Leiter des Hilfswerks Korbgemeinschaft, P. Ghoneim, berichtet über seinen jüngsten Besuch in Syrien - Leichte allgemeine Verbesserungen, aber Angst der Menschen vor ungewisser Zukunft deutlich zu spüren - Korbgemeinschaft errichtet Sozialläden zur Versorgung der verarmten Bevölkerung
Wien/Damaskus, 12.11.2025 (KAP) Auch wenn die politischen Umstände derzeit noch sehr unsicher sind, ist Hilfe in Syrien möglich. Das berichtet der aus Syrien stammende Wiener melkitische Priester P. Hanna Ghoneim, der das Hilfswerk Korbgemeinschaft leitet. Ghoneim hat Mitte Oktober zwei Wochen lang Syrien besucht. In einem Kathpress vorliegenden Schreiben berichtet er über seine Erfahrungen: "Insgesamt waren meine Eindrücke dieses Mal besser als erwartet. Das heißt aber nicht, dass die Lage gut geworden ist. Wir sind leider noch sehr weit davon entfernt."
Die humanitäre Lage sei nach wie vor bedrückend. Die Wirtschaft benötigt noch sehr viel Wiederaufbauarbeit, um Arbeitsplätze zu schaffen. Allerdings, so der Eindruck des Geistlichen, sei es allgemein etwas besser als vor dem politischen Wechsel. Trotz der allmählichen Verbesserungen habe er aber in vielen Begegnungen die Angst der Menschen vor einer ungewissen Zukunft gespürt. "Die Tendenz, abzuwandern, ist nicht kleiner geworden, sondern ganz im Gegenteil - besonders unter den jungen Familien - sehr stark", so Pfarrer Ghoneim.
In einigen Regionen gebe es inzwischen wieder regelmäßiger Strom, berichtet der Geistliche. Der Wermutstropfen: Der Strompreis hat sich verzehnfacht. "Das trifft viele arme Familien sehr hart." Die politische Lage sei nach wie vor unklar und instabil, Vieles sei derzeit noch schwer einzuordnen. Die Situation im Nordosten und im Süden des Landes sei zudem noch immer in jeder Hinsicht angespannt und mancherorts katastrophal, es fehle an Strom, Wasser und medizinischer Versorgung.
Nach wie vor seien viel zu viele Menschen arbeitslos, sogar gut ausgebildete Menschen wie Ärzte, Rechtsanwälte oder Techniker. Auch von den vermeintlichen Aufhebungen der Wirtschaftssanktionen gegen Syrien sei bei der Bevölkerung noch nichts zu spüren. Die Korbgemeinschaft könne aber ihre Hilfsprojekte durchführen. "Die neue Regierung fördert zwar unsere Arbeit nicht direkt, aber wir werden in unserem Tun für das Wohl der Gesellschaft bisher auch nicht beeinträchtigt", so Ghoneim. Die bürokratische Last sei leichter geworden.
Die Hilfe der Korbgemeinschaft kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslimen zugute. Partner der Korbgemeinschaft vor Ort sind kirchliche Einrichtungen wie auch einzelne Priester, die von der Gemeinschaft bei ihrer seelsorglichen und sozialen Hilfe unterstützt werden. Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert oder ärztliche Versorgung vermittelt. Unter anderem hat die Korbgemeinschaft nahe bei Damaskus eine Großbäckerei errichtet, in der für bedürftige Menschen günstiges und zugleich hochwertiges Brot hergestellt wird.
Derzeit arbeitet die Korbgemeinschaft daran, Sozialmärkte einzurichten, in denen die Menschen verbilligte Nahrungsmittel erwerben können. Ghoneim: "Dank der eifrigen Vorbereitungsarbeiten ist die Eröffnung der beiden ersten SOMA-Verkaufsläden im Tal der Christen (in Safita und in Mashta-Azar) und eines dritten Ladens erfreulicherweise schon absehbar. Im neuen Jahr hoffen wir, noch einen vierten Laden eröffnen zu können."
Ghoneim spricht auch die schlimme medizinische Versorgung an. Die Menschen würden sich aus Geldmangel erst dann zu einem Arzt schleppen, wenn die Schmerzen unerträglich werden. Leider seien dann die Behandlungen viel langwieriger und auch kostspieliger. In der Korbgemeinschaft gebe es deshalb auch Überlegungen, ein Ärztezentrum aufzubauen, in dem die Ärmsten gratis behandelt werden.
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