Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sprach bei Michaelsempfang im Beisein von Steinmeier und Klöckner über Auswege aus Vertrauenskrise in Kirche und Politik
Berlin, 11.11.2025 (KAP/KNA) Eine gemeinsame Kraftanstrengung zum Schutz von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt fordert der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Nur so könne man dem massiv sinkenden Vertrauen in Kirche, Politik und andere öffentliche Institutionen entgegenwirken, sagte Bischof Georg Bätzing am Montagabend in Berlin. Vor Spitzenvertretern aus Politik und Gesellschaft warb er für "Kooperationen der Hoffnungsvollen", die gemeinsam für Menschenwürde, Gerechtigkeit, Frieden und Klimaschutz eintreten.
Bätzing äußerte sich beim traditionellen Sankt-Michael-Jahresempfang der Bischofskonferenz. Unter den Hunderten Gästen waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) sowie der Apostolische Nuntius und Papstbotschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic.
Einmischen in gesellschaftspolitische Debatten
Zugleich kündigte Bischof Bätzing an, die Kirche werde sich auch künftig bei grundlegenden gesellschaftspolitischen Debatten und entsprechenden Gesetzesinitiativen zu Wort melden: "Nicht, weil wir besondere Freude daran hätten, als 'Störenfriede' aufzutreten, sondern weil uns durch das Evangelium aufgetragen ist, für Frieden und Verständigung zu streiten." Zu diesem Auftrag gehöre auch, gerade für die Menschen am Rande der Gesellschaft einzutreten.
Der Limburger Bischof warnte vor einem vorschnellen Kulturpessimismus, der den Menschen im Land Selbstzufriedenheit und Undankbarkeit, gepaart mit Politikverdrossenheit, unterstelle. Man dürfe daher "Unglückspropheten und Angstmachern" nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken.
Er führte weiter aus, in den vergangenen Jahren habe sich beim Thema Vertrauen ein entscheidender Wechsel vollzogen: Man vertraue einer bestimmten politischen Partei nicht mehr deshalb, weil sie diese Partei sei, sondern nur noch dann, wenn sie auch wirklich leiste, wofür sie angetreten sei. Ähnlich verhalte es sich mit Blick auf die Kirche. Ein in früheren Zeiten weit verbreiteter Vertrauensvorschuss sei angesichts von Machtmissbrauch und Skandalen "weitgehend aufgebraucht".
Ansprüche bei Missbrauchs-Aufarbeitung
"Dass die Kirche bis heute vielfach hinter ihrem eigenen Anspruch zurückbleibt, wird an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt deutlich. Schon lange ist die Transparenz in der Aufarbeitung zum Prüfkriterium öffentlichen Vertrauens in die Institution geworden", so Bätzing weiter: "Umso massiver sind Vertrauensverluste, wenn der Eindruck entsteht, Aufarbeitung und Betroffenenorientierung würden noch immer schleppend und halbherzig betrieben. Umgekehrt lässt sich aber gerade an dieser so gravierenden Thematik belegen: Wer Probleme angeht und spürbar zu lösen versteht, gewinnt Vertrauen."