialhilfeempfängern, insbesondere von Kindern, sei. In Haushalten mit Kindern können 70 Prozent keine unerwarteten Ausgaben bestreiten, 23 Prozent können sich keine kostenpflichtigen Freizeitaktivitäten leisten und 46 Prozent können Rechnungen nicht pünktlich begleichen.
Auch die Bereiche Gesundheit und Wohnen seien betroffen: 28 Prozent der Sozialhilfeempfänger leben laut Statistik Austria in feuchten oder beschädigten Wohnungen, und 51 Prozent schätzen ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht ein. 20 Prozent leben trotz Sozialhilfe in absoluter Armut.
Die Caritas fordert daher eine Reform der Sozialhilfe und "ein verlässliches, bundesweit einheitliches Netz, das Menschen in einer Notlage auffängt". Denn derzeit arbeiteten einige Bundesländer an eigenen Modellen. "So entsteht ein Fleckerlteppich, der Gerechtigkeit durch Zufall ersetzt", kritisierte Tödtling-Musenbichler. Zudem dürfe das Versprechen einer Kindergrundsicherung unabhängig vom Einkommen der Eltern nicht gebrochen werden. Auch vor einer geplanten Anrechnung der Familienbeihilfe auf die Sozialhilfe warnte die Caritas. Dies würde einer Kürzung um bis zu 200 Euro pro Kind und Monat gleichkommen und wäre "ein direkter Angriff auf das Existenzminimum von Kindern".